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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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zu fühlen, was es ist, aber seine Hände sind mit Handschellen gefesselt. Wie zum Gebet. Er blinzelt das Salz aus den Augen, Schweiß ist an der Küste salziger. Er nimmt den Geruch der Küste wahr. Das Auto fährt am Wasser entlang. Es ist die alte Straße. Der Geruch des Meeres ist stark. Die Dunkelheit ist stark. Er dreht sich zur Seite und sieht ihr Gesicht. Ihre Blicke begegnen sich. Sie sagt nichts. Ihre Augen sind groß und voller Angst, als hätte sie ein Monster vor sich. Er wendet den Blick ab. Wenigstens das kann er ihr ersparen.
    Sie begegnen keinen anderen Autos. Als führen sie auf einem Geheimweg. Er kennt ihn gut. Es war sein Weg, sein Weg bis nach Estepona.
    Die Pension La Malagueña an der Plaza Las Flores war sein erstes Zuhause.
    Sie hatte ihm beigebracht, morgens direkt bei den Fischern einzukaufen und dann zu einem freiduría zu gehen und sie zu bitten, den Fisch zu grillen.
    Damals besaß Estepona die größte Fischereiflotte an der Küste.
    Sie hatten gesehen, wie die Schiffe hinausfuhren, sie hatten gesehen, wie sie zurückkehrten.
    Es war ein ganzes Leben an der Küste.
    »Ich werde dich niemals verlassen«, sagte er.
    Sie fahren durch eine öde Landschaft, durch Wüstenlandschaft. Der Mond wirft ein blasses Licht durch die Nacht. Er sieht Konturen von Pflanzen im Sand. Hier hatte er an einem Nachmittag vor zwanzig Jahren angehalten und hatte ein Foto gemacht, voller Staunen darüber, dass so etwas im toten Sand gedeihen konnte. Die Fotografie liegt zu Hause in seinem Safe, bei den Bildern von ihm zusammen mit Aitor Usetxe, Naiara Ibarretxe, Jesús Maria Montañas in unterschiedlichen Kombinationen oder wie man es nennen will. Bilder mit unterschiedlichen Lächeln. Aber immer mit Lächeln. Bilder von ihm und Naiara am Fenster vom Hostal Andalucía in Ronda, die Palmen vor dem Fenster. Ihr Lächeln.
    »Ich mag dein Lächeln.«
    Alle mögen es. Ich meine, dass alle ein Lächeln mögen. Ein Lächeln ist immer hübscher anzusehen als eine saure Miene.
    »Wie meinst du das?« Er lächelte.
    »Muss ich das erklären?«
    »Ja.«
    »Das ist eine deiner Macken. Du willst immer alles erklärt haben.«
    »Das macht es leichter.«
    »Was macht es leichter?«
    »Das Leben.«
    »Da täuschst du dich.« Sie lächelte.
    Als sie nach Westen abschwenken, sind die Silhouetten rechts verschwunden. Das Meer ist noch da, die Sanddünen und der Geruch von allem, was hier zu Hause ist. Wenn er doch nur die Augen schließen könnte. Bleiben könnte. Wenn er es könnte.
    Das Rauschen in seinen Ohren ist schwächer geworden, hat sich mit dem Rauschen des Meeres vereint. Er sieht sie wieder an. Sie schaut zum Meer. Die Männer auf dem Vordersitz schauen zum Meer. Alle schauen zum Meer. Er sieht das Leuchtfeuer. Wenn die Menschen, die hier leben, das Leuchtfeuer sehen, wissen sie, dass sie zu Hause sind. Sie sind in Sicherheit.
    Sie haben Estepona erreicht. Ein in die Höhe geschossenes Fischerdorf, denkt er. Links sieht er das alte Hotel Mediterráneo liegen. Er hat ein Foto, da sitzen sie vor dem Mediterráneo, im Hintergrund das Meer und der Strand, die beiden Palmen neben dem Eingang im Hintergrund. Er und Aitor. Oder er und Jesús? Oder Jesús und Aitor? Er sieht, dass die Palmen noch da sind, angeleuchtet von einem blauen Schein.
    Jetzt weiß ich, wohin wir unterwegs sind, denkt er.
    Die Silhouette des Hauses ist dieselbe in dieser Nacht wie in allen anderen Nächten, als er hier gewesen ist. Das Licht über der Veranda ist weich. Das Auto rollt über den Strand auf das Haus zu. Es sind nur wenige Meter bis zu den Wellen.
    Hinter ihnen ist immer noch der Schein von Estepona. Vor ihnen liegt Costa Natura, einen Kilometer hinter dem Haus, das Paradies der Nacktbader. Er ist nie an dem Strand gewesen. Er hat hier gebadet, aber nie nackt.
    Dieser Strand ist geheim. Er hat keinen Namen.
    Sie haben das Haus erreicht. Der Motor wird abgestellt, die Scheinwerfer erlöschen.
    Sie winden sich aus dem Auto. Rita schreit auf, als sie irgendwo mit den Handschellen hängenbleibt. Er versucht etwas zu sagen, aber er weiß nicht, was er zu sagen versucht.
    Sie stehen draußen. Er schaut an den Himmel. Ein Flugzeug blinkt sich hinauf in den Raum. Er versucht die Uhrzeit auf seiner Armbanduhr zu erkennen, aber es ist zu dunkel, er kann die gefesselten Hände nicht nah genug an die Augen heben.
    Er wird in Richtung Haus gestoßen.
    Seine Füße bewegen sich leicht über die steinige Erde, auf der das Haus steht, als würde das Blut

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