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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ich.«
    »Soll man sie zwingen zu klauen? Zu dealen?«
    »Signor Corso, ich.«
    »Mädchen auf den Strich zu schicken?«
    Montalbano schwieg, er begriff, dass er keine Chance hatte, Corso musste sich erst mal abreagieren. »Ihre Kinder zu verkaufen? Sagen Sie selbst.« »Sind Sie gläubig?«
    Die Frage irritierte Corso.
    »Was zum Teufel tut denn das zur Sache, ob ich gläubig bin oder nicht? Nein, ich bin nicht gläubig. Aber fast dreißig Jahre Emigrantenleben erst in Belgien und danach in Deutschland haben mir gereicht, um diese Leute zu verstehen, die aus Verzweiflung ihr Land verlassen.«
    »Wie stellen Sie die Ausländer ein?«
    »Sie werden mir vermittelt.«
    Montalbano bemerkte ein winziges Zögern. »Von wem?«
    »Was weiß ich. von der Caritas, solchen Organisationen eben, von der Präfektur.«
    »Und von wem wurde Ihnen speziell Puka vermittelt?«
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Denken Sie nach.«
    »Catarina!«
    Sofort ging die Tür des Nebenzimmers auf, und eine hoch gewachsene, gut aussehende, elegante Dreißigjährige erschien. Ein Prachtexemplar von einer Sekretärin. »Catarina, wer hat uns Puka vermittelt?«
    »Ich schaue rasch in den Computer.«
    Sie verschwand und erschien gleich wieder. »Das Polizeipräsidium.«
    Corso geriet in Zorn und fing an zu schreien. »Das Polizeipräsidium! Haben Sie gehört, Commissario? Das Polizeipräsidium! Und Sie kommen her und erzählen so einen Mist!«
    Da tat die Sekretärin etwas, was sie in Gegenwart eines Fremden nicht hätte tun sollen. Sie trat hinter den Schreibtisch, legte Corso den Arm um die Schultern und küsste ihn auf die Glatze. »Hör auf, sonst steigt dein Blutdruck wieder.«
    Sie ging zurück in ihr Büro. Die beiden machten wirklich kein Hehl aus ihrer Beziehung. »Sie sind doch.«, fing Montalbano an. Er wollte >Witwer< sagen, bremste sich aber gerade noch. Etwas in den Augen des Mannes ließ ihn die Wahrheit ahnen.
    »Was sagten Sie gerade?«, fragte Corso, der sich wieder beruhigt hatte.
    »Nichts. Ihre Tochter, nicht wahr?«
    »Ja, ich war nicht mehr der Jüngste. Wie Sie also sehen, mein Verehrtester. das Polizeipräsidium wird mir wohl kaum einen Dieb vermittelt haben, oder?«
    Montalbano breitete die Arme aus. Er musste es irgendwie bewerkstelligen, mit der Tochter und Sekretärin allein zu sprechen. Nachdem sie ihren Vater geküsst und sich wieder aufgerichtet hatte, hatte sie ihm rasch einen so eindeutigen Blick zugeworfen, als hätte sie gesagt: Ich muss mit dir reden.
    »Ich weiß, dass Sie keine Zeit haben«, sagte er und machte ein betrübtes Gesicht, »aber ich muss Sie um weitere Auskünfte über.«
    »Kommt gar nicht in Frage! Ich bin sowieso schon spät dran!«, brüllte Signor Corso. Er stand auf. »Catarina!«
    »Ja«, sagte die junge Frau, die im Nu wieder erschienen war. Stand sie etwa immer hinter der Tür und wartete darauf, dass sie gerufen wurde?
    »Catari, hilf du dem Herrn. Wir haben schließlich nichts zu verbergen. Auf Wiedersehen.«
    Er ging und ließ dem Commissario nicht mal Zeit, den Gruß zu erwidern. »Kommen Sie doch herein«, sagte Catarina, während sie die Tür zu ihrem Büro öffnete und beiseite trat, um Montalbano vorzulassen.
    Der Raum war ziemlich groß, die Möbel altmodisch, nicht aus Chrom oder in undefinierbarem Stil. Eine Ausnahme bildeten nur der Computer und zwei Telefone, solche, die alles können, vom Faxen bis zum Kaffeekochen. Auf einer Seite gab es eine Sitzecke. Die junge Frau bat den Commissario, auf dem Sofa Platz zu nehmen, sie selbst setzte sich in einen Sessel. Man sah ihr an, dass sie ein bisschen verlegen war.
    »Wollten Sie wirklich weitere Auskünfte, oder haben Sie verstanden, dass ich.«
    »Ich habe verstanden, dass Sie mit mir reden wollen, aber nicht in Gegenwart Ihres Vaters.«
    »Und genau das bereitet mir Unbehagen.«
    »Wieso?«
    »Ich spreche ungern über meinen Vater, ohne dass er es weiß, aber es ist zu seinem Besten. Wenn ich vorhin erwähnt hätte, was ich Ihnen jetzt sagen werde, hätte er sich aufgeregt. Er hat sehr hohen Blutdruck und schon einen Infarkt hinter sich.«
    Montalbano hatte auf ihrem Schreibtisch zwei gerahmte Fotografien gesehen: Eine zeigte einen etwa fünfjährigen Jungen, die andere einen Mann um die vierzig, der aussah wie Alfredo Corso dreißig Jahre zuvor. Manche Frauen heiraten Männer, die ein Ebenbild ihres Vaters sind. »Signora Catarina«, fing er an.
    »Caterina, bitte. Catarina nennt mich nur mein Vater, ich weiß nicht

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