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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Vorhaben erzählt, das Kind nach Rom zu bringen, zu den anderen Großeltern. »Und was meint er dazu?«
    »Er war einverstanden. Nur meinem Vater werde ich es irgendwie beibringen müssen. Er wird sehr leiden, wenn sein Enkelkind fort ist.«
    Im Büro setzte sie sich an den Schreibtisch und schaltete den Computer ein. »Was wollen Sie denn wissen?«
    Montalbano erklärte es ihr.
    »Ich brauche zehn Minuten. Dann kopiere ich die Daten auf eine Diskette, und Sie können sie sich in aller Ruhe an Ihrem Computer ansehen.«
    Diskette? Computer? Panik ergriff den Commissario. Er wollte sie schon bitten, die Angaben auszudrucken, aber dann dachte er, dass er dieser Frau, die so nett zu ihm war, dadurch noch mehr Zeit stahl. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass Catarella das Problem lösen konnte. Und bei Catarella fiel ihm ein, dass sie ausgemacht hatten, zu der Kräuterfrau zu fahren. Das genügte, dass die Schulter, bis dahin von den Ereignissen abgelenkt, sich mit vier Dolchstichen hintereinander zurückmeldete. Er musste ein bisschen wimmern und sah Caterina an. Aber die Frau war so intensiv mit ihrem Computer beschäftigt, dass sie nichts gehört hatte. Und so geschah es, dass der Commissario den Blick nicht mehr von ihr lösen konnte. Sie war wirklich schön, da war nichts zu wollen. Schön und klar. Wenn man sie so ansah, hatte man das Gefühl, auf dem offenen Meer zu sein, reine Luft zu atmen. Und es geschah noch etwas, was ihn aus dem Gleis brachte. Vor lauter Konzentration schob Caterina die Zungenspitze heraus und legte sie an die Oberlippe. >Glugluglugluck<, machte sein Blut in den Adern. Plötzlich fühlte Caterina sich beobachtet. Sie hob den Blick vom Computer und sah den Commissario an. Der Blick dauerte eine Zehnmillionstelsekunde länger, als er hätte dauern dürfen.
    »Wenn Sie rauchen wollen.«, sagte Caterina und schob ihm den Aschenbecher hin.
    »Nein, danke«, sagte Montalbano. »Ich mag lieber diese Meerluft.«
    Caterina sah ihn wieder an. Ihre Augen fragten: Welche Meerluft?
    Deine, antworteten Montalbanos Augen. Sie errötete.
    Schließlich gab Caterina ihm die Diskette, die sie in einen Briefumschlag gesteckt hatte. Sie standen beide gleichzeitig auf.
    »Danke. Wann reisen Sie ab?«
    »Ich hoffe, in drei Tagen.«
    »Bleiben Sie länger fort?«
    »Nein. Ich fliege morgens nach Rom und bin abends wieder da.«
    Im Aufzug schwiegen sie. Montalbano begleitete sie zu ihrem Auto. Sie verabschiedeten sich voneinander. Der Händedruck dauerte eine Zehnmillionstelsekunde länger, als er hätte dauern dürfen.
    »Carabinieri Tonnarello, ja bitte?«
    »Salvino Montaperto. Ist Maresciallo Verruso da?«
    »Augenblick.«
    Dreißig Sekunden Stille, dann Verrusos Stimme.
    »Commissario? Was gibt's?«
    Er war ein echter Polizist, da konnte man nichts sagen, er hatte sofort verstanden. »Wie geht es Ihnen?«
    »Schon besser, aber ich musste den ganzen Nachmittag zu Hause bleiben.«
    »Gibt's was Neues?«
    »Bei mir nicht. Und bei Ihnen?«
    »Ja, etliches. Ich habe eine bestimmte Idee. Morgen Vormittag würde ich Sie gern treffen, sagen Sie wann und wo.«
    Der Maresciallo überlegte eine Weile. »Erinnern Sie sich an die Telefonzelle, bei der wir uns zum ersten Mal begegnet sind? Dort um halb zehn, passt Ihnen das?«
    Im Kommissariat war nur Catarella.
    »Dottori, wir müssen noch eine Viertelstunde auf Galluzzo warten, weil der muss mich ablösen.«
    »Ist gut. Alles klar.«
    Er holte die Diskette aus der Tasche.
    »Bis Galluzzo kommt, kannst du mir das ausdrucken. Aber es darf dich ja niemand sehen. Ich gehe so lange einen Espresso trinken und warte dann im Auto auf dich.«
    Catarella tauchte auf, als Montalbano schon drei Zigaretten geraucht hatte und langsam sauer wurde.
    »Ich bitte um Verzeihung, Dottori, aber weil nämlich der Galluzzo zu spät gekommen ist.«
    Er gab ihm einen Stapel Papier.
    »Ich hab alles ausgedruckt.«
    »Also, wo wohnt die Alte?«, fragte Montalbano und ließ den Motor an.
    »Erst mal Richtung Marinella«, seufzte Catarella und machte ein glückliches Gesicht.
    »Was ist denn?«
    »Meine Güte, Dottori, ich bin einfach so glücklich! jetzt haben Sie ganz heimlich zwei Geheimnisse mit mir, ganz allein mit mir selber!«
    »Zwei?«
    »Ja ja, Dottori. Die Alte und die Sachen, die ich gedruckt hab. Macht im Ganzen zwei, oder?«
Kapitel 8
    Mit Catarellas Hilfe gelang es ihm, den Wickel, den ihm das Kräuterweiblein gegeben hatte und für den er so viel wie für eine seltene Arznei gezahlt

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