Die Rache des Chamäleons: Thriller
verlässt den Vorraum.
»Ich gehe duschen«, sagt er.
Er denkt darüber nach, was heute Abend passiert ist. An das Gespräch in Aitors Limousine. Aitor Usetxe. Einst ein junger Mann, so jung wie er selber damals.
Jung in dem Haus am Strand von Estepona.
Die Limousine. Es ist gerade eine Stunde her und fühlt sich an wie ein Jahr. Wie zwanzig Jahre.
Sie waren in den Kreisverkehr eingebogen und dann weiter Richtung Westen gefahren, die Bebauung lichtete sich, aber die wenigen Häuser wurden größer, alles wurde größer und lichter, eine neue Stadt, die in den Jahren seiner Abwesenheit entstanden war. Banken, öffentliche Gebäude, Gebäude mit eisernen Pforten. Die Limousine bog in einen von Palmen gesäumten Boulevard ein, zu beiden Seiten des Boulevards Parks, grüner Rasen. Zwischen zwei Häusern sah er das Meer schimmern, wie ein Gemälde. Die Sonne war im Begriff unterzugehen, sie war größer geworden und färbte alles mit ihrem intensiven Rot.
Sie parkten auf dem Boulevard, unter einem Baum, dessen Name Peter nicht einfiel.
Aitor nickte zur anderen Seite, zu einem Gebäude, das neu aussah, groß und neu. Es war fünfzig Meter entfernt. Mehrere Autos parkten auf der Straße davor und in dem Innenhof, Limousinen, einige von ihnen sicher gepanzert. In dem Gebäude schien eine Bank untergebracht zu sein.
Die Glasfassade schimmerte rot und schwarz im Dämmerlicht.
Aitor schwieg.
Nichts rührte sich auf der anderen Seite des Boulevards. Peter sah zwei Männer, die die Pforten bewachten, keiner von beiden rührte sich. Er registrierte die Waffen, die sie trugen.
»Siehst du das Haus?«, fragte Aitor.
Peter zuckte beim Ton in seiner Stimme zusammen.
»Siehst du es?«, wiederholte Aitor.
»Ich bin ja nicht blind. Vielleicht von der Sonne geblendet, aber nicht blind.«
»In wenigen Minuten kommt ein Mann heraus«, sagte Aitor.
Peter schwieg.
»Hast du mich gehört?«
»Ich bin ja nicht taub. Wer kommt heraus?«
Aitor steckte eine Hand in sein Jackett und zog ein Foto aus der Innentasche. Er hielt es Peter vor die Augen. Das Licht reichte aus, um Details zu erkennen.
»Er wird nicht allein herauskommen«, sagte Aitor. »Üblicherweise ist er von einem kleinen Trupp umgeben.«
Das Foto zeigte einen dunkelhaarigen Mann in Aitors und Peters Alter. Der Mann lächelte, er winkte mit einer Hand und hielt eine Rede oder etwas Ähnliches. Er stand hinter einem Pult, einem Rednerpult, am unteren Bildrand waren einige Hinterköpfe zu sehen.
»Es ist ganz neu«, sagte Aitor. »Hier in der Stadt aufgenommen.«
»Wer ist das?«, fragte Peter.
»Erinnerst du dich nicht an das Gesicht?«
»Nein. Warum sollte ich? Wer ist das?«
»Schau genau hin!« Aitor nickte mit dem Kopf in Richtung Gebäude.
Mehrere Männer kamen heraus.
Ganz hinten gingen zwei Männer hintereinander. Der eine trug einen dunklen Anzug, der andere einen hellgrauen, der an Aitors Anzug erinnerte, als wäre die Farbe im Dämmerlicht nur ein wenig dunkler geworden.
Aitor reichte Peter ein Fernglas.
Er hielt es sich vor die Augen.
»Der im grauen Anzug. Der andere ist sein erster Leibwächter. Bodyguard número uno .«
Aitor lächelte schwach.
»Der Rest wartet beim Auto«, fuhr er fort.
Peter beobachtete die Männer durch das Fernglas. Der Mann in dem grauen Anzug sagte etwas zu einem anderen, der lächelte. Jetzt lachten mehrere der Männer. Das Bild wurde trübe, als er den Blick auf den Boulevard richtete, wo fünfzehn Meter entfernt drei Männer in dunklen Anzügen neben einer Limousine warteten. Sein Blick kehrte zu dem Mann zurück.
»Wer ist das?«
»Erkennst du ihn nicht?«
Peter antwortete nicht. Er antwortete nicht, weil er mit einem Mal wusste, wen er auf dem körnigen Foto gesehen hatte. Es war wie ein Blick in die Vergangenheit. Er erkannte das Gesicht. Es hatte sich nicht wesentlich verändert.
Peter wusste, dass Aitor wusste, dass er es wusste.
»Ja«, sagte Aitor, als hätte Peter auf seine Frage geantwortet, »das ist unser aller Jesús Maria.«
Peter sah den Mann mit seinem Gefolge auf die Straße treten. Mehrere Autos waren vorgefahren, einige große Lexus waren dabei, den Hof zu verlassen, auf dem das Gebäude stand. Sie sahen aus wie schwarze Panzerwagen.
»Man kann kaum glauben, dass ihm der Name zu seinem Schutz gegeben wurde. Jesús Maria.«
Peter ließ das Fernglas sinken.
»Wie meinst du das?«
»Die Madonna und ihr Sohn. Aber schau ihn dir an, schau dir den Sohn an! Er umgibt sich mit einer ganzen
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