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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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der Hand. Er begreift nicht, warum er nicht sofort angerufen hat, als er das Raubtier verlassen hat. Seine Finger zittern wieder. Er drückt auf die Tasten, er braucht Schnaps, er braucht Zeit.
    »Peter, hallo.«
    Er hört seinen Namen, hört ihre Stimme. Er muss die Nummer eingegeben haben, sie muss seinen Namen auf dem Display gelesen haben.
    »Ja … ich bin’s. Wie geht es?«
    »Ich höre, dass du es bist.«
    »Alles … klar?«
    »Deine Stimme klingt merkwürdig.«
    »Nein, nein.«
    »Wo bist du?«
    »Mitten in der Stadt. In zehn Minuten bin ich bei dir.«
    »Okay.«
    Er hört sie gähnen, als hätte er sie geweckt.
    »Ich bin ein bisschen eingenickt«, sagt sie.
    »Bis gleich«, sagt er.
    »Ich glaube, ich bin zu müde, um heute Abend noch zum Essen auszugehen«, sagt sie. »Vielleicht essen wir eine Kleinigkeit im Hotel.«
    »Okay.«
    »Du bist fast … zwei Stunden weg gewesen«, sagt sie. »War es interessant?«
    »Was?«
    »Na, die Konferenz.«
    »Ich weiß nicht recht. Ziemlich dünn besetzt.«
    »Dünn besetzt?«
    »Es gibt nur wenige Seminare.«
    »Dann haben sie dich also zu einem richtigen Urlaub eingeladen.«
    »Scheint so. An den wenigen Vorträgen, die angeboten werden, muss ich wohl teilnehmen.«
    »Vergiss nicht, dass du die Kinder anrufen wolltest.«
    »Das mach ich jetzt. Tschüs.«
    Er drückt auf Aus und gibt eine neue Nummer ein, während er in eine schmale Seitenstraße auf der anderen Seite des Parks einbiegt. Er lässt es lange klingeln, aber niemand meldet sich. Er schaut vom Display auf. Er ist allein auf der Straße, als hätten alle guten Geister die Stadt verlassen. Er hört keinen Ton, nur das Rauschen in seinem Kopf, das immer lauter wird, statt abzuebben. Es kann nicht das Rauschen des Meeres sein, aus dieser Entfernung ist es nicht mehr zu hören. Er wählt den kürzesten Weg zum Meer und biegt nach rechts ab, geht an einem Hotel vorbei, das noch aus der alten Zeit stammt. Nach fünfzig Metern hat er die Strandpromenade erreicht und hört Meer und Menschen zurückkehren. Er nimmt die Treppe zum Strand hinunter, zieht die Schuhe aus und geht durch den Sand.
    Jetzt steht er am Wassersaum. Das Meer kommt in langen Wellen auf ihn zugerollt, glitzernd im Lichterglanz der Stadt.
    Als er die Hotellobby betritt, steht der Portier vor dem Fernseher, der an der Wand hinter dem Tresen hängt. Einige andere Personen stehen auch da und schauen auf den Schirm.
    Peter sieht Flammen auf dem Bildschirm, vielleicht an einem Strand, und hinter den Flammen ein Haus. Die Szenerie kommt ihm bekannt vor, nicht nur die Flammen. Er ist in diesem Gebäude gewesen. In der anderen Zeit ist er dort gewesen, in der bösen Zeit, der unbeschreiblich glücklichen Zeit.
    Der Portier dreht sich zu den Gästen um und macht eine hilflose Handbewegung.
    »¿Que pasa?« , fragt Peter.
    »En Estepona. ¡Esta tarde! ¡Estepona!«
    Der Mann schüttelt wütend den Kopf. Er sieht aus, als hätte er Angst. In seinem Gesicht spiegelt sich der Terror. Peter erkennt ihn wieder. Terror ist Strafe für etwas, das man nie getan hat.
    Er geht hinauf zu dem Hotelappartement, klopft an die Tür und nennt seinen Namen.
    Rita öffnet. Sie sieht ausgeruht aus, glücklich.
    »Hast du Milch mitgebracht?«, fragt sie.
    »Mist«, sagt er. »Die hab ich vergessen.«
    »Nicht schlimm. Wir haben eine Flasche spanischen Champagner von der Hotelleitung bekommen. Champagner ist besser als Kaffee.«
    »Ich habe bei deiner Mutter angerufen, aber da hat sich niemand gemeldet.«
    »Wahrscheinlich machen sie einen Spaziergang. Ich habe vorhin mit ihnen gesprochen.«
    »Das war vorhin«, sagt er, »nicht jetzt.«
    Er bleibt im Vorraum stehen und gibt eine Nummer in sein Handy ein, lässt es klingeln, steckt das Handy weg, schaut auf.
    »Scheiße.«
    »Was ist los? Du wirkst ja richtig aufgebracht.«
    »Was treiben die um diese Zeit noch draußen?«
    »Es ist doch gerade erst kurz nach sieben. Mama macht um diese Zeit gern einen kleinen Spaziergang um den Block … Übrigens hat sie gesagt, dass sie gutes Wetter haben, klar und mild.«
    Er schweigt.
    »Und außerdem hat sie gesagt, dass sie vielleicht in unser Haus ziehen, weil das bequemer für die Kinder ist.«
    »Warum kann sie sich nicht ein Handy anschaffen wie jeder normale Mensch! Sie hat ja nicht einmal einen Anrufbeantworter.«
    »Was ist los mit dir, Peter. Bist du betrunken?«
    »Nein, noch nicht.«
    »Was ist passiert?«
    »Nichts ist passiert.«
    *
    Aber es ist etwas passiert.
    Er

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