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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ihm dann tagelang schlecht ging. Nein, er wollte mit dieser Geschichte absolut nichts zu tun haben.
    »Also, Padre«, sagte er und gab dem anderen damit zu verstehen, dass er gehen solle, »ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, aber ich habe zu viel zu tun, als dass ich. Fahren Sie ins Kommissariat, fragen Sie nach Dottor Augello und richten Sie ihm aus, dass er sich um die Angelegenheit kümmern soll.«
    Padre Barbera blickte ihn an wie ein Kälbchen, kurz bevor es zur Schlachtbank geführt wird. Und sagte so leise, dass es kaum zu verstehen war:
    »Lass mich dieses Kreuz nicht allein tragen, mein Sohn.«
    Was war es, was dem Commissario so zusetzte? Die
    Wahl der Worte? Der Ton, in dem sie vorgebracht wurden? »Also gut«, sagte er. »Ich komme mit. Aber sind Sie sicher, dass die Fahrt nicht umsonst ist?«
    »Ich kann Ihnen versichern, dass Ihnen diese Person.«
    »Das meinte ich nicht. Ich wollte sagen: Sind Sie sicher, dass der Sterbende noch am Leben ist?«
    »Die Sterbende, Dottore. ja, bevor ich zu Ihnen fuhr, habe ich angerufen. Vielleicht schaffen wir es rechtzeitig.«
    Sie hatten ausgemacht, dass der Commissario hinter dem Pfarrer herfahren sollte, daher konnte er Padre Barbera keine weiteren Fragen stellen. Dass er so wenig wusste, verstimmte ihn noch mehr, er wusste ja nicht mal, wie die Frau hieß, die er besuchen sollte, und das Verrückte an der Situation war, dass er gleich einen Menschen kennen lernen sollte, den er ein paar Stunden später nie mehr würde sehen können. Padre Barbera fuhr in die Peripherie von Vigata, bog auf der Straße nach Montelusa gleich wieder links ab, fuhr weiter Richtung Raccadali, bog nach drei Kilometern wieder links ab, passierte ein hohes Eisentor, fuhr eine gepflegte Allee entlang und hielt vor einer großen Villa. »Wo sind wir hier?«, fragte der Commissario, als er ausgestiegen war.
    »Das ist ein Altersheim, es heißt La Casa del Sacro Cuore und wird von Nonnen geführt.«
    »Sieht ziemlich teuer aus«, bemerkte Montalbano, als er einen Gärtner am Werk und eine Schwester sah, die einen alten Mann im Rollstuhl spazieren fuhr. »Stimmt«, sagte der Padre Barbera trocken. »Bevor wir reingehen, will ich mehr wissen. Vor allem, wie die. die Signora heißt.«
    »Maria Carmela Spagnolo.«
    »Und woran stirbt sie?« »An Altersschwäche, sie erlischt langsam wie eine Kerze. Sie ist über neunzig.«
    »Verheiratet? Kinder?«
    »Ich weiß leider nicht viel von ihr, Dottor Montalbano. Sie war ziemlich jung Witwe und hat keine Kinder, nur einen Neffen, der in Mailand lebt und ihren Aufenthalt hier zahlt. Ich weiß, dass sie in Fela gelebt hat und dann einige Zeit nach dem Tod ihres Mannes ins Ausland gegangen ist. Vor fünf Jahren ist sie nach Sizilien zurückgekehrt und hat sich hier einquartiert.«
    »Warum ausgerechnet hier?«
    »Das kann ich Ihnen erklären. Sie ist in dieses Haus gezogen, weil hier auch eine Freundin aus Kinderjahren lebte, die jedoch letztes Jahr verstorben ist.«
    »Ist der Neffe benachrichtigt?«
    »Das nehme ich an.«
    »Ich rauche jetzt erst noch eine Zigarette.«
    Padre Barbera hob die Arme. Montalbano tat alles, um den Moment hinauszuzögern, in dem er dieser armen Frau ins Gesicht würde sehen müssen. Padre Barbera wiederum verstand nicht, warum der Commissario so wenig Interesse an der Sache zeigte. »Und mehr wissen Sie nicht?«
    Der Pfarrer sah ihn sehr ernst an.
    »Natürlich weiß ich mehr. Aber was ich weiß, wurde mir gebeichtet, verstehen Sie?«
    Aha, nächstes Kapitel des Groschenromans. Jetzt trat der Priester auf den Plan, der das Geheimnis, das ihm im Dunkel des Beichtstuhls anvertraut worden war, nicht preisgeben durfte. Ach was, am besten brachte er die Sache rasch hinter sich, hörte sich das wirre Gerede einer alten Frau an, die nicht mehr bei Sinnen war, und hatte
    seinen Part damit erledigt. »Gehen wir.«
    Das Haus wirkte wie ein Zehn-Sterne-Hotel, falls es das gibt. Überall huschten raschelnd Nonnen durch die Gänge. Ein zimmergroßer Aufzug brachte die beiden in die dritte und letzte Etage. Von dem blank gewienerten Flur gingen ein Dutzend Türen ab. Hinter einer war unaufhörliches verzweifeltes Wimmern zu hören, hinter einer anderen Musik aus einem Radio oder einem Fernseher, hinter einer dritten das dünne Stimmchen einer Frau, das C e una chiesetta, amor, nascosta in mezzo ai fior... sang. Vor der letzten Tür, die nur angelehnt war, blieb Padre Barbera stehen. Er steckte den Kopf hinein und wandte sich dann zum

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