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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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auf zu dem
Gewimmel der Schüler. Alle schoben und drängten in Richtung Ausgang, und ein
Spaßvogel rief: „Heute haben wir nicht hitze-, nicht kälte-, sondern
bombenfrei. Für das Wort beanspruche ich Urheber (Verfasser, Schöpfer)- Recht.“
    Gaby sagte. „Vielen Dank! Du bist so
ritterlich!“
    „Wie meinst du das?“ fragte Tarzan.
    „Ich meine, du brauchst nicht immer
gleich loszuprügeln, wenn mir einer was tut.“
    „Sondern? Soll ich mit dem Finger
drohen?“
    „In deinem Fall würde das genügen.“
    Damit spielte sie auf seinen Ruf als
unschlagbarer Judo-Kämpfer an.
    „Bei einem wie Sämisch“, verteidigte er
sich, „überzeugt eine Ohrfeige mehr.“
    Naja! dachte er. Mädchen mögen Gewalt
nicht. Eigentlich mag keiner Gewalt. Aber irgendeiner fängt immer wieder damit
an, und dann geht’s eben nicht anders. Das ist im Kleinen wie im Großen, unter
Jugendlichen wie unter Völkern.
    Mit dieser tiefschürfenden Betrachtung
erreichte er den Ausgang. Gut die Hälfte der Schüler befand sich schon im
Freien. Angetrieben von Paukern und Erziehern setzte man sich in Richtung
Sportplatz in Bewegung.
    Dort, im gebäudefernsten Winkel des
Internatsgeländes, bestand bei einer Explosion keine Gefahr.
    Die Sonne strahlte. Der Unterricht wäre
auch im Freien möglich gewesen, allerdings nur auf Stühlen, denn der Boden war
zum Sitzen noch zu feucht.
    Alles, was in der Schule Beine hatte,
sozusagen Mann und Maus, war jetzt versammelt: eine erhebliche Menschenmenge.
Zumal sie hier sehr gedrängt wirkte. Während der Pause auf den Höfen lief ja
alles auseinander, da verteilte sich die Menge.
    Pauker und Erzieher standen beisammen
und blickten besorgt und/oder ängstlich zu den Gebäuden hinüber. Auch der
Pauker-Silo, wo die ledigen Lehrer wohnten, war geräumt.
    Assessor Klostermann, der zwei
wertvolle Gemälde niederländischer Meister sein eigen nannte, hatte diese
gerettet. Sozusagen unter Einsatz des Lebens war er aus der 5c in seine Bude
gerannt. In Zeitungspapier gewickelt, hielt er die handlichen Meisterwerke
jetzt unterm Arm. Was sonst noch in der Bude war, konnte seinetwegen in die
Luft fliegen. Aber, um Himmels willen! nicht die Gemälde. Die waren von einem
reichen Onkel geerbt und sozusagen das finanzielle Fundament von Klostermanns
Zukunft.
    Tarzan sagte: „Noch 20 Minuten.“
    „Ob man sich darauf verlassen kann“,
meinte Karl. „Sind Bombenleger pünktlich? Oder spannen sie uns auf die Folter?“
    „Wird aufregend!“ Klößchen schien sich
wie im Kino zu fühlen.
    „Das ist das erste Mal“, sagte Gaby, „daß
die Bombenleger ihre Gemeinheit ankündigen.“
    „Daran habe ich auch gerade gedacht“,
nickte Tarzan. „Eigentlich sonderbar. Und unklug. Warum vorher ankündigen? Es
sei denn — ja, das wird’s sein! —, sie wollen nur Sachschaden anrichten, aber
keine Menschenleben vernichten.“
    „Wie nett!“ sagte Klößchen. „Vielleicht
hoffen sie auf eine Belobigung als Lebensretter.“
    „Oder“, sagte Tarzan, „der Anrufer ist
ein Witzbold. Und unsere geliebte Schule enthält soviele Bomben wie Willis Kopf
Mathe-Kenntnisse.“
    „Wenn’s so ist“, meinte Klößchen, „können
wir getrost zurückgehen. Wenn aber doch... Um Gottes willen! Stellt euch vor,
die Bombe explodiert im Hauptgebäude und unser Adlernest wird völlig zerzaust.
Mein Schokoladenvorrat! Noch 27 Tafeln! Alles wäre hin!“
    „So hätte doch jede Sache“, erklärte
Tarzan herzlos, „wie auch diese ihr Gutes.“
    Klößchen reckte sich entschlossen. „Ich
gehe jetzt ins Adlernest und rette meine Nahrung.“
    Wahrscheinlich spaßte er, als er sich
zum Startsprung anschickte. Aber Gaby nahm ihn vorsichtshalber am Kragen.
    „Keinen Heldenmut, Willi! Das ist
selbst Sauerlichs beste Schokolade nicht wert.“
    „Naja, Pfote! Hast recht, und ich komme
ja an neue.“
    Erwartungsvolle Spannung breitete sich
unter den Schülern aus, je weiter die Zeit vorrückte. Niemand schien traurig zu
sein, daß er möglicherweise das — schulische — Dach über dem Kopf verlor.
    Jetzt lief ein gedehntes „Ahhh!“ durch
die Menge, denn eben verließ Dr. Freund das Hauptgebäude. Er trug seinen Wintermantel
— schon das sechste Jahr, wie die älteren Schüler wußten — und schritt
kerzengerade. Vielleicht fühlte er sich wie der Kapitän eines Luxusliners (Dampfers), der als letzter das sinkende Schiff verläßt.
    Tarzan vermutete, der Direktor habe
Polizei und Feuerwehr verständigt. Sicherlich würde bald der

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