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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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sie wohl. Aber weil sie Nathans Angestellte sind, wagten sie nicht, mir zu sagen, ich würde an geistiger Verwirrung leiden. Dafür sprachen ihre Mienen eine um so deutlichere Sprache. Ich ging sofort zu den Gräbern. In der Nacht zuvor hatte es geregnet und gestürmt, dadurch mochten sich etwaige Spuren verwischt haben. Aber es sah nicht so aus, als wäre das Erdreich von einer Schaufel aufgewühlt worden.«
    »Vielleicht hatten die Schurken erst zu graben begonnen, als du dazwischenkamst«, gab Caine zu bedenken.
    »Ja, sie hatten eben erst angefangen. O Gott, ihre Gesichter werde ich nie vergessen!«
    »Erzähl uns den Rest der Geschichte.«
    »Ich versuchte die Motive der Schurken zu ergründen. Dann bat ich Hudson, Nathan nicht mit diesem Problem zu belästigen. Ich belog den Butler und behauptete, sicher habe die sinkende Sonne meiner Phantasie einen Streich gespielt. Da atmete er erleichtert auf. Aber selbstverständlich machte er sich immer noch Sorgen, weil ich mir bei meinem Sturz von der Treppe den Kopf angeschlagen hatte.«
    »Jade, könnte es nicht doch …«, begann Lyon, und Caine unterbrach ihn.
    »Du meinst, es könnte Einbildung gewesen sein? Sicher nicht. Letzte Nacht wurden wir von mindestens fünf Männern verfolgt.«
    Mißtrauisch musterte Jade den Hausherrn. »Sie glauben mir nicht?«
    »Doch, jetzt schon. Wenn man hinter Ihnen her ist, müssen Sie was gesehen haben. Wie ging es weiter?«
    »Ich weigerte mich aufzugeben.« Sie versuchte die Finger im Schoß ineinanderzuschlingen und merkte, daß sie Caines Hände festhielt. Hastig ließ sie ihn los. »Manchmal kann ich sehr hartnäckig sein. Also machte ich mich am nächsten Morgen wieder auf den Weg, um Beweise zu suchen.«
    Lyon grinste Caine an. »Das hätte ich auch getan.«
    »Was für ein Morgen war das, Jade?« fragte Caine.
    »Der gestrige. Ich ritt los, aber ich kam nicht bis zu den Gräbern meiner Eltern. Das Pferd wurde unter mir weggeschossen.«
    »Wie, bitte?« Caine schrie beinahe, was Jade zufrieden registrierte.
    »Diese Schurken schossen Nathans schönstes Pferd nieder. Sicher wird sich mein Bruder maßlos aufregen, wenn er vom Tod seines Lieblingshengstes erfährt. Es wird ihm das Herz brechen.«
    Caine griff nach seinem Leinentaschentuch, als befürchtete er, sie würde wieder zu weinen anfangen. »Und dann?«
    »Natürlich fiel ich zu Boden, aber ich brach mir glücklicherweise nicht den Hals und erlitt nur geringfügige Verletzungen. Sicher hast du die blauen Flecken an meinen Armen und Schultern bemerkt, als du letzte Nacht in mein Zimmer geschlichen bist, Caine.«
    »Nein, ich habe nichts bemerkt. Und ich bin nicht in dein Zimmer ’geschlichen’.«
    »Wie konntest du diese verfärbten Stellen übersehen?«
    »Ich habe nicht auf deine Arme und Schultern geschaut.«
    Jade wurde wieder rot. »Das – das hättest du aber tun sollen. Ein echter Gentleman hätte so was sofort bemerkt.«
    Da verlor Caine die Geduld. »Jade, nicht mal ein Eunuch hätte in jenem Moment …«
    »Willst du die restliche Geschichte hören oder nicht?«
    »Ja.«
    »Nachdem die Schurken mein Pferd getötet hatten, rannte ich zum Haus zurück. Ob sie mir folgten, weiß ich nicht. Ich war ganz durcheinander. Nie zuvor war mir so etwas zugestoßen. Ich hatte ein sehr behütetes Leben geführt.«
    Weil sie auf eine Zustimmung zu warten schien, nickte Caine.
    »Davon bin ich überzeugt.«
    »Ich schilderte Hudson, was geschehen war, und sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, mir zu glauben. Der Mann wollte mir dauernd eine Tasse Tee aufzwingen, aber nun hatte ich endlich einen Beweis.«
    »Einen Beweis?«
    Jade verdrehte die Augen. »Natürlich das tote Pferd! So denk doch ein bißchen mit!«
    »Ach ja, das tote Pferd. Entschuldigte sich Hudson bei dir, als du ihm das Pferd zeigtest?«
    Sie kaute an ihrer Unterlippe und schwieg eine Weile. Schließlich erwiderte sie: »Nicht direkt.«
    »Nicht direkt? Was soll das heißen?«
    Diese Frage hatte Lyon gestellt, und Jade wandte sich zu ihm. »Ich weiß, Sie werden wieder einmal Zweifel an meinen Worten hegen – aber als wir zu dem Hang kamen, wo das Pferd erschossen worden war, lag es nicht mehr da.«
    »Oh, das bezweifle ich keine Sekunde lang«, entgegnete Lyon gedehnt und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
    »Du etwa, Caine?«
    Sein Freund grinste. »Es ergibt genausoviel Sinn wie alles andere, was sie uns erzählt hat.«
    »Hudson bestand darauf, zum Stall zurückzukehren«, fuhr Jade fort. »Er war

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