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Die Rache des Kaisers

Titel: Die Rache des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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deren Verfolger. Noch oder schon wieder betrunkene Krieger taumelten unter ihrer Beute oder zerrten Gefangene mit sich.
    Niemand wurde verschont. Die Häuser von Spaniern und Deutschen wurden geplündert wie die der Römer. In manchen Palast eines Kaisertreuen waren Römer geflüchtet, weil sie hofften, dort dem Entsetzen zu entgehen, aber deutsche Landsknechte und spanische Soldaten kümmerten sich nicht um Wappen oder vor den Türen flatternde Fahnen, drangen ein, brachen Türen und Truhen auf, rannten denen, die sich in den Weg stellten, das Schwert durch den Leib, rissen oder schnitten den reichen Frauen das Geschmeide von
Hals und Hand und machten sich rudelweise über Herrinnen und Mägde her. Allein im Palast des portugiesischen Gesandten, hörte ich Landsknechte prahlen, habe man fünfhunderttausend Dukaten erbeutet, Schmuck und andere Dinge von Wert nicht gerechnet.
    Manchem gelang es vorübergehend, sich und die seinen und ins jeweilige Haus geflüchtete Menschen gegen ungeheure Summen freizukaufen - bis der nächste Trupp erschien.
    Wo jemand Widerstand leistete, wurden Türen oder ganze Mauern mit Pulver gesprengt. Sobald die Plünderer dann eingedrungen waren, gab es keinerlei Schonung; wer sich nicht verteidigte, wurde geplündert, geschändet und vielleicht umgebracht, wer sich wehrte, starb auf jeden Fall.
    Besonders gründlich und liebevoll untersuchten die Soldaten Klöster und Kirchen. Und die Leiber ihrer Insassen, zu denen auch die Tausende gehörten, die im Vertrauen auf die Unberührbarkeit heiliger Stätten dorthin geflohen waren. Deutsche Landsknechte - keineswegs nur Evangelische - plünderten die Kirche der Deutschen, die Anima, und die Jakobskirche - Santiago de Navona, Heiligtum der Spanier - wurde vor allem von spanischen Truppen verheert; es war, als achte man die Vorrechte der jeweils anderen Seite. Santa Maria del Popolo wurde geplündert, die Mönche ausnahmslos abgeschlachtet. Fast noch scheußlicher ging es in den Nonnenklöstern zu; und wenn ein Trupp in eine karge Kirche oder ein armes Kloster kam, führte die Wut ob mangelnder Beute zu noch gräßlicheren Folterungen und Metzeleien.
    Doch wie soll ich das schildern, was ich nur zum Teil habe sehen, hören, riechen können und müssen! Meine Gefährten und ich waren ja auf der Suche nach Piranesi, außerdem immer bemüht, nicht selbst Opfer der rasenden Krieger zu werden.
Ein kaiserlicher Schreiber, dessen Namen ich nicht entziffern kann - Gregorius? Georgius? -, hat aus den Berichten der Überlebenden eine Niederschrift angefertigt, die in meine Hände geraten ist. Ich will daraus einiges abschreiben, was ich teils bestätigen kann, teils mühelos zu glauben vermag.
     
    »Man muß sich die Menge kostbarer Kirchengeräte in den Sakristeien Roms vorstellen, um die Masse der Beute zu begreifen: All dies ward geraubt, zerstört und geschändet, auch die geheiligten Häupter der Apostel, so lange verehrt und aufbewahrt. Die heilige Lanzenspitze, die einst des Erlösers Leib am Kreuz geöffnet hatte, daß Blut und Wasser flössen, befestigte ein deutscher Landsknecht am eigenen Spieß; das Schweißtuch der Veronika ging durch tausend Hände und alle Schänken Roms. Die Deutschen behielten als Andenken manche Reliquien; die albernste Beute war wohl der dicke und zwölf Fuß lange Strick, mit dem sich Judas erhenkt haben soll.
    In St. Peter durchwühlten die Spanier sogar die Gräber, selbst das Grab Petri, wie es einst die Mauren getan hatten. Man würfelte auf den Hochaltären, man zechte mit Dirnen aus Meßpokalen. Seitenschiffe und Kapellen, ebenso der Vatikanische Palast, dienten als Pferdeställe, und zu Streu nahm man Urkunden, päpstliche Bullen oder von den Päpsten gesammelte kostbare Handschriften. Die Straßen sah man überstreut mit Fetzen von Schriften und Registern päpstlicher Kanzleien.
    Nach den ersten drei Tagen erließ der Prinz von Oranien das Verbot, ferner zu plündern; alle Truppen sollten sich nach dem Borgo und Trastevere zurückziehen; aber niemand gehorchte ihm. Auch drang Landvolk in die Stadt, wo es auf den Spuren der Krieger Nachlese hielt. Pierluigi Farnese
griff in Rom gierig zu. Der kaiserlichen Partei hatte er sich aus Raublust angeschlossen. Mit einer Beute von fünfundzwanzigtausend Dukaten zog er ab, sie in einem Kastell seiner Familie zu bergen. Das Volk von Gallese aber plünderte diese Karawane aus.
    Tagelang blieben die Paläste einiger Kardinäle verschont, da sie spanische Hauptleute

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