Die Rache des Bombenlegers
Bernhardiner und
Schäferhunde, mit denen er auch gleich Keilerei anfange, wenn man ihn nicht
zurückhalte.
„Dabei ist er nur eine halbe Portion.
Aber er hat das Herz eines Löwen.“
Gaby hockte bereits bei den beiden,
streichelte Oskar mit einer und Chico mit der anderen Hand. Ihrem Spitznamen ,Pfote’
machte sie dann alle Ehre, indem sie sich von Chico die Pfote geben ließ. Erst
gab er die linke, dann die rechte — dann, wobei er kerzengerade auf den
Hinterläufen saß — beide.
„Der mag dich ja sehr“, lachte die
Dame.
„Alle Hunde mögen Gaby“, erklärte
Tarzan. „Ist offenbar schicksalhaft. Wenn Willi ein Mops, Karl ein Windhund und
ich ein Terrier wären, würden wir ihr sicherlich nachlaufen.“
„Aber so begleitet ihr das kleine
Fräulein nur.“ Die Dame lächelte verschmitzt, nickte ihnen nochmal zu und
schritt dann hurtig weiter. Chico folgte widerstrebend. Freilaufend hätte er
sich noch lange nicht verabschiedet. Deshalb wurde er an der Leine gezogen.
„Heh, Tarzan!“ sagte Klößchen vorwurfsvoll.
„Wieso hast du mich zum Mops gemacht. Wenn schon Hund, dann sehe ich mich mehr
als Dackel.“
„So krumme Beine hast du doch gar nicht“,
meinte Gaby. „Sind nur leicht geschweift.“
„Beenden wir das Thema“, schlug
Klößchen vor. „Bevor ich wieder der Doofe bin.“ Und zu Tarzan sagte er: „Vermute
ich richtig, wenn ich annehme, daß wir uns jetzt enorm beeilen müssen —
andernfalls wir zur Arbeitsstunde zu spät kommen.“
„Du vermutest richtig und hast
Gelegenheit, mit deinem neuen Rad gleich den alten Rekord einzustellen.“
Klößchen grinste. „So sehr drängt’s
mich gar nicht. Wollte während der Arbeitsstunde nur ein Schläfchen machen,
damit ich zum Abendessen frisch bin.“
Tarzan antwortete nicht. Er hörte den
Wagen. Und jetzt sah er ihn auch. Es war wieder der Mustang. Langsam keuchte er
die Straße herauf. Derselbe Fahrer saß drin: Fischauge. Und er spähte immer
noch hierhin und dorthin, aber vor allem hierhin.
Unter gesenkten Lidern beobachtete
Tarzan ihn. Der suchte aber lange — in einer so übersichtlichen Straße.
„Der sah ja zum Fürchten aus“, Gaby
fröstelte, als der Wagen vorbei war.
„Wer?“ fragte Karl. „Die Rostlaube oder
der Fahrer?“
„Der Fahrer, natürlich.“
„Und so eine Karre paßt gar nicht
hierher“, fand Klößchen. „Ist ja schließlich eine vornehme Gegend und kein
Glasscherbenviertel.“
Dann trennten sich die Freunde. Gaby
und Karl fuhren stadtwärts — mit Oskar, Tarzan und Klößchen zum Internat
zurück.
4. Bombenalarm
Es war am nächsten Vormittag — während
der dritten Unterrichtsstunde...
An die 1 000 Schüler — ex- und interne
— bevölkerten die Klassenräume. Grob geschätzt, spendete etwa ein Drittel dem
Unterricht Aufmerksamkeit. Die überwiegende Mehrheit war mit Wichtigerem
beschäftigt. Zum Beispiel: Schiffe versenken, Kreuzworträtsel lösen, unter der
Bank schmökern, von dem letzten TV-Krimi träumen oder von der Freundin, oder
offenen Auges — den etwas stieren Blick auf die sogenannte Lehrkraft gerichtet
— pennen.
Außerhalb der Schulgebäude ging es
lebhafter zu: zurückgekehrte Zugvögel tummelten sich im Sonnenlicht. Insekten
durchsummten die Vorfrühlingsluft. Frisches Grün drängte aus dem Boden. Die
gelbgefleckte Katze von Hausmeister Mandl jagte einer Maus nach — aber
vergebens.
In den Küchenräumen waren Köchinnen
damit beschäftigt, für fast zweihundert Schüler Gulasch und Spaghetti zu
kochen. In den Verwaltungsbüros wurde etwas langsamer gearbeitet. Und wer keine
Arbeit hatte, tat wenigstens so, als hätte er welche.
Im Vorzimmer von Direktor Dr. Freund
herrschte Stille.
Fräulein Weinrich, die neue Sekretärin,
löffelte gerade ihren Magermilchjoghurt. Mit dem Plastiklöffel ging sie sehr
vorsichtig um, denn die Fingernägel waren frischlackiert — in einem
scheußlichen Lila — und noch nicht trocken.
Die Weinrich machte sozusagen
Frühstückspause und dachte an ihren Verlobten, der Leutnant bei der Bundeswehr
war, aber trotzdem ein irrer Disko-Gänger.
Das Telefon klingelte.
Fräulein Weinrich legte den Löffel auf
die Durchschrift eines Schreibens an das Landratsamt, angelte sich mit drei
Fingern den Hörer und war etwas ungehalten wegen der Störung ihrer
Frühstückspause.
„Sekretariat des Direktors“, meldete
sie sich.
Pfeifender Atem drang durch die
Leitung. Dann kläffte eine Männerstimme, daß es wie Hagel in die Ohren
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