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Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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war?«
    Jade schüttelte den Kopf. »Ein Bote brachte einen Brief für Nathan. Als mein Bruder dieses Schreiben las, regte er sich sehr auf. Er erklärte mir, er müsse nach London und würde in zwei Wochen wiederkommen. Sein Freund sei in Schwierigkeiten. Mehr verriet er mir nicht, Caine. Nathan ist ein Ehrenmann. Niemals würde er einem Freund, der sich in einer Notlage befindet, den Rücken kehren. Und ich würde das auch nicht von ihm verlangen.«
    »Und du bliebst allein im Haus?«
    »Großer Gott, nein! Das Personal war da. Lady Briars, eine gute Freundin meines Vater, hatte die Dienstboten engagiert und Nathan bei seinen Renovierungsplänen geholfen. Ursprünglich hatte sie uns großziehen wollen und sogar die Vormundschaft beantragt. Aber dann brachte Harry uns auf seine Insel, und sie konnte uns nicht finden. Ich muß sie besuchen, wenn das alles überstanden ist. Vorher wage ich natürlich nicht, ihr Haus zu betreten. Die Schurken könnten es niederbrennen …«
    »Jade, du schweifst ab.«
    »Tut mir leid. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Nathan fuhr nach London«, wurde sie von Lyon erinnert.
    »Ach ja … Jetzt weiß ich, daß ich eine Dummheit machte. Auf der Insel konnte ich kommen und gehen, wie ich wollte. Da brauchte ich keine Begleitung. Ich hatte vergessen, daß es in England anders ist. Hier muß jeder seine Tür verschließen. Aber ich hatte es so eilig, das Haus zu verlassen. Ich schaute nicht nach unten, und meine Stiefelspitze verfing sich an der Teppichkante am Treppenabsatz.
    Deshalb stürzte ich hinab, und mein Kopf schlug gegen einen Pfosten.«
    Jade hielt inne, um den beiden Männern die Gelegenheit zu geben, ihr Bedauern auszudrücken. Doch sie schauten sie nur erwartungsvoll an, und sie warf ihnen zur Strafe für ihre Herzlosigkeit einen vernichtenden Blick zu. »Eine Stunde später hatte mein Schädel zu dröhnen aufgehört, und ich ging spazieren. Bald vergaß ich meine Schmerzen, denn das Wetter war prachtvoll. Ich vergaß auch die Zeit. Und als ich die hübsche Kirche bewundern wollte, hörte ich den Lärm auf dem Dach des Pfarrhauses. Wenig später fiel der arme Gentleman herab. Schreiend rannte ich davon. Aber ich verirrte mich und gelangte auf den Abhang oberhalb der Gräber meiner Eltern. Dort sah ich die Männer wieder.«
    »Dieselben?«
    »Ja. Offenbar hatten sie entschieden, es würde sich nicht lohnen, mir zu folgen. Und – sie waren sehr beschäftigt.«
    »Was taten sie?« wollte Caine wissen.
    Sie antwortete nicht sofort, und eine böse Ahnung beschlich ihn. Jade umklammerte seine Hände, aber er nahm nicht an, daß ihr dies bewußt war. Schließlich flüsterte sie: »Die Männer hoben die Gräber aus.«
    »Tatsächlich?« rief Lyon ungläubig, während Caines Miene nichts von seinen Gedanken verriet. Doch sie vermutete, daß auch er an ihren Worten zweifelte. Seltsam – ihre Lügen wurden von beiden Männern akzeptiert, und mit der reinen Wahrheit verhielt es sich ganz anders.
    »Es stimmt wirklich«, beteuerte sie. »Ich weiß, es klingt bizarr. Aber genau das habe ich gesehen.«
    Caine nickte. »Also gut. Und was geschah dann?«
    »Ich fing wieder zu schreien an. Das war natürlich ein Fehler, denn damit zog ich die Aufmerksamkeit der Männer wieder auf mich. Aber vor lauter Wut konnte ich nicht klar denken. Alle drei starrten zu mir herauf, und einer, der besonders elegant gekleidet war, hob eine Pistole. Merkwürdigerweise konnte ich mich nicht rühren, bevor der Schuß krachte. Dann rannte ich blitzschnell davon. Hudson, Nathans Butler, arbeitete in der Bibliothek. Ich erzählte ihm, was vorgefallen war. Aber als er mich beruhigt und alles begriffen hatte, war es zu dunkel, um nach den Schurken zu fahnden. Wir mußten bis zum nächsten Morgen warten.«
    »Wurden die Behörden verständigt?«
    Jade schüttelte den Kopf. »Jetzt wird die Geschichte etwas verwirrend«, gab sie zu. »Am Morgen brach Hudson mit mehreren kräftigen Dienern auf, um nach dem Mann zu sehen, der vom Dach gefallen war. Mich wollte er nicht mitnehmen. Ich war immer noch sehr aufgeregt.«
    »Natürlich«, stimmte Caine zu.
    »Als Hudson und die anderen zurückkamen, versuchten sie, mich genauso freundlich zu behandeln wie jetzt du, Caine. Aber sie mußten mir die Wahrheit sagen.«
    »Welche Wahrheit?«
    »Sie hatten keine Leiche gefunden, und die Gräber waren nicht angerührt worden.«
    »Die Leute glaubten also, Sie hätten …«
    »Ich hätte mir nur was eingebildet, Lyon? Ja, das dachten

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