Die Rache des Chamäleons: Thriller
sind auf dem Weg nach Málaga.«
»Ein Gebäude … auf dem Weg zum Flugplatz.«
»Wir sind auf dem Weg zum Flugplatz.«
Er lauscht wieder.
»Auf der anderen Seite«, sagt er. »Aus der anderen Richtung zum Flugplatz, von der Stadt aus.«
Sie sehen die ersten Hinweisschilder für die Abzweigung zum Flugplatz. Bald kommt sie.
»Ich habe irgendwie das Gefühl, dass alles mit uns zusammenhängt«, sagt sie.
»Nein, nein.«
»Diese Bombe hängt mit uns zusammen. Mit dem, was heute Abend passiert ist.«
»Alles kann nicht zusammenhängen.«
»Du solltest genau umgekehrt denken«, sagt sie. »Alles hängt irgendwie zusammen. Wenn überhaupt jemand, dann solltest du so denken.«
»Aber wenn es nicht Aitor ist?«, sagt er.
»Wie?«
»Wenn nicht Aitor hinter den Bomben steckt?«
»Wer sollte sonst dahinterstecken?«
»Da vorn musst du abfahren«, sagt er.
Sie wirft einen Blick in den Rückspiegel. Er dreht sich um. Die Lichter sind da, die Reflexe sind da, alles in einer wahnsinnigen Mischung. Alles Chaos ist hinter und vor ihnen versammelt.
Das Rauschen in seinem Kopf wird stärker. Es gibt noch genügend Raum für eine Steigerung. Noch sieht er das Meer zwischen den Türmen, es glitzert wie falsches Silber, er kann die Wellen hören, sie bewegen sich in seinem Kopf. Die Wellen sind größer als das Geräusch der Brandung, sind lauter denn je. Es ist Nacht, eine andere Nacht, die letzte Nacht. Die erste und letzte Nacht, er wusste es, als sie ihre Vorbereitungen trafen. Ich bin nicht dabei, bin nicht hier. Bald bin ich woanders. Der hier bin ich nicht. Ich werde bald wieder ich selbst sein.
»Man kann nicht erkennen, ob jemand hinter uns her ist«, hört er sie sagen.
»Oder vor uns.«
»Würde Aitor den Flugplatz absperren? Die Macht hat er doch nicht«, sagt sie.
»Vielleicht hat er sie jetzt.«
Er schaut sie an.
»Oder er glaubt, sie zu haben.«
Sie fährt von der Autobahn ab und folgt der Ausschilderung zum Flugplatz.
Sie sind jetzt fast da.
Die Autoschlangen auf den Zufahrtswegen sind lang. Rechts sieht er die Lichter der Hauptstadt wie Lichter eines Schiffes auf dem Meer blinken. Die Berge am Horizont könnten Wolken sein.
Die Guardia Civil winken sie durch. Männer in Uniformen bewegen sich über das ganze Gelände. Da draußen sieht es aus wie Krieg. Er lässt die Seitenscheibe herunter. Es riecht nach Krieg, Kerosin riecht nach Krieg. Alles kann nach Krieg stinken. Es ist nur eine Frage der Phantasie.
»Bald werden wir erfahren, wer hier die Macht hat«, sagt sie.
»Müssen wir das Gepäck einchecken?«
»Wovon zum Teufel redest du?«, fragt sie.
»Ich weiß es nicht.«
Sie kreuzen zwischen Bussen, Taxis, Soldaten, Polizisten, Touristenführern, die auch Uniformen tragen. Horden von Touristen sind mit beladenen Gepäckwagen auf dem Weg ins Flughafengebäude.
»Es scheint ruhig zu sein«, sagt er.
»Wo soll ich parken?«
»Hinter den Bussen gibt es Platz.« Er zeigt in die Richtung.
Vorsichtig fährt sie an einem Bus vorbei, aus dem gerade Touristenmassen quellen. Wir sind auch Touristen, denkt sie. Wir kommen nur auf andere Art und Weise hier an. Aber wir sind Touristen, wir verlassen das Land wie Touristen.
Sie nickt einem Paar zu, das neben dem Bus steht und seine Koffer entgegennimmt. Zwei Männer in blauer Uniform ziehen die Gepäckstücke aus dem Innern des Busses. Alle Lichter sind blau.
»Die waren auf unserem Hinflug auch dabei«, sagt sie.
»Ich erkenne noch einige mehr«, sagt er. »Es ist unser Flug.«
»Deswegen sind wir hier«, sagt sie.
Er nimmt ihre Hand. Sie zittert nicht mehr. Auch seine Hand zittert nicht mehr. Jetzt sind sie wieder ruhig. Er ist wieder ruhig. Er hört das ungeheure Getöse eines startenden Flugzeuges. Die Silhouetten um ihn herum erstarren innerhalb einer halben Sekunde. Als würde die Zeit stehenbleiben, als gäbe es kein Vorher und kein Nachher mehr. Alles ist wieder wie es sein soll die Zeit bewegt sich wieder und der Tod bewegt sich mit ihr. Ohne Zeit gibt es keinen Tod manche sagen der Tod hat sich von der Zeit losgerissen aber sie täuschen sich alle die das sagen täuschen sich.
Der Lärmpegel von tausend Stimmen steigt zur Decke der Abgangshalle auf. Sie tosen wie das Meer. Hier drinnen ist das Licht blendend hell.
Die Schlangen vor den Check-in-Schaltern sind lang.
Er liest auf handgeschriebenen Schildern, dass die Check-in-Automaten nicht funktionieren.
Überall sonnengebräunte und müde Gesichter aus dem Norden. Kleine
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