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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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dem Tisch liegen Papierstapel, Formulare, Ordner.
    Plötzlich sieht es so aus, als würden die Papiere anfangen sich zu bewegen, als würden sie abheben. Oder als würde der Tisch abheben. Er kann nicht richtig unterscheiden, wo Decke und wo Boden ist, alles um ihn herum beginnt sich zu drehen, als säße er in einem Karussell auf einem Spielplatz, ein Karussell, das es in seiner Kindheit gegeben hat, das sich rund und rundherum drehte. Wieder bricht ihm Schweiß auf der Stirn aus. Er versucht, den Tisch zu erreichen und sich auf einen Stuhl zu setzen, versucht, aus dem Karussell auszusteigen, versucht abzuspringen.
    Eine Hand ergreift seinen Arm. Er weiß nicht, ob es der linke oder der rechte ist.
    »Du siehst ziemlich angeschlagen aus, mein Freund.«
    John hilft ihm, sich zu setzen. Die Welt dreht sich langsamer, hört auf, sich zu drehen.
    »Rita ist verschwunden«, sagt er. »Meine Frau Rita.«
    »Was meinst du mit verschwunden?«
    »Verschwunden!«
    Er kann es nicht anders ausdrücken. John muss ihn doch verstehen.
    »Was ist passiert?«
    »Ich will nicht! Ich will es nicht tun! Ich kann es nicht!«
    »Nun mal ganz ruhig, warte.«
    John verlässt den Raum, kommt mit einem Glas Brandy zurück.
    Peter trinkt und muss husten.
    »Ist sie weg?«
    »Das … das hab ich doch gesagt.«
    Er hustet wieder.
    »Woher weißt du das?«
    »Keine Nach…Nachricht. Sie ist einfach weg.«
    »Was willst du nicht tun?«
    »Ihn erschießen!«
    »Wen erschießen?«
    Peter antwortet nicht. Er scheint nicht zu wissen, mit wem er spricht. Er kennt den Namen, aber das ist auch alles. John kennt den Namen schon. Kennt John den Namen?
    »Mir ist nicht gut«, sagt er.
    »Das sehe ich.«
    »Ich muss gehen.«
    »Gehen? Willst du die Bar verlassen?«
    »Ja.«
    »Wann ist deine Frau verschwunden?«
    »Gestern, glaube ich. Oder heute?«
    »Woher willst du wissen, dass sie wirklich verschwunden ist?«
    »Ich weiß es.«
    »Warst du schon bei der Polizei?«
    »Ich hab’s versucht. Aber ich war zu ungeduldig.«
    »Möchtest du, dass ich dir helfe?«
    »Hast du Kontakte zur Polizei?«
    »Wie jeder schwedische Barbesitzer.«
    »Was bedeutet das?«
    »Bürokratie.«
    Peter versucht aufzustehen, schafft es halbwegs, muss sich aber wieder setzen.
    »Warum?«, fragt John.
    »Warum was?«
    »Warum ist sie verschwunden?«
    Peter antwortet nicht. Er weiß immer noch nicht, mit wem er spricht. Mit welcher Seite er spricht. Er weiß nicht, wie viele Seiten es gibt.
    »Hast du Aitor getroffen?«, fragt John. »Seitdem du wieder hier bist?«
    »Nein.«
    »Ich glaube dir nicht.«
    »Warum sollte ich ihn treffen?«
    »Er ist der Einzige, der mir einfällt. Der so etwas anzetteln könnte.«
    Peter schweigt. Er überlegt, ob er aufstehen soll.
    »Und sie natürlich«, sagt John.
    »Vergiss sie.«
    »Hast du sie vergessen?«
    Peter antwortet nicht. Er weiß nicht, was er vergessen haben soll. In diesem Augenblick weiß er es nicht, weiß nicht, ob es von Bedeutung ist. Ob die Vergesslichkeit etwas bedeutet.
    »Wer kann sie vergessen?«, fragt John.
    »Du offenbar nicht.«
    »Wenn du mir nicht mehr erzählst, kann ich dir nicht helfen.«
    »Willst du mir denn helfen?«
    »Es muss doch noch andere Gründe geben, warum du hergekommen bist.«
    »Woher soll ich wissen, dass ich mich auf dich verlassen kann?«
    »Schließlich bin ich auch Schwede.«
    »Haha.«
    »Du warst damals vielleicht ein Scheißkerl, aber es gab Schlimmere«, sagt John.
    »Wer zum Beispiel?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Meine Frau ist verschwunden!«
    »Soll ich raten, wer sie gekidnappt hat? Was passiert ist?«
    »Ja.«
    »Ich kann es nicht«, sagt John.
    »Versuch es.«
    »Hier gibt es inzwischen zu viele Scheißkerle. Es kann jeder von ihnen gewesen sein.«
    »Versuch es trotzdem.«
    »Okay, ich tippe auf Aitor, weil mir kein anderer einfällt.«
    »Danke.«
    »Was willst du jetzt tun?«
    »Ins Hotel zurückfahren. Vielleicht hat sich jemand gemeldet.«
    »Sie selber«, schlägt John vor.
    »Wir wollen es hoffen.« Peter steht auf. Seine Beine tragen ihn. Nichts bewegt sich unter ihm, nur seine Füße, die auf die Tür zugehen.
    »Niemand wird ihr etwas antun«, sagt John.
    Es klingt, als wüsste er etwas. Als hätte er unter Kontrolle, wem etwas angetan wird und wem nicht.
    Peter dreht sich um.
    »Weißt du etwas darüber, John?«
    »Ich hoffe es nur. Manchmal ist hoffen genauso stark wie wissen.«
    Peter verlässt den Raum. Er geht an der Theke vorbei. Das Paar sitzt immer noch da. Die

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