Die Rache des schönen Geschlechts
trat ein, die Tür schloss sich.
Nach einer Stunde fingen Montalbano, Fazio und Gallo an zu frieren und zu fluchen. Nicht mal am Rauch einer Zigarette durften sie sich wärmen. Um zehn nach drei merkte zuerst der Commissario, dass die Tür aufgegangen und ein Schatten herausgehuscht war. Fonzio steuerte auf seinen Wagen zu, den er auf der Landstraße geparkt hatte. Er hielt ein Päckchen in der Hand. Als er die Autotür öffnen wollte, stürzten Fazio und Gallo sich auf ihn, rissen ihn zu Boden und legten ihm Handschellen an. Die ganze Aktion war geräuschlos vonstatten gegangen. In der Jackentasche hatte Fonzio einen Revolver. Fazio nahm ihn und reichte ihn Montalbano.
»Du weißt, dass du damit erledigt bist?«, fragte der Commissario.
Unerwarteterweise grinste Arico. »Klar weiß ich das«, sagte er.
In der Pappschachtel waren achthundert Millionen in verschieden großen Scheinen. Als guter Spieler wusste Fonzio Arico, wann ein Spiel verloren war, und so versuchte er gar nicht erst, zu behaupten, dieses Geld gehöre ihm. Während der Fahrt machte er nur einmal den Mund auf. »Übrigens habe nicht ich diese ganze Geschichte organisiert, Commissario. Das war dieses verdammte Flittchen.«
Montalbano fiel es nicht schwer, das zu glauben. Er ließ sich am Kommissariat absetzen, stieg in sein Auto und fuhr nach Marinella.
Eine Stunde später klingelte das Telefon. Es war Fazio. »Das Mädchen haben wir auch festgenommen.«
»Was hat sie gemacht?« »Was wohl. Wie ein Engel geschlafen.«
Am folgenden Morgen war das ganze Kommissariat damit beschäftigt, Galluzzo zu trösten, der Grazia ins Herz geschlossen hatte, er konnte es einfach nicht glauben, und so guckte er alle fünf Minuten in Montalbanos Büro und fragte geknickt:
»Ist das denn wirklich wahr, Commissario?«
Nach einer Stunde reichte es dem Commissario. Er fuhr zu Mimi Augello, der einen Rückfall hatte. »Wie kommt das nur, Mimi, dass du früher nicht mal einen Schnupfen hattest, und jetzt bist du in einer Tour krank?«
»Ich kann mir das auch nicht erklären, Salvo.«
»Weißt du was? Das ist psychosomatisch.«
»Wie meinst du das?«
»Du solltest doch längst heiraten, und um den Hochzeitstag in die Ferne zu rücken, fängst du dir sämtliche Krankheiten ein.«
»Red doch keinen Scheiß! Erzähl mir lieber von dem Mord an dem Wucherer, wie hieß der noch mal, ah ja, Piccolo.«
Montalbano erzählte. Und er berichtete auch, wie merkwürdig es gewesen war, als er Grazia im Fernsehen als außergewöhnlich schönes Mädchen gesehen hatte, was sie in Wirklichkeit gar nicht war.
»Na ja«, sagte Mimi, »anscheinend hat dir die Kamera Grazias wahres Gesicht gezeigt. So wie du sie beschreibst, ist dieses Mädchen ein echter Teufel. Und wer was davon versteht, spricht doch immer von der Schönheit Luzifers.«
Montalbano glaubte nicht an den Teufel und schon gar nicht an Gemeinplätze, Klischees, leere Redensarten. Aber diesmal protestierte er nicht.
A Hatful of Rain oder Ein Hut voll Regen
Es war nichts zu wollen, Montalbano hatte alles versucht, aber je mehr Ausreden er fand, je mehr er sich quer legte, desto sturer wurde Questore Bonetti-Alderighi, der Polizeipräsident.
»Geben Sie es auf, Montalbano. Es bleibt bei meiner Entscheidung. Sie und kein anderer unterbreiten dem werten Herrn Staatssekretär den Vorschlag.«
Wie schafft der das nur, fragte sich der Commissario, während er sich den Vorschlag anhörte, dass man meint, das Wort > Staatssekretär leuchtet von innen, wenn er es ausspricht?
».schließlich haben doch Sie das Problem aufgeworfen, oder?«, schloss der Questore unbeirrt. Und worin lag dieses verfluchte Problem? Er wusste selbst nicht, was ihn geritten hatte, als er eines unglücklichen Morgens auf eine Notiz seines Chefs hin eine Methode vorschlug, mit der bestimmte Amtsvorgänge bezüglich der illegalen Einwanderung vereinfacht werden konnten. Der Questore hatte seine Idee für ausgezeichnet befunden und sich so ereifert, dass er die Angelegenheit am Telefon gegenüber dem >werten Herrn Staatssekretär erwähnte. »Wissen Sie, Signor Questore, den werten Herrn Staatssekretär interessiert die Verschlankung der Bürokratie nicht die Bohne, er will nur verhindern, dass überhaupt Einwanderer zu uns kommen, illegal oder nicht. Sie kennen doch seine politischen Ansichten?«
»Kritik steht Ihnen nicht zu, Montalbano!«
Ergebnis: Der Commissario musste nach Rom, mindestens drei Tage dort bleiben und dem werten Staatssekretär
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