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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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nach mir gefragt? Kürzlich? Heute Abend?«
    »Nein.«
    »Es hat niemand von hier angerufen?«
    »Wie meinst du das? Dich von Spanien aus angerufen?«
    »Ja.«
    »Nein, nicht seit ich da war. Und die Mädchen sind nicht allein gewesen. Rita hat angerufen, aber das ist schon einige Stunden her.«
    »Wann war das?«
    »Oje, schrei doch nicht so, Peter. Ist bei euch etwas passiert?«
    »Nein, nein. Wann hat sie angerufen?«
    »Das mag wohl … vier Stunden her sein. Dreieinhalb vielleicht.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Dass alles in Ordnung ist. Dass sie vielleicht eine Weile an den Strand gehen wollte.«
    Er schweigt.
    »Ist sie nicht dort, Peter?«
    »Wo?«
    »Ja, was weiß ich, am Strand oder dort, wo ihr seid.«
    »Sie … wollte etwas besorgen.«
    »Du redest tatsächlich etwas wirr«, sagt Gun. »Es ist nicht gut, wenn man sich zu lange der Sonne aussetzt.«
    »Nein … da hast du wohl recht. Ich leg mich ein wenig hin.«
    »Und sei vorsichtig mit dem Alkohol.«
    »Ja, ja.«
    »Gut.«
    »Ich ruf später noch mal an … später heute Abend«, sagt er. »Ich rufe an, wenn wir gegessen haben. Es wird nicht spät.«
    In den letzten Minuten der Dämmerung sind die Wellen dünn und weich. Er geht am Wassersaum auf und ab, die Wellen spülen über seine Füße. Das Wasser ist nicht kalt. Die Vermieter haben die aufgestellten Liegestühle gerade ausgerichtet. Er ist schon zweimal an den Reihen entlanggegangen. Er ist der einzige Mensch hier unten, eine einsame Silhouette. Ein Wolkenfetzen hoch oben im Süden sieht aus wie ein Bergmassiv.
    Auf der anderen Seite der Promenade, hundertfünfzig Meter von Peter entfernt, beobachtet ihn jemand. Dazu ist kein Fernglas nötig. Der Betrachter steht an einem offenen Fenster, das wie ein dunkles Loch in der Fassade des Hauses an der Promenade klafft. Menschen bewegen sich vorbei, auf dem Weg in die blaue Stunde.
    Der Betrachter hebt ein Spezial-Fernglas vor die Augen. Peters Bild erscheint wie ein Negativ, schwarz wird weiß. Er ist fast gänzlich weiß, eine Silhouette in dem unnatürlichen Licht.
    Peter fingert an seinem Handy, das ist durch das Fernglas zu erkennen.
    Es klingelt. In unmittelbarer Nähe des Beobachters klingelt es. Auf dem Tisch neben ihm vibriert ein Handy. Er beobachtet weiter den Mann am Strand. Der Mann lässt den Arm sinken. Das Telefonklingeln und Vibrieren auf dem Tisch hören auf.
    Er bewegt sich zwischen den Touristen, die Läden betreten, an Cafétischen, an Bartresen sitzen, die unter den Palmen lachen, flanieren, joggen, in offenen Sportwagen vorbeigleiten, sich in Pferdekutschen spazieren fahren lassen. Die Hitze hat etwas nachgelassen, es ist aber immer noch sehr warm. Er spaziert durch einen nervösen Traum. Wieder hat er ihre Nummer gewählt, er ist wieder im Hotel gewesen, hat vor dem Fleck auf dem Steinfußboden gestanden, die Flasche aufgehoben, hat den Fleck umkreist.
    Er hat in der Rezeption nachgefragt, ob sie jemanden das Hotel betreten sehen haben, der hier nicht hingehört. Sie haben ihn nicht verstanden. Sie haben ihn angeschaut, als hielten sie ihn für betrunken. Er ist betrunken, aber er weiß noch, was er tut und wie er heißt. Wie er jetzt heißt, als er durch die Straßen um den Apfelsinenmarkt geht. Er ist nicht betrunken, heute Abend wird er nicht trinken. Bevor er den Tresen der Rezeption verließ, hat er sich für den Champagner bedankt. Eine nette Geste, hat er gesagt. Sie haben ihn verständnislos angesehen. Er war noch einmal umgekehrt. Der Champagner, hatte er gesagt. Der Cava. Eine Willkommensflasche. With compliments von der Hotelleitung. Sie hatten nicht verstanden, wovon er redete. Sie haben einen Obstkorb auf den Tisch gestellt. Sie spendieren keinen Cava oder Wein. Das gehört nicht zu ihren Gepflogenheiten. Obstkörbe sind ihre Gepflogenheit. Zum Teufel, jemand hat uns Cava gebracht, sagte er. Haben Sie gesehen, wer das war?, fragten sie. Nein, meine Frau, meine Frau hat die Flasche entgegengenommen. Er sah ihr vielsagendes Lächeln. Dann sagten sie nichts mehr. Sie hatten verstanden. Er hätte dem Chefportier, oder was er war, in die Fresse schlagen mögen. Es war nicht viel Phantasie nötig, um zu verstehen, was für Gedanken dem Kerl durch den Kopf gingen.
    Er war gegangen.
    *
    Er bewegt sich durch einen Wirbelstrom unterschiedlicher Lichter durch die Stadt. Alle Gesichter, die sich ihm zuwenden, sind feindlich. Sie wissen etwas, das er nicht weiß. Wissen etwas von Rita, wissen etwas von ihm. Sie wissen, alle

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