Die Rache des Samurai
bestimmen. Ja, ich habe Euch entgegengearbeitet. Ich habe Eure Arbeit behindert. Doch hätte man Euch befohlen, was mir befohlen wurde, hättet Ihr genauso gehandelt wie ich! Nur hättet Ihr es als Ehre betrachtet! Ihr hättet Eure Taten mit dem jämmerlichen bushidō vor Euch selbst gerechtfertigt!«
Sie schleuderte das Tuch mit einer solchen Kraft in den Eimer, daß das Wasser über den Fußboden spritzte. »Unwissender, überheblicher Samurai!«
Sanos Zorn kochte über, da eine einfache Bürgerin aus der finstersten Provinz ihn in diesem Tonfall beschimpfte. Seine Zuneigung zu Aoi, die über alle gesellschaftlichen Gräben hinweggeführt hatte, schwand. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden!«
Sano war dazu erzogen worden, daß ein aufrechter, wahrer Samurai niemals die Hand gegen eine Frau erheben durfte. Doch sein Zorn war so übermächtig, daß er nach Aois Schultern packte, um sie durchzuschütteln, sie zu beschimpfen und ihr Furcht und Respekt beizubringen.
Doch Sano bekam Aoi nie zu fassen. Mit blitzartiger Geschwindigkeit zuckten ihre Arme in die Höhe und schlugen seine vorschießenden Hände zur Seite. Er sah gar nicht, wie sie nach ihm trat – er spürte nur den rasenden Schmerz in der Magengrube, der ihm den Atem raubte. Er taumelte zurück, krachte gegen den bemalten Wandschirm und warf ihn um, so daß er scheppernd zu Boden fiel.
»Du willst mich angreifen?« keuchte er.
Mit einemmal schien sein Blut sich in Eiswasser verwandelt zu haben. Sano wußte, daß Aoi ihn mit bloßen Händen töten konnte, falls sie es darauf anlegte. Er warf einen hastigen Blick durchs Zimmer; seine Schwerter waren nirgends zu sehen. Bei einem Zweikampf ohne Waffen hatte Sano keine Chance. Und welche anderen tödlichen Ninja-Waffen mochte Aoi noch gegen ihn einsetzen? Verborgene Klingen? Pulver, die ihn blendeten? Die geheimnisvollen Mächte der Finsternis? Doch die Angst ließ Sanos Zorn nur größer werden. Über den Futon und die am Boden verstreuten Kräutergefäße hinweg stürmte er auf Aoi los. Sie wich zur Seite aus, trat dabei aber auf eine Tontasse und verzerrte vor Schmerz das Gesicht. Instinktiv schaute sie auf ihren Fuß hinunter. Sofort nützte Sano die Gelegenheit und warf sich auf sie.
»Abschaum!« brüllte er und rammte Aoi gegen die Wand. Draußen hörte er das besorgte Gemurmel seiner Diener, doch er wußte, daß sie das Zimmer niemals ohne seine Erlaubnis betreten würden. »Lügnerin!«
Aoi wand und drehte sich in seinem Griff. Ihre Fingernägel zerkratzten ihm das Gesicht; ihre Knie gruben sich in seine Oberschenkel. Sano preßte ihren Körper an sich, so fest er konnte, und griff nach ihren zuckenden Händen.
»Dann habe ich eben gelogen!« rief sie. »Ich war auf dem Übungsgelände, wie jeden Abend, als ich sah, wie Wachen dich verfolgten. Ich lief hinterher und habe dich gerettet. Weil ich dich gern habe und weil du mir leid getan hast. Ich hätte dich sterben lassen sollen!«
Sie senkte den Kopf, biß ihn in die Schulter und spuckte ihm sein Blut mitten ins Gesicht.
Um ein Haar hätte Sano alle Beherrschung verloren. Er hob die Hand, um Aoi zu schlagen, als ihm mit einemmal bewußt wurde, wie nahe er dieser Frau war. Er spürte ihre Brüste, die gegen seinen Oberkörper drückten, und ihre Hüften, die an seinen Lenden rieben. Wildes Verlangen stieg in ihm auf, verdrängte seinen Zorn. Sein Glied wurde steif. Zum erstenmal erkannte Sano, daß Zorn und Furcht Begierde erwecken konnten.
Dermaßen erregt, daß er alle Selbstbeherrschung aufgab, dachte Sano nicht mehr an Aois tödliche Hände. Er drängte den Arm zwischen ihre Leiber und riß Aois Schärpe auf, zerrte ihr den Kimono herunter und entblößte ihren Körper. Der Anblick ihrer Brüste – so rund, voll und fest, wie er es erwartet hatte – entflammte seine Begierde so sehr, daß er alle Schmerzen vergaß. Und noch etwas kam hinzu. Wenn er Aoi nahm, war es nicht nur ein Akt der Rache an jener Frau, die ihn getäuscht hatte, sondern ein Ausdruck seines tief verwurzelten Hasses gegen die Ninja, diese dämonischen, ehrlosen Söldner, die sich der Methoden des verstohlenen, hinterhältigen Angriffs bedienten und die alles verkörperten, das Sano durch seine Samurai-Erziehung zu verabscheuen gelernt hatte.
Gewaltsam wühlte Sano die Finger in Aois Haar und zerrte daran. Die Nadeln und Kämme lösten sich, und ihr Haar fiel lang und seidig herab. Er zwang ihren Kopf in den Nacken und preßte die Lippen auf ihre Brüste,
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