Die Rache des Bombenlegers
meiner Schüler sind meisterlich in der Ausübung dieser edlen Kunst.
Aber davon läßt sich Pedro nicht stören. Also vermute ich, er ist
unmusikalisch.“
„Pedro“, sagte Klößchen feierlich, „du
bist eine verwandte Seele.“
Oskar lachte mit, indem er erfreut
wedelt. Aber Elly wurde ganz plötzlich ernst.
„Ich sage euch gleich, weshalb ich zu
Burkert will. Seit gestern ist mein zweiter Hausschlüssel verschwunden. Er hing
in der Diele. An einem Schlüsselbrett. Ich bin überzeugt: Burkert hat ihn
genommen. Sonst kommt niemand in Frage. Daß er die Keramikvase zerschlagen hat,
als er rauslief, war sicherlich nur Ablenkung. Das Fehlen des Schlüssels sollte
nicht gleich auffallen.“
Tarzan pfiff durch die Zähne. „Das
hieße ja, er hätte vor, in Ihr Haus einzudringen.“
„Ich will versuchen, ihn zur Vernunft
zu bringen. Er soll mir den Schlüssel zurückgeben.“
„Nachdrücklich“, versprach Tarzan, „werden
wir ihn darum ersuchen.“
Nur noch ein kurzes Stück trennte sie
vom Ziel. Elly lenkte ihr kanariengelbes Wägelchen zur Einfahrt. Die Kinder
folgten auf ihren Rädern. Tarzan sah zur Garage. Sie war geöffnet, und im
benzindunstigen Halbdunkel herrschte — wie gestern — gähnende Leere.
„Der ist wohl von berufswegen nicht zu
Hause“, meinte Karl.
„Er hat eben Zeit und zuviel Geld und
ein tolles Auto“, sagte Elly. „Sonderbar — in dem Rolls Royce bin ich nie gern
gefahren. War mir immer zu protzig. Da lobe ich mir meine Straßenwanze.“
„Wie alt ist die eigentlich?“ fragte
Tarzan.
„Ich habe den Wagen ein halbes Jahr.“
„Also noch nicht ausgewachsen“, stellte
er fest.
Elly lachte. „Für mich ist er groß
genug.“
Im Garten hüpften Amseln und Spatzen
umher. Oskar schien zu überlegen, ob er ihnen nachjagen sollte, entschloß sich
aber, neben Gaby zu bleiben.
Sie gingen zur Villa. Klößchen klingelte,
trat dann rasch zurück und stellte sich hinter Tarzan auf.
„Wenn er frech wird, machst du ihn zur
Schnecke, nicht wahr?“
„Hör auf, Tarzan zu Gewalttaten
anzustacheln“, fauchte Gaby. „Hier wird alles friedlich geregelt.“
„Ich meine ja nur, wenn Burkert anfängt“,
verteidigte sich Klößchen.
In diesem Moment wurde geöffnet. Es war
Paul Riebesiel, der pensionierte Diener. Er trug dieselbe Kleidung wie gestern —
und das weiße Hemd vermutlich schon länger. Beim Anblick der Kinder strahlte in
seinem Faltengesicht ein Lächeln auf. Als er Elly bemerkte, begannen sogar die
Augen zu leuchten.
„Frau Elly! Guten Tag! Wie schön, Sie
wiederzusehen!“
Sie gab ihm die Hand, worauf er sich
kratzfüßig verbeugte und einen Handkuß anbrachte, der allerdings die Manschette
ihrer Hemdbluse traf.
„Tag, Paul! Wie geht es Ihnen? Sie
sehen gut aus.“ Elly wußte natürlich von seiner Schwerhörigkeit und hob deshalb
die Stimme.
„Das täuscht leider, Frau Elly. Jeden
Tag den Ärger mit Adolf. Weil er mich rausekeln will. Aber freiwillig gehe ich
nicht, wo ich doch Wohnrecht habe auf Lebenszeit. Seit Sie nicht mehr da sind,
Frau Elly, ist es hier öde. Bitte, kommen Sie doch rein! Tag, Kinder!“
Sie erwiderten den Gruß, und Elly sagte
dann, sie alle kämen wegen Adolf, ob der zu Hause wäre.
„Ist schon den ganzen Tag weg.“
Riebesiel schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung, wann er zurückkommt. So bald
bestimmt nicht. In letzter Zeit führt er sich auf wie ein Rumtreiber — als gäbe
es hier nichts zu tun!“
„Haben Sie ihm unsere Rechnung gegeben?“
fragte Tarzan.
„Freilich! Habe ich. Gelacht hat er,
richtig gehässig. Dein Rad“, er wandte sich an Klößchen, „wäre ihm direkt vor
die Reifen gefallen, behauptet er. Seinerseits will er jetzt Schadenersatz von
dir fordern. Denn unter der Vorderachse hätte sein nobles Auto einen Kratzer
erhalten. Den sieht man zwar nur, wenn man unter den Wagen kriecht — vermute
ich. Aber Adolf ist jeder dumme Grund recht.“
„Es wird immer teurer“ krähte Klößchen.
„Nun werde ich doch Zinsen berechnen. Für zwei volle Tage. Nämlich bis morgen:
14 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Sagen Sie ihm das!“
„Und sagen Sie ihm auch“, fügte Tarzan
hinzu, „daß unsere Geduld kein Gummiband ist.“
Riebesiel rieb sich die dürren Hände. „Gut
so, Kinder! Gebt es ihm ordentlich, diesem Hallodri (bayerisch für
leichtsinniger Mensch). Am besten wäre natürlich, ihr würdet ihn anzeigen.“
„Sowas regeln wir selbst.“
Riebesiel hob bedauernd die Achseln und
wandte sich an
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