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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Klößchen hatten sich von
ihren Freunden verabschiedet. Die Stadt lag hinter ihnen. Sie folgten der
Landstraße in Richtung Internat, bogen aber bei dem Hinweisschild ,Wiesenbecker
See’ auf einen Wanderweg ab. Er führte zunächst über Felder und war so buckelig
wie hundert Kamele. Dann rückte der schwarze Waldrand heran. Unter den Bäumen
war es empfindlich kühl.
    „Nichts zu essen und dann auch noch
frieren“, meinte Klößchen mit schwacher Stimme, „das Schülerleben ist wirklich
hart. Hoffentlich gibt es heute doppeltes Abendessen.“
    „Ich kann mich nicht entsinnen, daß du
dich schon mal mit einer Portion begnügt hättest.“
    „Wenn’s nur Portionen wären! Aber das
sind ja Portiönschen für Hungerkünstler. Ich habe schon lange den Verdacht, die
Internatsleitung will, daß wir klein und mickerig bleiben.“
    „So fühle ich mich aber gar nicht“,
lachte Tarzan. „Und unsere Heimschule ist bekannt für gute Verpflegung.“
    „Naja“, räumte Klößchen ein, „wenn man
sich ranhält, kann man überleben.“
    Der Weg senkte sich etwas. Der See schimmerte
durch die Bäume. Er war, wie gesagt, nicht sonderliche groß, aber tief. Ein
Wanderweg umgürtete ihn. Fast überall standen Bäume dicht am Ufer. Das
dunkelgrüne Wasser spiegelte sie. Und im Schilf nisteten Wildenten.
    An der Schmalseite, wo Wiese war, ergoß
sich ein murmelnder Bach in den See. Einige Grundstücke waren abgezäunt. Häuser
bzw. größere Gebäude durften dort nicht errichtet werden. Das hätte die Natur
verschandelt. Aber kleine Blockhütten und Lauben waren erlaubt. Es gab deren
vier und — seit gestern — die Simböcksche Fertigbau-Sauna: eine flache, aber
ziemlich große Hütte aus hellem Holz.
    „Erst schwitzt er“, meinte Klößchen, „dann
springt er in den See. Und dort wird dann das Wasser so salzig, daß die Fische
sich bedanken. Sind ja schließlich Süßwasserfische, nicht wahr?“
    „Dann ist der dort ein
Süßwasserfischer.“
    Tarzan wies mit einer Kinnbewegung auf
den Angler.
    Er stand nahe des Simböckschen Zauns
und hielt eine lange Angelrute übers Wasser.
    „Ich esse Fisch zwar ganz gern“, meinte
Klößchen, „kann’s aber einfach nicht leiden, daß man sie aus dem Wasser zieht
und umbringt.“
    „Geht mir genauso. Überhaupt! Wenn man
an die netten kleinen Schweinchen, Lämmchen, Ziegen und Kälbchen denkt, die
alle geschlachtet werden, nur damit bei uns was in der Pfanne bruzzelt! Daß die
Menschheit nicht verhungern würde, wenn sie sich nur noch von Pflanzen
ernährte, steht fest. Ich würde mitmachen. Das wäre dann Tierliebe in letzter
Konsequenz (Folgerichtigkeit).“
    „Hauptsache, es gibt immer Schokolade!“
freute sich Klößchen. „Die kann man mit gutem Gewissen verspeisen.“
    Sie waren am Ziel, stiegen von den
Rädern, schoben sie und verließen den Weg.
    Ein Stück Wiese mußten sie überqueren,
um zur Saunahütte zu kommen.
    Ärgerlich sah ihnen der Angler
entgegen. Offensichtlich fühlte er sich gestört. Vielleicht waren die
Wiesenbecker Fische so scheu, daß sie nur bei größter Ruhe in den Angelhaken
bissen.
    Der Angler war ein knubbeliger Typ mit
dickem Kopf und ganz in Grün gekleidet. Er trug hohe Gummistiefel, sein
Angelzubehör war neben ihm aufgebaut. Den Hut hatte er so tief in die Stirn
gezogen, daß man die Augen kaum sah.
    Tarzan grüßte, aber die Erwiderung
bestand nur in einer wütenden Grimasse.
    „Schon was gefangen?“ fragte Klößchen. „Nein?
Das ist gut für die Fische.“
    In Tarzans Gegenwart fühlte er sich
bisweilen sehr stark.
    Tarzan lehnte sein Rad an die Umzäunung
und öffnete die Pforte.
    „Heh!“ meckerte der Angler. „Das ist
Privatgrund.“
    „Stimmt auffallend, mein Herr!
    „Betreten verboten!“
    „Nicht für uns, mein Herr!“
    „Werd nicht unverschämt! Du bist keiner
von den Simböcks.“
    Tarzan lachte. „Aber Sie sind wohl der
Privatgrund-Aufseher, wie? Können Sie sich ausweisen?“
    „Ich verbiete dir, dort einzudringen,
du Lümmel!“
    „Bis jetzt war es Spaß“, erwiderte
Tarzan. „Und ich habe Sie nur für einen Wichtigtuer gehalten, der an der
falschen Stelle den Mund aufmacht. Aber wenn Sie mich beleidigen, müßte ich
Ihnen die Angelrute um den Hals wickeln. Also bleiben Sie so höflich wie wir.“
    Das Klopsgesicht lief rot an. Er hatte
niederträchtige Augen, der Angler, und ein Speckgenick. Auf einen schmächtigen
Jungen wäre er sicherlich mit Ohrfeigen losgegangen. Aber bei Tarzan ging er
kein Risiko

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