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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Frauenmisshandlung. Nicht gut. Er hat noch nie eine Frau geschlagen, das ist nicht gut. Er dreht sich um, sieht die verzweifelten Gesichter hinter sich, lauter gehemmte Schweden, mitten in einem inneren Kampf mit dem starken Wunsch, sich die Kleider vom Leib zu reißen und nackt und wie am Spieß schreiend durch die Halle zu rasen. Schreien, schreien, auf Unterhosen kauen. Es endlich tun zu dürfen, die Wut nicht mehr zurück in den Hals zu stopfen, wie wenn man Kotze schluckt, wenn sie hinaufdrängt, hinaus, onwards upwards . Es ist nicht angenehm, sie zu schlucken. Das kann gefährlich werden.
    Er schließt die Augen. War ich hierher unterwegs? War dies das Ziel?
    Ich habe nichts anderes verdient.
    Er hört die Alte in sein Ohr schreien. Er öffnet die Augen. Sie wird von der Guardia Civil abgeführt. Dafür sind einige Männer nötig. Lars geht freiwillig mit. Sie verschwinden in einem Raum hinter dem Eincheckschalter. Zwei Männer schleppen ihren Koffer. Peter erwartet fast, dass Benzin heraustropft. Er kann kein Benzin riechen.
    Jetzt sind sie an der Reihe. Rita reicht die Tickets über den Schalter. In seinem Kopf heult es, die Bandsäge läuft auf Hochtouren. Heult, brüllt. Er hat kein Gehör mehr, es ist wie vorhin, wie in einer schalldichten Zelle, einer Zelle mit gläsernen Wänden, durch die er alles sehen, aber nichts hören kann.
    Die Frau hinter dem Computer sagt etwas zu Rita.
    Sie antwortet.
    Er hört nichts.
    Die Frau sagt wieder etwas. Sie sieht aus wie ein Fragezeichen.
    Jetzt hört er es. Sie fragt nach dem Gepäck. Es gibt kein Gepäck. Das Leben ist voller Paradoxe, zuerst kommt jemand mit tausend Kilo, und dann kommt nichts. Sie sind nichts.
    Sie bekommen ihre Boardingcards. Sie haben es fast geschafft. Ihr Gesicht ist ein Spiegel seines Gesichtes, es drückt Erleichterung aus, Zweifel und Angst. Es ist einfach zu schön, um wahr zu sein.
    Sie gehen durch die Sicherheitskontrolle. Er dreht sich um, während er den Gürtel ablegt. Draußen streifen die Männer in den schwarzen Anzügen immer noch zwischen den Schlangen umher. Vielleicht suchen sie nach den Bombenmännern. Oder Bombenfrauen. Draußen ist uniformierte Polizei unterwegs. Der Flugplatz ist ein Polizeistaat.
    Er vermisst die Pistole nicht. Sie ist wie eine Schwalbe aus dem Auto geflogen und auf der toten Erde eines verlassenen Grundstücks oberhalb von Torremolinos gelandet. Eine von vielen verschwundenen Waffen an der Küste.
    Sie haben es geschafft. Sie schauen sich zweifelnd an. So einfach kann es doch nicht sein.
    »So einfach kann es doch nicht sein«, sagt sie.
    »Es war nicht einfach«, sagt er.
    »Aber trotzdem«, sagt sie.
    »Denk nach«, sagt er. »Wir haben alles richtig gemacht. Wenn man alles richtig macht, gewinnt man Zeit. So machen es die besten Fußballspieler. Sie haben immer Zeit.«
    »Oder Volleyballspieler«, sagt sie.
    »Keiner hatte Zeit zu reagieren«, sagt er.
    »Da ist ein Sofa«, sagt sie. »Ich muss mich setzen. Ich hab das Gefühl, meine Beine geben unter mir nach.«
    Sie setzen sich. Um sie herum bewegen sich Menschen. Irgendwo schreit ein kleines Kind vor Müdigkeit, schreit ununterbrochen.
    Sie können nicht mehr darüber sprechen, was an diesem Abend passiert ist. Es gibt keine Worte, es ist zu ungeheuerlich. Es ist zu rot, denkt er, alles ist zu rot geworden. Der Sand wurde rot, oder war es schwarz? Das schlechte Licht hat ihn schwarz gefärbt, aber es war rot.
    Sie versucht anzurufen, doch es meldet sich niemand. Sie hat es auch draußen versucht. Sie schaut ihn an.
    »Es hätte uns nichts genützt, wenn Mama ein Handy gehabt hätte«, sagt sie. »In diesem Fall nicht.«
    »Nein.«
    »Was erwartet uns zu Hause? Ich wage gar nicht, darüber nachzudenken.«
    »Unsere Kinder erwarten uns«, sagt er.
    »Glaubst du?«
    »Das ist das Einzige, woran ich glaube.«
    »Aus welchem Grund sollten wir uns darauf verlassen?«
    »Weil … weil wir nichts anderes haben.«
    Er steht auf.
    »Ich geh zur Toilette«, sagt er.
    »Muss das sein? Ich möchte nicht allein bleiben.«
    »Ich bin kurz davor, mir in die Hose zu pinkeln«, sagt er.
    »Das wäre nicht gut. Nicht in dieser Situation.«
    »In keiner Situation«, sagt er.
    Der Waschraum ist leer. Er ist nicht kurz davor, sich in die Hose zu pinkeln. Unterhalb des Gürtels, den er eben wieder umgebunden hat, hat er keine Funktion. Er hat kaum ein Gefühl im Körper. Als er seine eigene Haut berührt, ist es, als berührte er Eis. Aber er bleibt nicht kleben, es ist

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