Die Rache des schönen Geschlechts
warum.«
»Signora, ich verspreche Ihnen, dass Signor Corso nie von unserem Gespräch erfahren wird.«
»Entschuldigen Sie, aber ich glaube, Sie haben nicht verstanden. Es geht nicht darum, ob mein Vater etwas erfährt oder nicht, sondern darum, dass ich manches hinter seinem Rücken tue.«
Montalbano horchte auf: manches?
»Ich bin verheiratet und habe einen Sohn, er heißt Alfredo wie mein Vater. Mein Mann heißt Giulio. Giulio Alberganti.«
Sie sah Montalbano an, als erwarte sie eine Reaktion, aber der Commissario hatte den Namen noch nie gehört. Was hatten diese Erklärungen überhaupt mit der Puka-Geschichte zu tun? Was faselte Signora Catarina, pardon, Caterina da?
»Freut mich«, sagte Montalbano mit einem Hauch, einem Häuchlein Ironie.
Doch die blieb der Frau nicht verborgen. Sie war schön und klug.
»Sie glauben, ich würde zu weit ausholen, aber ich bin bereits mitten im Problem. Mein Mann ist ein Kollege von Ihnen. Oder fast. Ich lebe hier mit dem Kind, weil ich meinen Vater nicht allein lassen will. Giulio arbeitet in Rom. Wir sehen uns leider nur selten.«
Montalbano sagte kein Wort, aber er begriff immer noch nicht, worauf die Frau hinauswollte.
»Als Sie fragten, wer meinem Vater Puka vermittelt hat, antwortete ich, das Polizeipräsidium. Das hatte ich ihm auch gesagt, und so steht es im Computer. Aber es stimmt nicht.«
»Sie haben Pukas Namen von Ihrem Mann«, sagte Montalbano. »Und Sie sollten Ihrem Vater sagen, das Polizeipräsidium hätte ihn genannt.«
Caterina sah ihn bewundernd an und nickte. »Haben Sie Ihren Mann über den Unfall informiert?«
»Das ist mir nicht gelungen. Im Büro sagte man mir, er sei nicht im Haus, zu Hause meldete sich niemand, und er selbst hat nicht angerufen. Aber ich habe mir keine Sorgen gemacht, denn das kommt öfter vor. Wissen Sie, mein Mann ist.«
»Ich will es gar nicht wissen«, sagte Montalbano. »Ich kann es mir vorstellen.«
»Aber es gibt noch etwas«, sagte Caterina leise.
»Was denn?«
»Etwas sehr Heikles. Kennen Sie einen Bauunternehmer namens Vincenzo Scipione?«
»Den man 'u zu Cece nennt? ja.«
»Dieser Mann war schon immer ein Konkurrent meines Vaters. Er ist ein Mafioso, und das sage nicht ich, das sagen die Urteile, die bis vor kurzem über ihn verhängt wurden. Aber jetzt hat sich seine Lage geändert, der Abgeordnete Posacane tanzt nach seiner Pfeife. Mein Vater wollte mit der Mafia nie etwas zu tun haben, auch wenn so mancher behauptet, man müsse sich mit ihr arrangieren. Und er hat dafür gebüßt: Betrug bei der Vergabe von Aufträgen, in Brand gesetzte Baumaschinen, Kreditverweigerung von Seiten bestimmter Banken, Drohanrufe, anonyme Briefe und so weiter und so fort. Dann passierte vor vier Monaten der erste Unfall auf einer unserer Baustellen, in Gibilrossa.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Montalbano. »Ich weiß von zwei Fällen: dem Arbeiter, der von einem Eisenträger erschlagen wurde, und Puka. Was war passiert?«
»Ich muss etwas vorausschicken. Es hat auf unseren Baustellen vorher noch nie einen Unfall gegeben, mein Vater achtet penibel auf die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften. Und es hat ihm sehr wehgetan, als er von einem Journalisten von >Retelibera< als Mörder bezeichnet wurde. Natürlich sind manche richtige Mörder, andere nicht. jedenfalls sind zwei Bauarbeiter vom Gerüst gestürzt. Sie hatten sich an das Geländer gelehnt, und es hat nachgegeben. Mein Vater war überzeugt, dass jemand die Bolzen absichtlich gelockert hatte. Ein Sabotageakt.
Einer der beiden Arbeiter kam mit ein paar Prellungen davon, der andere ist Invalide. Drei Tage nach dem Unfall bekam ich einen Anruf. Eine Stimme sagte: >Haben Sie gesehen, Signora, was alles passieren kann? Passen Sie gut auf Ihren hübschen Jungen auf.< Ich erschrak furchtbar, sagte aber weder meinem Vater noch meinem Mann etwas. Etwa zehn Tage danach besuchte uns ein Bauunternehmer zum Abendessen, ein guter Freund meines Vaters. Er sagte, er habe alles an Scipione verkauft, mit Verlust. Zwei Unfälle hätten ihm gereicht, um zu begreifen, worum es gehe, und er wolle nicht noch mehr Tote auf dem Gewissen haben. Da fuhr ich nach Rom zu meinem Mann und erzählte ihm alles. Kurze Zeit später rief er mich an und sagte, ich solle Puka einstellen. Mein Vater hat Recht, Commissario. Puka kann kein Dieb sein, Sie sind völlig auf dem Holzweg.«
Er beschloss, mit ihr zu reden, ohne etwas zu verheimlichen, ebenso aufrichtig zu sein wie sie. Außerdem war sie
Weitere Kostenlose Bücher