Die Rache des Griechen
gönnte den Menschen in ihrer Umgebung keinen glücklichen Moment. Kallie sah den Schmerz in den Augen von Elenis Ehemann. Ihr Wunsch, sich zu rächen, verflog.
Natürlich hätte es trotz Elenis Manipulation in jener Nacht gar keine Geschichte gegeben, wenn nicht Kallie selbst die Initiative übernommen hätte. Schlussendlich konnte sie niemandem die Schuld geben, nur sich selbst. Und nun hielt sie auch noch das Schicksal von Demarchis Shipping in den Händen.
Sie hob den Kopf und blickte Alexandros mit flehenden Augen an. „Mir bleibt keine Wahl, oder?“
„Selbstverständlich hast du eine Wahl, Kallie“, erwiderte er langsam. „Es gibt immer eine Wahl. Deine Alternativen sind ganz einfach. Wenn du jetzt gehst, bekommt dein Onkel keinen Cent von mir. Da er bereits alle Banken nach einem Kredit gefragt hat und auch keine andere Reederei ihm Geld leihen will, wird er – und folglich auch deine Familie – ruiniert sein. Wenn du mich heiratest, wird hingegen alles gut.“
Kallie stellte die letzte Frage. „Wie lange würden wir …?“
„Solange es mir gefällt. An dem Tag, an dem ich beginne, mich zu langweilen, lassen wir uns scheiden.“
5. KAPITEL
Alexander Kouros war wieder in ihr Leben getreten – einfach so – und hatte es völlig auf den Kopf gestellt. Weil er eine Ehefrau brauchte.
Kallie durchlebte die nächsten drei Wochen in einer Art Nebel. Alexandros, den sie seit sieben Jahren nicht mehr gesehen hatte, war nun überall. In ihrem Büro, an der Tür zu ihrer Wohnung, am Telefon, und erteilte knappe Befehle. Die Paparazzi hatten sie an jenem Abend fotografiert, als sie aus dem Hotel de Crillon gekommen waren. Kallie war von den Ereignissen so mitgenommen, dass sie die blitzenden Lichter kaum bemerkte. Erst am nächsten Tag, als sie die Zeitung aufschlug, sah sie die Bilder. In den Schlagzeilen wurde die mögliche Romanze bejubelt, die kurz darauf von Alexandros’ Pressesprechern bestätigt wurde. Bevor Kallie Zeit hatte, Luft zu holen, zog sich das Netz enger und enger um sie zusammen. Zweifellos, dachte sie, hält er es nur für gerecht, wenn jetzt auch mein Name in den Zeitungen steht.
Als er ihr jedoch kurz vor der Hochzeit eine Kreditkarte, zusammen mit der Anweisung, sie solle sich neu ausstaffieren, schickte, platzte ihr der Kragen.
„Ich werde mich nicht wie ein kleines Schoßhündchen vorführen lassen. Und ich werde nicht losgehen und mit deinem Geld Kleider zu deinen Bedingungen kaufen. Du magst mich zu dieser Ehe erpresst haben, Alexandros, aber ich bin nicht dein Eigentum. Seit geraumer Zeit kleide ich mich selbst ein, ohne dass es Beschwerden gegeben hätte. Und ich habe vor, es auch weiterhin so zu halten“, fauchte sie ihn am Telefon an.
„Glaub mir, als meine Frau brauchst du ein wenig mehr Glamour. Dein Look ist zu lässig und unauffällig.“
Kallie gab ein wütendes Geräusch von sich. „Wer hat sich denn beschwert, ich hätte eine Schönheitsoperation vornehmen lassen? Entscheide dich endlich!“
Alexandros beeindruckte ihr Ausbruch nicht. „Das war, bevor ich dich richtig angesehen habe. Jetzt bin ich mir sehr sicher, dass du keinerlei chirurgische Maßnahmen ergriffen hast. Ich freue mich bereits darauf, es mit Sicherheit herauszufinden.“
Als Antwort knallte Kallie den Hörer auf die Gabel. Sie zerschnitt die Kreditkarte und sandte Alexandros die Schnipsel zurück. Er lächelte schief, als er den Brief erhielt. Die erste Frau, die sein Geld zurückwies. Er fragte sich, auf welches Spielchen Kallie aus war. Allerdings musste er sich eingestehen, dass sie ihn von Tag zu Tag mehr faszinierte. Sich eine Ehefrau zu nehmen, machte mehr Spaß, als er angenommen hatte.
Am Tag vor der standesamtlichen Trauung traf Kallie sich mit ihrem Onkel zum Lunch in einem Restaurant auf den Champs-Élysées. In der Ferne erhob sich malerisch der Triumphbogen.
Alexei stand auf, als er sie sah, und küsste sie herzlich auf beide Wangen. Seit der Nacht im Ritz hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Die Neuigkeiten von der Heirat hatte sie ihm am Telefon mitgeteilt, aber dieses Treffen hatte sie nicht länger hinauszögern können. Schließlich, nachdem ihr alle anderen Themen ausgegangen waren, ergriff er ihre Hand und kam zum Punkt. „Kallie, mein Schatz“, sagte er sanft. „Du weißt, wie wichtig du mir bist, fast wie eine Tochter.“
„Ja …“, entgegnete sie und bemühte sich, jedes Gefühl aus ihrer Stimme zu verbannen. Dabei sehnte sie sich so sehr danach, sich
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