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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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eine starke Frau.
    »Signora, das war ein Vorwand, weil ich mehr über Puka erfahren wollte.«
    »Warum interessieren Sie sich für ihn?«
    »Weil es kein Unfall war. Er wurde ermordet. Maresciallo Verruso, den Sie sicher kennen gelernt haben, und ich sind absolut sicher.«
    »Mein Gott!«, rief Caterina und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. »Und ich bin schuld daran!«
    Montalbano wollte ihr keine Gelegenheit zum Weinen lassen. »Reden Sie kein dummes Zeug und antworten Sie.
    Als der Arbeiter vor gut einem Monat von dem Eisenträger erschlagen wurde, war Puka da auf derselben Baustelle?«
    »Nein, auf einer anderen.«
    »Ist es üblich, dass das Polizeipräsidium Ihnen Namen von Immigranten nennt?«
    »Das ist zwei- oder dreimal vorgekommen.«
    »Gut«, sagte Montalbano und erhob sich. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr Sie mir geholfen haben. Und es ist mir eine große Ehre, dass ich eine Frau wie Sie kennen lernen durfte.«
    Sie sahen sich an. Und Montalbano sagte: »Ja.«
    Wie machten sie das, dass sie sich einfach so verstanden? Sie hatte ihn wortlos gefragt:
    Sollte ich meinen Sohn nicht besser von hier wegbringen? »Nach Rom, zu meinen Schwiegereltern«, antwortete sie ihrerseits auf die stumme Frage des Commissario. Sie gaben sich die Hand zum Abschied. Dann trat sie nah zu Montalbano, umarmte ihn und legte ihren Kopf an seine Brust. »Danke.«
    Sie löste sich von ihm und öffnete ihm die Tür. »Wissen Sie, wann der Betrieb auf der Baustelle weitergeht?«, fragte er, als er an ihr vorbeiging. »Seit zwei Uhr nachmittags wird wieder gearbeitet.«
Kapitel 7
    Damit war die Geschichte komplizierter und einfacher zugleich geworden. Einfacher, weil er jetzt wusste, dass der Albaner kein Albaner war, dass er bestimmt nicht Pashko Puka hieß, dass er Polizist gewesen war, vielleicht von der Spezialeinheit Digos oder der Antimafia, und sich als Bauarbeiter eingeschleust hatte. Er sollte etwas aufdecken und wurde selbst enttarnt. Und umgebracht. Kompliziert aber wurde die Geschichte dadurch, dass Puka ein Bulle gewesen war und damit außer Maresciallo Verruso und ihm selbst jetzt auch die Leute von der Digos oder der Antimafia, sobald sie davon Kenntnis erhielten, falls das nicht schon längst der Fall war, seinen Tod untersuchen würden. Drei Hunde an einem Knochen. Eile war geboten, bevor Rom dem armen Verruso die Ermittlungen aus der Hand nahm und ihn damit um die letzte Genugtuung brachte, die ihm noch blieb. Er sah auf die Uhr, schon halb sechs. Bis er in Tonnarello ankam, wurde auf der Baustelle wahrscheinlich schon eine ganze Weile nicht mehr gearbeitet. Tatsächlich war von dem Hügel aus keine Menschenseele zu sehen. War die Fahrt umsonst gewesen, weil nicht mal der Wachmann da war, denn um den ging es ihm? Er wartete eine Zeit lang und hatte Glück. Die Tür der kleineren Baracke öffnete sich, ein Mann kam heraus, knöpfte sich die Hose auf und pinkelte. Dann ging er in die Baracke zurück und schloss die Tür. Montalbano setzte sich ins Auto und fuhr hinunter zur Baustelle. Der Weg war ein einziger glitschiger Matsch. Der Commissario parkte vor der Einfahrt; er ging auf die andere Seite der Bretterwand und hob die Hand, um an die Tür der Baracke zu klopfen, hielt aber auf halber Höhe inne. In der ländlichen Stille hörte er deutlich, was in der Baracke los war.
    »Ah! Ah! Los! Noch mal! Gib's mir!«, keuchte eine Frauenstimme.
    Es war eine sonderbar hohe, fast kindliche Stimme. Das hatte er nicht erwartet. Umso schlechter für den Wachmann.
    Montalbano hämmerte so laut an die Tür, dass es wie eine kurze Garbe aus einer MP klang. In der Baracke wurde es still. »Wer ist da?«, fragte eine Männerstimme. »Freunde.«
    Der Mann war anscheinend aufgestanden, denn der Commissario hörte jemanden herumstapfen. Aber er kam nicht an die Tür, er stapfte noch eine Weile herum, zog eine Schublade auf und schloss sie wieder. »Klick.«
    Das Geräusch alarmierte Montalbano, denn er kannte es genau. Der Mann hatte eine Pistole durchgeladen. Kurz überlegte der Commissario, ob er zum Auto laufen und seine Pistole aus dem Handschuhfach holen sollte. Und dann? Sollte er sich mit dem Wächter eine Schießerei wie vor dem OK Corral liefern? Neben der Tür ging ein winziges Guckloch auf.
    »Chi vo' - was willst du?«
    »Mit dir reden. Ich heiße Montalbano.«
    »'U commissariu?«
    »Ja.«
    »Ich kann Sie nicht richtig sehen.«
    Montalbano trat einen Schritt zurück. Das Guckloch ging wieder zu, die

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