Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
„Verstanden!“
ins Ohr hauchte.
    Simböck war ein sportgestählter
Endvierziger mit gut durchtbluteter Gesichtshaut. Er wirkte jungenhaft — trotz
des Graus im dichten Haar. Er schien gern zum Zahnarzt zu gehen, denn in seinem
Mund blitzte enorm viel Gold auf. Er war sehr elegant und trug eine graue
Rohseidenweste zum blauen Anzug. Beim Sprechen vollführte er linkshändig
Gymnastik. Tarzan zählte mit und kam auf elf durchaus unterschiedliche Gesten.
Vermutlich hätte Herr von Simböck sich auch in Zeichensprache verständigen
können.
    Was er Glockner erzählte, war so
dienstlich wie eine Einladung zur Party. Simböck berichtete nämlich, er hätte
nun endlich die Fertigbau-Sauna auf seinem Privatgelände am Wiesenbecker See
errichten lassen. Gestern sei sie fertiggeworden. Und heute mittag gleich hätte
er sich frei und Zeit genommen. Draußen sei er gewesen, um die Schwitzhütte mit
einem ordentlichen Saunagang einzuweihen. Jetzt fühle er sich zum
Bäumeausreißen und wie neugeboren.
    „Stell dir vor, Emil: Sogar eine
lästige Arbeitslust kommt auf.“
    Glockner lachte pflichtschuldig.
    „Aber meine Uhr habe ich liegen
gelassen“, sagte Simböck mit plötzlicher Grabesstimme.
    „In der Hütte?“
    „Vermutlich im Garderobenschrank. Eine
goldene Armbanduhr. Und — das macht die Sache so kitzlig — er handelt sich um
ein Geschenk meiner Schwiegermutter.“
    „Aha“, sagte Glockner.
    „Sie ist äußerst empfindlich!“
    „Die Uhr?“
    „Nein, die ist wasserdicht und
stoßsicher. Empfindlich ist meine Schwiegermutter — Freifrau von
Schladdernitz-Eppelsheim. Unser Verhältnis ist — gewissermaßen — gespannt.
Sieht sie mich ohne die Uhr, denkt sie gleich, ich hätte was gegen ihre Person.
Hm! In eine Sauna am See wird ja wohl keiner einbrechen, wie?“
    „Wenn sonst keine Werte herumliegen“,
lachte Glockner.
    „Nur die verdammte Uhr. Ich überlege,
ob ich nicht doch mal schnell rausfahre.“
    Den Wiesenbecker See kannte Tarzan fast
so gut wie die Duschkabinen im Internat. Eigentlich war’s nur ein Teich, die
Bezeichnung See glatte Hochstapelei. Aber er lag idyllisch, war umgeben vom
Wald und moorhaltig. Im Sommer schwammen Seerosen darauf — und Internatsschüler
darin. Denn die Strecke zwischen Schule und See war mit dem Rad in zehn Minuten
zu schaffen. Lediglich ein Hügel verhinderte, daß man aus den oberen
Stockwerken die Wasserfläche sah.
    Tarzan räusperte sich.
    Simböcks Kopf rückte herum.
    „Ah, du hast Besuch, Emil.“
    Dann erkannte er Gaby, die auch gleich
zu ihm ging und ihn begrüßte.
    Glockner stellte die Jungs vor und
erklärte, worum es gehe.
    „Wir haben unfreiwillig gelauscht“,
Tarzan lächelte, „und von dem Malheur (französisch Pech) mit Ihrer Uhr
gehört. Willi und ich sind Internatsschüler. Es wäre ein Klacks für uns, mal
rasch zum See rüber zu fahren und Ihre Uhr sicherzustellen.“
    „Großartig, mein Junge!“ rief Simböck. „Wenn
ihr das tätet... und wenn es wirklich keine Umstände macht... Moment! Wo habe
ich denn den Schlüssel zur Saunahütte...“
    Er begann, seine Taschen abzuklopfen.
Für eine Weile sah es so aus, als hätte er auch die Schlüssel vergessen. Aber
dann fanden sie sich, eingeklemmt zwischen Brieftasche und goldenem
Zigarettenetui.
    Simböck löste einen blitzblanken
Sicherheitsschlüssel vom Schlüsselring und händigte ihn Tarzan aus.
    „Riesig nett von euch! Ist ja auch
wirklich besser. Weiß man, was sich dort draußen abspielt, wenn’s Nacht wird.“
    Als er beim Lächeln die Zähne zeigte,
war das, als öffneten sich die Tore von Fort Knox (Aufbewahrungsort der
amerikanischen Goldreserven).
    „Vielleicht wollen die Wildsäue mal
schwitzen“, meinte Klößchen, „und trampeln, ohne es zu merken, auf der
kostbaren Uhr herum. Und so stoßsicher, daß sie das aushält, ist sie bestimmt
nicht.“
    Und die Freifrau von
Schladdernitz-Eppelsheim wäre untröstlich, dachte Tarzan, während er mit den
andern lachte.
    „Seid ihr durch?“ fragte der Kommissar,
wobei er zu den Karteikästen hinüber deutete.
    „Noch nicht ganz, aber bald“, meinte
Gaby. „Und offenbar war die Mühe umsonst.“
    Mit der Prognose (Vorhersage) sollte sie leider recht behalten. Auch das letzte Karteifoto wurde schließlich
in den Kasten zurückgesteckt, ohne daß Fischauge sich gezeigt hatte.
     
    *
     
    Jetzt, am Spätnachmittag, schob der
Wind Wolken am Himmel zusammen, und silbrige Dämmerung legte sich auf Stadt und
Land.
    Tarzan und

Weitere Kostenlose Bücher