Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
gedient, als die Trümmer noch Haus und die Wüste noch Garten gewesen waren. Ein paar Schritte oberhalb, am Hang des einstigen Gartens, gab es einen Brunnen, in den bisher niemand Leichen oder andere Abfälle geworfen hatte, soweit wir dies feststellen konnten. Das Gelände mußte vor Jahren verlassen worden sein.
    »Das können wir nicht allein machen«, sagte Jorgo, als wir eine Art Abendmahl im Schuppen einnahmen: schales Brot und kaltes Fleisch, Rest eines gebratenen Pferdeschenkels vom Vortag.
    »Was?« sagte ich.
    »Na, das.« Jorgo grinste. »Beinahe gut, was die Jungs da spielen, obwohl …« Er schüttelte sich.
    Plünderern - Kameraden - ein Festessen versprechen und ein ruhiges Nachtquartier, und dann die Plünderer töten und ausplündern … Einfacher, bequemer, einträglicher als eigenhändiges Plündern. Allerdings war ich sicher, daß sie auch
das betrieben hatten, ehe einer - Piranesi? - auf diesen Einfall gekommen war.
    »Halt mal.« Ich hob die Hand und sah die drei nacheinander an. »Bis jetzt habt ihr mir geholfen, aber das ist jetzt nicht mehr eure Sache.«
    Avram hob die Brauen und setzte ein schiefes Lächeln auf; Jorgo kniff die Augen zusammen und starrte mich an, und Karl schnaufte.
    »Kamerad, Freund, Gefährte«, sagte er, und dann, mit einem Grinsen: »Bruder in Christo. Vor einem Jahr kamen wir - Jorgo und ich, heißt das - hungrig und in Fetzen zu dir, und seither hast du uns genährt, in Windeln gewickelt und jeden Abend in eine neue Krippe gelegt. Wir haben von deinem Geld und deinen Einfällen gelebt und deinen Lieblingsteufel Giambattista Piranesi gesucht. Und jetzt, da wir ihn gefunden haben, sollen wir zusehen, wie du dich von ihm zerschlitzen läßt?«
    »Den letzten Schritt auf dem Weg muß ich tun. Ich kann nicht von euch verlangen, euer Leben für meine Rache einzusetzen.«
    »Hältst du uns für Lumpengesindel, daß wir dein Geld verprassen, dein Brot essen und am Ende zuschauen?«
    Avram beugte sich vor. »Kleiner Bruder - oder Herr, wie’s beliebt: Es gibt nichts zu sagen. Wir sind dabei. Was hast du vor?«
    »Ich will Piranesi. Aber nicht euer Blut.«
    »Prato«, sagte Jorgo. »Rom. Und tausend Tote dazwischen. Über unser Blut verfügen wir. Aber du hast ganz recht, allein können wir das nicht erledigen. Hast du einen Plan?«
    Ich schwieg einen Moment. »Seid ihr sicher? Daß ihr notfalls bluten wollt, nur weil ich das Dorf meiner Kindheit nicht vergessen mag?«

    »Genug davon.« Karl wirkte beinahe verärgert. »Willst du zu unserer Liebe auch unseren Zorn? Du übertreibst, finde ich. Wem stünde soviel zu?«
    Ich schwieg einen Moment. »Ich danke euch, Freunde«, sagte ich dann. »Solche großen Geschenke kann man nur mit Dank annehmen. Wenn ihr darauf besteht … Ich sehe das so: Tausende Söldner plündern. Inzwischen versuchen sicher ein paar Hauptleute, wenigstens in einem Teil der Truppen wieder so etwas wie Zucht und Ordnung herzustellen. Piranesi und seine Leute plündern die Plünderer aus und bringen sie um. Irgendein deutscher oder spanischer Offizier müßte doch Wert darauf legen, seine Männer zu schützen oder zu rächen.«
    »Kennst du einen?« Avram verzog den Mund.
    »Ich kenne ein paar«, sagte Karl. »Aus alten Tagen. Ich weiß nicht, wer von denen noch dabei ist.«
    »Wir sollten uns vorsichtig umhören. Und die Mörderbande im Auge behalten.« Jorgo gluckste. »Nicht ganz leicht, wenn man möglichst alles zu viert macht. Aber wir müssen natürlich sicher sein, daß sie weitermachen. Sonst finden wir am Ende einen Hauptmann, der mitmacht, und sie sind nicht mehr da.«
     
    Am nächsten Tag gelang es uns, beides zu tun, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Karl suchte nach alten Bekannten unter den deutschen Landsknechten und geriet schließlich an Sebastian Schertlin von Burtenbach, vor Jahren Frundsbergs Stellvertreter. Aber Schertlin war mit Politik beschäftigt, feilschte für die Landsknechte mit dem Papst und den Adligen; in den wenigen Augenblicken, die er sich für Karl Zeit nahm, hörte er sich dessen Mitteilung an, blähte die Wangen auf und ahmte mit dem Mund eine Pferdefurz nach.

    »Den Waliser kenne ich nicht, aber Piranesi? Dieser Sohn einer Florentiner Hure? Wen kümmert‘s, was diesen Trunkenbolden geschieht? Sollen sie zur Hölle fahren. Und - die Hälfte der Beute für uns? Ah, Karlchen, mein alter Freund, ich spiele um höhere Einsätze.«
    Jorgo fand schließlich den richtigen Weg zum richtigen Mann. In einer Landsknechtskluft

Weitere Kostenlose Bücher