Die Rache des Chamäleons: Thriller
Richtung Meer.
Wenn er die Augen schließt, sieht er die Gestalten, hört die Schreie und die Schüsse, er kann die Schüsse über dem Sand hören.
Er sieht einen Mann durch den Sand laufen, einen Mann, der sich vom Ufer entfernt, einen Mann, der wegläuft. Die Geräusche werden schwächer, während der Mann läuft, immer schwächer hört er, was hinter ihm passiert, schließlich hört er nur noch seinen eigenen Atem. Über ihm leuchtet der Mond. Es war nie die Sonne. Es war der Mond. Auf der schmalen Straße, die es damals noch gab, wartete hinter den Sanddünen ein Auto auf ihn. Er warf sich in den Fond und legte sich auf den Boden. Das Auto startete mit durchdrehenden Reifen und verschwand. Die roten Rücklichter wurden immer kleiner, als es verschwand. Der Himmel über allem war sehr groß und ging bald in graue Morgendämmerung über. Sein Gesicht wurde vom Mondlicht beleuchtet.
So würden ihn einige in Erinnerung behalten.
Er hatte Flugzeuge abheben und landen sehen, die Positionslichter blinkten wie rote Sterne am Himmel. Er sah sie von dem Auto aus, das ihn fortbrachte vom Strand. Dem Strand des Todes, dem Strand des Verrats, der Gerechtigkeit, der Ungerechtigkeit. Die Politik, alles war Politik und doch keine Politik, Liebe, es war auch Liebe. Es griff immer alles ineinander.
Er schloss die Augen und dachte an die Zukunft. Er schaute nicht zurück, niemals mehr zurück.
Das Auto hatte irgendwo in der Dämmerung angehalten.
Er war in einen Hangar geführt worden.
In einem Raum hatte ihm ein Mann einen Pass zugeschoben.
Er war geflogen, war durch freundliche Wolken geflogen.
Er war zu Hause angekommen.
Er war ein anderer geworden.
Rita hatte ihn angelächelt.
Sie hatte den Brautschleier abgenommen, als er auf dem Bett lag.
Ein Spaziergang mit Kinderwagen.
Ein Foto, auf dem er einen Karton in ein Haus trägt, im Hintergrund steht ein Laster, ein Umzugswagen.
Diskussionen in dem neuen Büro, überall helles Licht, alles ist neu.
Magda und Isa lachen, wenn er sie in der Doppelschaukel schaukelt.
Die Familie beim Frühstück.
Laika in der Sonne auf der Treppe.
Er bekommt einen Umschlag von DHL .
9 Er parkt den Leihwagen an einer abschüssigen Straße, zieht die Handbremse an, steigt aus. Der warme Abend duftet nach Meer und Sternen. Die Palmen, die die Kirche umgeben, wiegen sich in der sanften Abendbrise. Alles ist wie im Paradies, alles sieht aus wie im Paradies.
In seinem Kopf singt es, während er den Platz überquert.
Nur wenige Gäste sind in der Bar. Niemand beachtet ihn.
John Österberg schaut von seinem Platz hinter der Theke auf. Neben ihm arbeitet ein Mann, ein Barkeeper, den Peter noch nie gesehen hat, ein Einheimischer. An der Wand hinter ihnen hängen Flaschen, das ist ihm bisher noch gar nicht aufgefallen, Flaschen, die an den Hälsen mit Schnüren zu Trauben zusammengebunden sind, hängende Flaschen.
Er tritt an die Theke. Das Paar, das am anderen Ende der Theke sitzt, schaut nicht in seine Richtung, niemand sieht in seine Richtung.
»Wozu darf ich dich einladen?«, fragt John. »Ein Bier? Du siehst aus, als hättest du ein Bier nötig.«
»Ich hab was ganz anderes nötig. Ich muss mit dir reden.«
»Dann rede.«
»Nicht hier.«
John wirft dem Mann neben sich einen Blick zu. Der Mann hat nicht zugehört, er presst Zitronen aus. Das Paar am anderen Ende der Theke unterhält sich. Vor beiden stehen halb gefüllte Gläser, in dem einen ist weißer und in dem anderen roter Wein. Der Rotwein steht vor der Frau. Es sieht merkwürdig aus, irgendwie falsch, Frauen haben Weißwein vor sich auf der Theke stehen, keinen Rotwein. Mit diesem Lokal stimmt irgendetwas nicht. Bar Azul. Die beiden an der Theke haben nicht die Absicht, ihre Gläser auszutrinken, haben noch nicht einmal daran genippt, sie sind nicht hier, um zu trinken.
John zeigt verstohlen auf die Hintertür seitlich von der Theke.
Er sagt etwas zu dem Barkeeper. Peter hört nicht hin, er beobachtet das Paar, besonders die Frau. Sie sagt etwas zu dem Mann. Dreh dich nicht um, sagt sie, nicht jetzt, denkt Peter.
John öffnet die Tür, und sie betreten einen fensterlosen Raum. John schließt die Tür hinter ihnen. An den Wänden türmen sich Kartons, Getränkekisten und Verpackungen bis tief in den Schatten. Im Raum ist es kühl, der Schweiß am Körper gefriert zu kleinen Eisperlen. Eisperlen, denkt Peter, das Wort ist nicht so hübsch wie Sonnenregen.
Mitten im Raum stehen ein Schreibtisch und zwei Stühle.
Auf
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