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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Tür gleichzeitig auf. »Kommen Sie herein.«
    Als Erstes warf Montalbano einen Blick auf das schmale Bett, ein verrostetes Feldbett mit einer nackten Matratze voller Flecken in verschiedenen Farben. Keine Spur von der Frau. Und in der Baracke gab es weder ein Klo noch irgendeine Abstellkammer. »Wo ist die Frau?«
    »Welche Frau?«
    »Die, mit der du gefickt hast.«
    »Dutturi, ich und ficken? Schön wär's! Mich wollen ja nicht mal die Huren! Das war ein Film!«
    Und er deutete auf den Fernseher und das Videogerät, aus dem eine Kassette, anscheinend ein Porno, halb herausschaute. Obwohl das kleine Fenster in der Längswand geöffnet war, stank es erbärmlich. Seit wann hatte sich der Mann nicht gewaschen? Er war etwa sechzig Jahre alt und zahnlos, seine linke Hand hatte nur drei Finger, eine lange Narbe zog sich quer über das Gesicht. Sämtliche Wände waren mit nackten Ärschen, Mösen und Titten von Filmsternchen oder Möchtegern-Filmsternchen buchstäblich tapeziert. Der Mann hielt den Blick fest auf den Commissario gerichtet. »Was ist, legst du die Pistole jetzt hin oder nicht?«
    Der Wachmann sah die Waffe an, die er immer noch in der Hand hatte.
    »Scusasse, die hab ich ganz vergessen.«
    Er zog die Tischschublade auf, legte die Pistole hinein und machte hastig wieder zu. Aber der Commissario konnte noch sehen, dass stapelweise Fotos darin lagen. »Gehst du immer mit Pistole an die Tür?«
    »Früher nicht, jetzt schon.«
    »Was heißt das?«
    Der Mann antwortete mit einer weiteren Frage.
    »Was wollen Sie von mir?«
    Wenn er das Fragespiel will, das kann er haben, dachte der Commissario. »Wie heißt du?« »Angelo Piluso.«
    »Wie oft warst du im Knast?«
    Er hatte mit Sicherheit schon mal gesessen. Der Mann hob die linke Hand und zeigte seine drei übrig gebliebenen Finger. »Und warum?«
    »Körperverletzung, Diebstahl, Einbruchsdiebstahl.«
    »Du bist ein Dieb, und Signor Corso stellt dich vertrauensvoll als Wächter ein? Wie geht denn das?«
    »Was gibt's denn auf einer Baustelle schon viel zu klauen?«
    »Na ja, wenn man es drauf anlegt, findet man da eine ganze Menge.«
    »Hat Signor Corso mich angezeigt?«
    »Nein. Ich bin wegen dem toten Albaner hier.«
    Angelo Peluso sah ihn überrascht an.
    »Wie bitte? Macht den nicht der Maresciallo?«
    »Schon, aber.«
    »Dann rede ich nicht mit Ihnen.«
    Montalbano schlug dem Wachmann mit der flachen Hand auf die Brust, sodass er gegen das Feldbett stolperte und darauf fiel. »He, was soll.«
    Montalbano öffnete die Schublade, schob die Pistole beiseite, nahm einen Stapel Fotos heraus. Nackte Mädchen und Buben in obszönen Posen. Er machte die Schublade wieder zu, ging an den Videorekorder und legte die Kassette ein.
    »Und jetzt schauen wir uns mal diesen hübschen Film an.«
    »Nein! Nein!«, stöhnte der Wachmann. »Hast du einen Waffenschein?«
    »Ja.« »Du ziehst jetzt deine Jacke an und kommst mit aufs Kommissariat.«
    »Aber ich hab doch gesagt, dass ich einen Waffenschein habe!«
    »Ich nehme dich nicht wegen der Pistole mit, sondern wegen den Fotos und dem Video. Weißt du, was Pädophilie bedeutet?«
    Der Mann fiel auf die Knie.
    »Dutturi, um Himmels willen! Ich schau nur! Ich schaue! Noch nie habe ich einen Jungen oder ein Mädchen gehabt! Ich schwör's!«
    »Das werden wir ja sehen.«
    »Dutturi, Sie wollen mich fertig machen! Wenn Signor Corso das erfährt, schmeißt er mich raus!«
    »Keine Sorge, im Knast kriegst du auch was zu beißen. Du kennst das doch, oder?«
    Der Mann fing an zu heulen und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. Montalbano fiel ein, dass Caterina Corso das auch getan hatte, und da packte ihn die Wut. Mit einem Satz baute er sich vor dem Wachmann auf, riss ihm die Hände weg und verpasste ihm voller Abscheu zwei schallende Ohrfeigen, eine rechts und eine links. Peluso war leicht benommen. Dann richtete er sich auf und setzte sich mit gesenktem Kopf aufs Bett. »Was wollen Sie wissen?«, flüsterte er. »Warum hast du irgendwann gedacht, du brauchtest eine Waffe?«
    »Weil auf der Baustelle zu viele Ausländer sind, Albaner, Türken, Neger. diese Leute sind doch zu allem fähig, da muss man sich schützen.«
    Er log, da war der Commissario ganz sicher. Aber er wollte lieber nicht nachhaken.
    »Du hast dem Maresciallo gesagt, Puka wäre manchmal früher als die anderen gekommen.«
    »Ja, das stimmt. Drei- oder viermal.«
    »Wie viel früher?«
    »Keine Ahnung. eine halbe Stunde vielleicht.«
    »Und was hat er dann

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