Die Rache des schönen Geschlechts
aber er muss sich irgendwie verraten haben. Er wurde umgebracht.«
»Wann haben Sie erfahren, dass Puka.«
»Gestern Nachmittag. Und die Person, die es mir gesagt hat, ist absolut vertrauenswürdig.«
Und damit hatte er dem Maresciallo klar gemacht: Den Namen dieser Person würde er nicht nennen. In der Bar gab es ein winziges Hinterzimmer mit zwei kleinen Tischen. Es hatte nicht einmal ein Fenster. Bevor er die Tür hinter sich schloss, sagte der Maresciallo zu dem Mann an der Kasse, sie wollten nicht gestört werden. »Soll ich Ihnen was zu trinken bringen?«, fragte der Mann.
»Nein, nichts«, sagte Montalbano. »Nein«, sagte Verruso. »Gestern Nachmittag«, fing Montalbano an, »habe ich Angelo Peluso, dem Wachmann auf der Baustelle, einen Besuch abgestattet.«
»Ein widerlicher Kerl«, meinte der Maresciallo dazu. »Ganz Ihrer Meinung. Er sagte, Puka sei manchmal eine halbe Stunde vor den anderen auf der Baustelle erschienen.«
»Und was hat er gemacht?«
»Peluso sagte, er hätte ihn mindestens zweimal auf der obersten Etage des Gerüsts gesehen.«
»Und was hat er gemacht?«, wiederholte Verruso. »Mit dem Handy telefoniert.«
»Aber wozu musste er da.«
»Das habe ich mich auch gefragt. Die Antwort lautet: Unten am Boden ist kein Empfang. Aber Puka tat nur so, als würde er telefonieren, in Wirklichkeit inspizierte, kontrollierte er das Gerüst, um festzustellen, ob es nachts für einen vorgetäuschten Unfall präpariert worden war. Und gleichzeitig konnte er beobachten, wer von den Bauarbeitern als Erster kam. Er musste schon jemand Bestimmten im Visier gehabt haben. Und er war auf der Hut. Aber ihm ist ein schwerer Fehler unterlaufen.«
»Welcher denn?«
»Er dachte, wenn sie etwas gegen ihn unternähmen, dann während der Arbeit, vor aller Augen, damit die Unfallgeschichte glaubwürdig erscheint. Doch sie haben ihn vorher getötet und danach den angeblichen Unfall inszeniert. Und ohne den anonymen Brief hätten wir alle das auch geglaubt.«
»Wer kann ihn geschickt haben?«
»Ich habe eine bestimmte Vorstellung, aber dazu später.
Auf dem Rückweg von der Baustelle ahnte ich schon, wie Puka bei seiner Ermittlung vorgegangen war. Daraufhin bin ich zu Corso ins Büro und habe mir die Namen der Leute geben lassen, die auf den drei Baustellen der Firma, auf denen die Unfälle passiert sind, zusammen gearbeitet haben.«
»Drei?«, fragte Verruso überrascht.
»Drei. Der erste, bei dem vor vier Monaten ein Schutzgeländer nachgab, hat einen Arbeiter zum Invaliden gemacht. Signor Corso glaubt, dass jemand die Bolzen des Geländers gelockert hat.«
»Das wusste ich gar nicht«, sagte der Maresciallo. »Es war außerhalb Ihrer Zuständigkeit. Das ist in Gibilrossa passiert. Der zweite Unfall hat sich vor etwas über einem Monat ereignet. Ein Kran hatte gerade einen Eisenträger angehoben, der Eisenträger ist heruntergefallen und hat einen Arbeiter unter sich begraben.«
»Das wusste ich. Maresciallo Cosimato, der die Ermittlungen führte, hat mir davon erzählt. Er hatte keinen Zweifel, dass es sich um ein schreckliches Unglück handelte.«
»Er war in gutem Glauben. Der dritte Unfall ist der von Puka.«
»Aber was um Himmels willen wurde denn damit bezweckt?«
»Sie wollten Corso dazu bringen, seine Firma für einen Apfel und ein Ei zu verkaufen und das Feld zu räumen. Finden Sie das nicht Grund genug? Übrigens habe ich erfahren, dass schon einmal ein Bauunternehmer nach dem ersten Unglück auf seiner Baustelle die Segel gestrichen hat. Er hat den Wink verstanden, wie es so schön heißt. jemand will sich mithilfe politischer Protektion systematisch das Monopol im Baugewerbe verschaffen.«
»'U zu Cece«, sagte der Maresciallo fast zu sich selbst. »Hat es auf den Baustellen von 'u zu Cece eigentlich auch Arbeitsunfälle gegeben?«, fragte der Commissario. »Nicht dass ich wüsste.«
»Das dachte ich mir. Er ist der Typ, der nach einem Banküberfall mit dem Geld flüchtet, aber langsam fährt, um nicht wegen überhöhter Geschwindigkeit gestoppt zu werden. Nun zu den Listen.«
Montalbano holte die Notizen hervor, die er sich abends zuvor gemacht hatte. Er las sie kurz durch. »Zu dem Trupp, der zum Zeitpunkt des ersten Unfalls auf der Baustelle war, gehörten Amedeo Cavaleri und Stefano Dimora. Beim zweiten Unfall waren Cavaleri, Dimora und Gaetano Micciche in der Kolonne. Bei Pukas Unfall waren auch wieder Cavaleri, Dimora und Micciche auf dem Bau. Und die drei haben Puka tot
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