Die Rache des Griechen
Funke. Ein Funke, den sie entzündet hatte? Der Gedanke berührte etwas in ihr. Sie erschauerte.
Von irgendwoher fand sie ihre Stimme wieder. „Die Wahrheit …“ Ihr fehlte die Kraft, die Worte als Frage zu formulieren, aber er verstand sie trotzdem.
„Dass es zwischen uns genug Elektrizität gibt, um eine Kleinstadt zu versorgen.“ Als sein Blick auf ihren Mund fiel, zitterten ihre Lippen, als flehten sie um einen weiteren Kuss. „Morgen heiraten wir. Und dann werden wir genau hier weitermachen. In unseren Flitterwochen werden wir sehr viel Zeit haben.“
„Das ist unmöglich. Ich werde nirgendwohin mit dir in die Flitterwochen fahren. Ich muss arbeiten. Ich kann nicht einfach alles stehen und liegen lassen.“
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. „O doch, das kannst du. Es ist Teil unserer Vereinbarung. Sorg dafür, dass deine Koffer gepackt sind.“
Alexandros durchschritt die Menge der vielen Fotografen vor Kallies Büro. Anders als bei anderen Prominenten bedrängten ihn die Reporter nicht, sondern hielten einen gewissen Abstand. Es war, als wüssten sie, dass ein Wort, eine Handbewegung von ihm genügte, um ihnen ernstliche Schwierigkeiten zu bereiten. Er ignorierte alle Fragen und stieg in die wartende Limousine. Schwarz getönte Scheiben verbargen ihn sofort vor allen unliebsamen Blicken.
Mit knappen Worten wies er seinen Fahrer an, den langen Weg zurück zum Büro zu nehmen. Er musste nachdenken und sich sammeln. Sein Körper bebte immer noch vor Erregung, wie er sie in einem solchen Ausmaß noch nie erlebt hatte.
Was, zur Hölle, war da eben passiert?
Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Er hatte nicht vorgehabt, Kallie zu küssen. Doch als sie in der hochgeschlossenen Bluse und dem schmal geschnittenen Rock ihr Büro betreten hatte, hatte er ihr nicht widerstehen können.
In dem Moment, in dem er Kallie in die Arme geschlossen hatte, waren Gefühle in ihm aufgestiegen, wie er sie nie zuvor empfunden hatte. Natürlich kannte er Verlangen – aber das war es nicht. Empfunden hatte er ein Glücksgefühl, das über jede körperliche Ebene hinausging. Als befände sich plötzlich etwas in Reichweite, wonach er sein Leben lang gesucht hätte.
Zum ersten Mal, seit er Kallie wiedergesehen hatte, fragte Alexandros sich, ob er das Richtige tat. Sein Mund wurde zu einer schmalen Linie. Tatsache war allerdings, dass es jetzt kein Zurück mehr gab. Binnen vierundzwanzig Stunden brauchte er eine Ehefrau, wenn er die testamentarische Bedingung erfüllen wollte. Und sein Erbe konnte er sich wohl kaum entgehen lassen, nur weil er diese … Zweifel hegte.
Erst jetzt erinnerte er sich an den eigentlichen Grund, warum er ihr Büro aufgesucht hatte. Er wollte sichergehen, dass sie die Eheverträge erhalten hatte. Nie zuvor war ihm ein solcher Fehler, eine solche Vergesslichkeit unterlaufen. Rasch schob er die Frage nach dem Warum beiseite und wies einen seiner Leibwächter an, zurückzufahren und die Vereinbarung abzuholen.
Alexandros war schon seit einigen Minuten gegangen, als Kallie sich seiner Abwesenheit erst wirklich bewusst wurde. Sie hatte sich noch keinen Millimeter bewegt. Sie fühlte sich, als wäre sie in eine andere Dimension geschleudert worden. Er hat mich nur geküsst, dachte sie. Und er erwartet, dass wir gemeinsame Flitterwochen verbringen!
In ihrem Kopf drehte sich alles; ihr war schwindelig. Auf zitternden Beinen ging sie hinter ihren Schreibtisch und setzte sich. Auf der Tischplatte lag ein Zettel, beschrieben in einer großen ausdrucksstarken Handschrift, die nur einer einzigen Person gehören konnte. Ihm.
Bitte unterzeichne die Eheverträge, und schick sie an mich zurück.
Wieder und wieder las sie die Worte. Allmählich kehrte sie in die Realität zurück. Wie ein schlechtes Omen erklangen Kirchenglocken in der Ferne. Ihr Schicksal war besiegelt. Wie ein arabischer Prinz spazierte er in ihr Büro, als würde er ein neues Mädchen für seinen Harem auswählen. Er prüfte, ob sie seinen Erwartungen entsprach. Sie verspürte ein Kribbeln auf ihren Lippen, als sie sich an den Kuss erinnerte. Nun, offensichtlich war er zufrieden gewesen. Was für ein Glück für sie.
Ihre Assistentin klopfte an die Tür und lenkte sie von ihren düsteren Gedanken ab. Sie hielt einen großen Briefumschlag in der Hand. „Das ist vorhin für dich abgegeben worden, aber ich war ein wenig abgelenkt, als Alexandros …“ Sie errötete, und Kallie sah
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