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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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Kinder schlafen auf den Bergen von Reisegepäck wie Dornröschen. Alle wollen nach Hause in den Norden. Im Norden ist es sicher. Es ist kalt, aber sicher. Man kann nicht alles haben, man kann nicht Sicherheit und schönes Wetter haben. Man kann keinen hohen Lebensstandard und gleichzeitig schönes Wetter verlangen. Man muss sich entscheiden.
    »Wo ist unser Gepäck?«, fragt er.
    Sie antwortet nicht.
    »Hast du das Gepäck gesehen?«
    »Scheiß auf das Gepäck«, sagt sie.
    Eine Gruppe Polizisten bewegt sich langsam durch das Menschenmeer. Sie studieren die Gesichter auf eine scheinbar flüchtige Art, fast beiläufig. Eine Aufgabe unter anderen.
    »Die sind nicht unseretwegen hier«, sagt er.
    »Warum sind sie hier?«
    »Wahrscheinlich Routine.«
    »Hat das mit der Bombe zu tun?«
    »Bestimmt.«
    »Wo wollen wir einchecken?«, fragt sie. »Auf der Tafel steht nichts.«
    Sie hat die Tickets in der Hand.
    »Wir stellen uns bei den Guides an wie alle anderen.«
    Sie gehen zum Ende einer der Schlangen. Ein schwedischer Reiseleiter hilft beim Einchecken. Sie bekommen Hilfe. Sie stehen in der richtigen Schlange. Jetzt heißt es nur noch warten. Es gibt einige Verspätungen. Ja. Das Bombenattentat ist daran schuld. Vor den Zufahrten von Málaga herrscht Chaos.
    Sie warten. Hinter ihnen schließen mehrere Touristen auf. Alle sind müde und rot und braun. Kinder schlafen an den Schultern von Erwachsenen.
    »Ich habe in den letzten Tagen einen Traum gehabt«, sagt er leise.
    »Was?«
    »Einen Traum, ein Traum, der immer wiederkehrt. Immer der gleiche Traum.«
    »Hm.«
    »Ich habe ihn früher auch schon geträumt.«
    »Warum erzählst du mir das erst jetzt?«
    »Ich weiß nicht, ob es mit all dem hier zusammenhängt.«
    »Wovon handelt der Traum?«
    »Ich wache in einem Zimmer auf, das ich nicht kenne. Jemand liegt neben mir.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das hören will, Peter.«
    »Es wird schlimmer«, sagt er.
    »Ich will es nicht hören.«
    Er sieht einige Männer in schwarzen Anzügen durch den großen Eingang kommen, vier Männer. Sie gehören offenbar zusammen, bleiben zehn Meter entfernt in der Halle stehen, schauen sich um. Einer von ihnen tippt etwas ins Handy ein und legt es ans Ohr.
    Die Schlange bewegt sich einen Meter vorwärts.
    Noch mehr Menschen haben sich hinten angestellt. Die Schlange ist etwa dreißig Meter lang.
    Wir sind eine einzige anonyme Schlange, denkt er. Wir sind unsichtbar. Wir sind nichts.
    Jetzt sind sie fast vorne, stehen hinter einem älteren schwedischen Paar, das mit dem Personal am Eincheckschalter das Gepäckgewicht diskutiert. Die Reiseleiterin wird dazugerufen.
    »Herr im Himmel«, sagt Peter leise.
    Die vier Männer, die die Halle betreten haben, kommen näher. Sie scheinen jedes Gesicht genau zu mustern. Sie bewegen sich sehr diskret zwischen den Schlangen, als wären sie eigentlich gar nicht da. Kein Grund zur Beunruhigung. Das ist alles nur Routine.
    Die Diskussion vor Rita und Peter nimmt kein Ende. Diese verdammten Schweden mit ihrem verdammten Gepäck geben nicht auf. Die Tasche von der Alten scheint Ersatzteile für einen Range Rover zu enthalten. Sie ist schwer wie ein Range Rover.
    »Sie wiegt nicht mehr als bei unserer Ankunft«, sagt die Frau.
    »Sie wiegt zu viel«, sagt die Reiseleiterin. »Entschieden zu viel.«
    »Sag was, Lars!«, sagt die Alte.
    »Sie wiegt zu viel«, sagt Lars. »Das hab ich dir doch gleich gesagt.«
    Die Alte dreht sich zu Peter und Rita um.
    »Bei solchen Freunden braucht man keine Feinde«, sagt sie.
    Sie antworten nicht. Das Weibsbild dreht sich wieder nach vorn um.
    »So was habe ich noch nicht erlebt«, sagt sie.
    Ihr Gatte ist in sich gekehrt wie jemand, der nicht hier sein möchte. Wie ein Mann, der aus seinem eigenen Schatten verdrängt wurde.
    »Am besten, wir gehen ein bisschen beiseite«, sagt die Reiseleiterin. Sie sieht nervös aus, unglücklich, weil sie sich wieder einmal mit Dummheit und Arroganz auseinandersetzen muss.
    »Ich will nicht beiseitegehen!«, sagt die Alte. »Ich will nach Hause!«
    Peter hört Gemurmel in der Schlange. Die Leute werden ungeduldig. In der Luft liegt Aggression, als wäre ein Wind aufgekommen. Die Halle kommt ihm wie ein Hangar vor, leer gefegt und verlassen, kein guter Ort. Einige Orte waren nicht so gut, aber vielleicht lag es an uns, weil wir nicht so gut waren, als wir dort waren.
    Niemand tritt vor und knockt die Alte aus. Ihr Mann ist keine Hilfe. Eigentlich müsste er es tun. Aber das wäre

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