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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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nicht so, wie wenn man mit der Zungenspitze Eis berührt. Es ist eine andere Art Eis.
    Der Waschraum ist nackt, Kacheln und blaues Licht, wie Eis. Alles hier drinnen ist wie Eis. Dies ist eine andere Art Eis.
    Er erkennt sein Gesicht nicht wieder im Spiegel. Endlich ist er ein anderer geworden.
    Das Wasser im Gesicht tut gut, er befeuchtet sein Gesicht mit dem eiskalten Wasser, schließt die Augen, denkt eine Sekunde lang an nichts. Als er sein Gesicht wieder in dem kalten Licht mustert, erkennt er nur seine Augen. Alles andere in dem Spiegelbild sind die Gesichtszüge eines Fremden.
    »Hallo, Schwede.«
    »Hallo, ich wusste gar nicht, dass ich Portugiesisch kann.«
    »Portugiesisch?«
    »Aitor sagt, du bist Portugiese.«
    »Das stimmt.«
    »Gut. Ich bin Schwede.«
    »Aitor sagt, du bist Däne.«
    »Dann bin ich eben Däne. Ich kann alles sein.«
    »Hat Aitor dir unser Haus gezeigt?«
    »Welches Haus?«
    »Das Haus in Estepona. An dem geheimen Strand in Estepona?«
    Das Wasser läuft an seinem Hals hinab in den Hemdkragen, dann weiter ins Hemd. Es ist ein angenehmes Gefühl. Er würde sich gern in ein kaltes Meer stürzen, geradewegs hinein in die Wellen. Wenn er einen letzten Wunsch freihätte, würde er sich das wünschen. Mit Rita zusammen diesen Vorhof der Hölle verlassen und sich ins Meer stürzen.
    *
    Draußen vor dem Gate hat sich eine neue Schlange gebildet, schon wieder eine Sicherheitskontrolle. Es gibt keine Grenze.
    Sie übergeben einer Frau, die ein Lächeln lächelt, das die Augen nicht erreicht, ihre Boardingcard. Es ist ein geheimnisvolles Lächeln.
    Sie passieren die Sicherheitskontrolle, lassen sich tragen von der Menschenmenge, Treppen hinunter, Treppen hinauf, die Wände sind kahl, und das Licht ist blau. Er hört nichts als das Klappern vieler Schritte auf dem harten Fußboden. Niemand sagt etwas. Die können uns wer weiß wohin führen, denkt er. So war es in dem großen Krieg. So ist es zugegangen.
    Jetzt öffnet sich der Korridor zu einer Halle mit Wänden aus Glas.
    Sie stehen an einer der Wände, hinter denen Busse hin und her fahren. Sie sehen Flugzeuge draußen in der Freiheit. Eins steigt in den schwarzen Himmel. Die Lichter des Fliegers sehen wunderbar aus, als wäre er auf dem Weg zu einem Fest im Himmel.
    Sie denkt an Gott. Siehst du mich, Gott?
    »Wie viele Gates gibt es auf diesem Flugplatz?«, fragt er.
    »Das ist das letzte.«
    »Da steht unser Flieger.« Er nickt mit dem Kopf zum Flugfeld. Das Flugzeug sieht freundlich aus, es hat so eine nette Nase. Wenn er nach Hause kommt, wird er ein Kinderbuch über Flugzeuge mit netten Nasen schreiben.
    »Bald ist es so weit«, sagt sie.
    »Das ist es wahrhaftig.«
    Sie hören ein Geräusch hinter sich und drehen sich um. Die Glastüren hinaus zu den Bussen sind geöffnet worden. Ein Korridor führt aus der Wartehalle zur Busplattform. Es sind nur wenige Meter.
    Die Menschenmenge bewegt sich durch den Korridor, es ist der letzte Korridor. Jetzt nur noch wenige Meter. Sie versuchen, sich in der Mitte zu halten.
    Er sieht, wie plötzlich links eine Tür aufgeht. Vorher war dort keine Tür. Er hat keine Tür gesehen. Er greift nach Ritas Hand. Sie greift nach seiner Hand. Sie werden gegen die Wand gedrängt. Rita stolpert. Die Menschenmenge drängt sie nach links ab, auf die Türöffnung in der linken Wand zu. Es ist nur noch ein Meter. Er sieht das Licht dort drinnen, gelb und schmutzig. Er spürt ihre Hand, die Finger sind kalt wie Stein, hart wie Stein, und er hält sie fest, als sie in das Gelb hineingestoßen werden.

15 Hinter ihnen schlägt die Tür zu. In seinem Kopf dreht sich alles, ein lauter Ton aus der Hölle. Er bekommt einen Schlag in den Magen, der ihn einknicken lässt.
    Er liegt auf den Knien, ringt nach Luft. Jetzt kann sich kein Gedanke in seinem Kopf festsetzen, dort schrillen nur die höchsten Töne, ein weißes Geräusch. Etwas steigt in seinem Körper aufwärts. Es ist die Angst. Er spuckt sie auf seine Schuhe vor sich. Hinter ihm ertönt ein Ruf. Ein Tritt gegen die Brust, ein Schlag gegen den Kopf.
    Sie sitzen auf dem Rücksitz eines großen Autos. Es riecht nach Leder und Tabak. Sie sind durch Korridore im Innern des Flughafens geschleppt, getragen, gestoßen worden, vielleicht durch unterirdische Korridore. Es war kalt, es muss die Unterwelt gewesen sein.
    Jetzt ist es nicht kalt. Er spürt den Schweiß in den Augen. In seinem Kopf über der linken Schläfe hämmert es. Er versucht mit der Hand danach zu tasten, um

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