Die Rache des Kaisers
aufgenommen und je fünfunddreißigtausend und mehr Dukaten dafür gezahlt hatten. Als aber die Landsknechte sahen, daß sich die Spanier der besten Häuser bemächtigten, gerieten sie in Wut; vier Stunden lang bestürmten sie den Palast Siena, plünderten ihn und nahmen alles darin gefangen. Allein die Beute aus drei Kardinalspalästen wird mehr als fünfhunderttausend Dukaten betragen haben, wozu noch Lösegelder kommen.
Glücklich rettete sich Isabella Gonzaga aus diesen Greueln. Sie hatte ihren Palast mit Lebensmitteln versehen, bewaffnen und vermauern lassen. Sie schützte darin dreitausend Flüchtlinge. Vier italienische Gesandte hatten sich zu ihr gerettet, der Bevollmächtigte Mantuas, die Vertreter Ferraras und Urbinos und der venezianische Botschafter. Noch in der Schreckensnacht eilten dorthin der Graf Alessandro von Nuvolara, dessen schöne Schwester Camilla bei der Markgräfin war, und ein Verwandter des Herzogs von Sessa, Don Alonso de Córdoba. Man zog diese Kapitäne an einem Seil in den Palast. Sie verlangten fünfzigtausend Goldgulden für sich selbst, zehntausend von den venezianischen Flüchtlingen und ebensoviel als Anteil für Isabellas zweiten Sohn Don Ferrante. Dieser selbst eilte nachts von der Wache an der Engelsburg herbei. Nuvolara und Alonso wollten ihn nicht eher einlassen, bis er ihnen versprach, nur seine eigene Mutter von der Schatzung auszunehmen. Alle übrigen Gefangenen mußten sich mit sechzigtausend Gulden freikaufen.
Landsknechte, von halbnackten Hetären begleitet, ritten zum Vatikan, um dem Papst Tod oder Gefangenschaft zuzutrinken. Lutheraner wie Spanier und Italiener ergötzten sich damit, die heiligen Zeremonien nachzuäffen. Man sah Landsknechte auf Eseln als Kardinäle einherreiten, einen als Papst verkleideten Irren in ihrer Mitte; so zogen sie bis vor die Engelsburg, wo sie schrien, daß sie jetzt nur fromme und dem Kaiser gehorsame Päpste und Kardinäle machen würden, welche keine Kriege mehr führen sollten, und wo sie Luther zum Papst ausriefen.
Der Franzose Grolier, der sich in das Haus des spanischen Bischofs Cassador gerettet hatte, stieg oft auf das Dach hinauf, und was er dort hörte und sah, hat er so ausgedrückt: ›Überall Geschrei, Waffengetöse, Geheul von Weibern und Kindern, Knistern von Flammen, Gekrach fallender Dächer, so starrten wir voll Furcht und lauschten, als wären wir allein vom Schicksal aufbewahrt, den Untergang des Vaterlands zu schauen.‹
Um sich gegen Ausfälle aus der Engelsburg zu schützen, hatten die Kaiserlichen vor dem Ponte S. Angelo einen Laufgraben aufgeworfen, aus dem sie unaufhörlich feuerten. Dies Kastell war überfüllt von mehr als dreitausend Geflüchteten, in ihrer Mitte der Papst und dreizehn Kardinäle. Auf seiner Spitze wehte neben dem Friedensengel die rote Kriegsfahne, und die donnernden Geschütze hüllten es in Pulverdampf. Neunzig Schweizer und vierhundert Italiener bildeten die Besatzung; die Artillerie befehligte der Römer Antonio S. Croce, und unter ihm diente Benvenuto Cellini als Bombardier. Es fehlten die Lebensmittel. Eselsfleisch wurde zum Leckerbissen für Kardinäle und Bischöfe. Die Spanier sperrten alle Zufuhr ab; sie erschossen sogar Kinder, die im Graben des Kastells Kräuter an Stricke banden für die Hungernden
dort oben, und ein Hauptmann erhenkte mit eigener Hand ein altes Weib, welches dorthin für den Papst ein wenig Salat gebracht hatte.
Tausende unbegrabener Leichen verpesteten die Straßen. Und bald entzweite Neid die Nationen im Heer; mit den Schwertern entrissen sie einander den Raub. Die Deutschen fuhren eines Tags Kanonen im Campo dei Fiore auf, den Spaniern eine Schlacht zu liefern, und kaum verhinderten die Führer den Massenkampf.
Acht Tage lang dauerte die eigentliche Plünderung. In so kurzer Zeit ward erbeutet, was lange Raubsucht in dieser Priesterstadt aufgehäuft hatte. Geräte, Gewänder, Tapeten, Bilder, eine ganze Welt von Kunstwerken, wurden wie Plunder aufgehäuft und so auch behandelt. Spanier und Landsknechte teilten sich Perlen mit Schaufeln zu; der elendeste Knecht besaß viertausend Dukaten. Auf Plätzen und Straßen sah man Gruppen von Landsknechten, welche über Brettern oder auf dem nackten Boden würfelten. Auf zwanzig Millionen Goldgulden schätzte man die Beute der Stadt, und mit nur zweihundertfünfzigtausend Dukaten hätte der Papst den Untergang verhindern können.
Gleich nach der ersten Furie des Mordens war den Gefangenen die Schatzung
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