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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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seinem Vater verhauen worden, mal weil Lapis ihn angestiftet hatte, einen Zigarettenstummel zu rauchen, mal weil er ihn zu fari luna - zum Schuleschwänzen - überredet hatte, um mit ihm in den Gemüsegärten frische Kichererbsen zu klauen, mal weil. Und wenn Montalbano, was selten vorkam, an Lapis dachte, hatte er sich immer gefragt, in welchem Gefängnis er wohl gelandet war, denn zweifellos war der Knast für den Faulenzer und Ganoven zum Dauerwohnsitz geworden. »Heiliger Salvuzzo, wie lang ist das her! Was machst du denn in Rom?«
    »Ich muss.«
    »Wie schön! So ein Zufall! Kaufst du oft in diesem Laden ein?«
    »In Fiumicino ist mein.«
    »Hast du schon gezahlt? Ja? Schade, wenn ich früher gekommen wäre, hättest du einen Nachlass bekommen. Das ist nämlich eins der teuersten Geschäfte in Rom. Aber die Sachen sind erstklassig.«
    »Bist du hier Stammkunde?«
    »Ich? Nein, es gehört mir. Ich habe noch zwei solche Läden.«
    »Tja...«, sagte Montalbano und machte einen zaghaften Versuch, sich loszueisen.
    »Ich lass dich gehen, aber unter einer Bedingung. Du kommst heute Abend zu mir zum Essen. Dann reden wir über die alten Zeiten.«
    »Weißt du, Ernesto, ich.«
    »Keine Ausrede. Ich wohne in Prati. Da hast du meine Adresse.«
    Er reichte ihm eine Visitenkarte, umarmte und küsste ihn noch mal und verschwand im Laden.
    Die tintenschwarze Laune des Commissario lichtete sich zu einem dunklen Grau, als er im Ministerium anrief und erfuhr, dass der werte Herr Staatssekretär ihn am selben
    Nachmittag um vierzehn Uhr siebenundvierzig empfangen werde.
    »Ich bitte dringend um pünktliches Erscheinen«, meinte der zweite Sekretär des ersten Sekretärs des Staatssekretärs hinzufügen zu müssen, »weil er um fünfzehn Uhr neunundfünfzig nach Brüssel abreist.«
    Dann war ja alles ganz einfach, er konnte sogar hoffen, am Abend noch einen Flug nach Palermo zu erwischen. Er rief bei der Buchungsstelle an und erfuhr, dass man ihn nur auf die Warteliste für den letzten Flug setzen könne. Der Vorschlag behagte ihm gar nicht, und zwar wegen der >Warteliste<, das klang, als trage man sich freiwillig in eine Liste von Katastrophenkandidaten ein, deren verhängnisvolles Schicksal dann durch die Zeitungen ging. Schließlich bekam er einen Platz in einem Flugzeug, das am folgenden Morgen schon um sieben starten sollte. Seine Laune hellte sich weiter auf von Grau bis zu einem schmutzigen Rosa. Er aß gut (um in Rom schlecht zu essen, bedarf es einiger Willensanstrengung), und um vierzehn Uhr vierzig saß er im Vorzimmer des Ministeriums. Auf die Sekunde sieben Minuten später wurde er empfangen. Der Staatssekretär war noch unsympathischer, als der Commissario ihn sich vorgestellt hatte: Eine halbe Stunde lang löcherte er ihn mit Fragen, machte sich Notizen, brachte Einwände vor. Nach dem Gespräch wusste Montalbano, dass die ganze Unternehmung für die Katz war: Der Typ blieb felsenfest bei der Auffassung, dass Immigranten eine Art ansteckende Krankheit waren, vor der man sich in Acht nehmen musste. So war es noch nicht mal vier Uhr, als er niedergeschlagen durch die Straßen Roms wanderte. Im Handumdrehen hatte sich der Himmel violett verfärbt, bestimmt würde es bald regnen, aber noch fiel ein blendender schmaler Sonnenstrahl schräg über die Häuser, sodass sie wie auf einem Gemälde der römischen Schule, etwa von Donghi, wirkten. Montalbano lief herum, bis ihm die Beine fast lahm wurden. Gegen sieben kam er im Hotel an, der Himmel war mittlerweile tiefviolett, aber noch regnete es nicht. Er legte sich aufs Bett, rief Livia an, nickte ein. Um halb neun klingelte das Telefon. Es war Lapis. Der blöde Kerl hatte ganz richtig kombiniert, in welchem Hotel er wohnte, da es nah bei seinem Geschäft lag.
    »Was ist los? Wir warten auf dich. Nimm dir ein Taxi.«
    Fluchend legte Montalbano auf. Er hatte vorgehabt, Lapis anzurufen und die Einladung unter einem Vorwand abzusagen, aber die Müdigkeit hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. jetzt war es zu spät, er musste hin, ob er wollte oder nicht.
    Eine Viertelstunde später ließ er sich vom Taxi an der Piazza Mazzini absetzen. Sein Ziel, die Via Costabella, war nicht weit, er musste nur die Via Oslavia entlang, rechts in den Viale Carso einbiegen und dann noch mal links. Dieses Viertel war ihm immer sympathisch gewesen, er mochte die breiten Alleen mit den Häusern aus der Jahrhundertwende. Aber nach drei Schritten in der Via Oslavia wusste er, dass er

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