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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Nachforschungen einen Groschenroman in eine Detektivgeschichte ummodeln? Denn das war wohl drin, ein guter Krimi, und nie und nimmer einer dieser Romane mit >Dichte und Tiefgang<, die jeder kauft und niemand liest, obwohl die Kritiker schwören, noch nie sei ihnen ein
    solches Buch unter die Augen gekommen.
    Daher war er, als er das Kommissariat betrat, fest entschlossen, sich um die Geschichte mit dem Gift, das kein Gift war, nicht zu kümmern, auch nicht, wenn man ihn wie einen störrischen Esel an den Haaren zerrte.
    »Ciao, Salvo, weißt du was?«
    »Nein, Mimi, solang du's mir nicht sagst, weiß ich es nicht. Aber wenn du's mir sagst und mich dann fragst, ob ich was weiß, dann kannst du dich freuen, wenn ich sage: ja, ich weiß es.«
    »Meine Güte, was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen! Ich wollte dir nur was wegen dieser Toten sagen, wie heißt sie noch mal. ach ja, Maria Carmela Spagnolo, du befasst dich doch mit dem Fall.«
    »Nein.«
    Mimi Augello fiel aus allen Wolken. »Was heißt Nein?«
    »Das Gegenteil von ja.«
    »Jetzt erklär mal. Willst du nicht wissen, was ich dir sagen wollte, oder befasst du dich nicht mehr mit der Geschichte?«
    »Letzteres.«
    »Und wieso nicht?«
    »Weil ich nicht Hamlet bin.«
    Augello sah ihn überrascht an.
    »Der vom Sein oder Nichtsein? Was tut denn der zur Sache?«
    »Viel. Wie läuft's mit den Ermittlungen in dem Raubüberfall?«
    »Gut. Ich bin sicher, dass ich sie kriege.«
    »Erzähl.«
    Mimi erzählte ausführlich, wie es ihm gelungen war, zwei der drei Täter zu identifizieren. Falls er ein Wort des Lobes aus dem Mund des Commissario erwartet hatte, so wurde er enttäuscht. Montalbano sah ihn nicht mal an, er saß mit gesenktem Kopf da und hing irgendwelchen Gedanken nach. Nach fünf Minuten Schweigen stand Augello auf.
    »Ich geh dann mal wieder.«
    »Warte.«
    Dem Commissario kamen die Worte nur mühsam über die Lippen.
    »Was wolltest du vorhin wegen. wegen der Toten sagen?«
    »Dass ich was erfahren habe. Aber ich sag's dir nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Du hast selber gesagt, dass dich der Fall nicht interessiert. Außerdem hast du dich nicht dazu herabgelassen, dich irgendwie anerkennend dazu zu äußern, wie ich in der Sache mit dem Raubüberfall weitergekommen bin.«
    Und das sollte ein Kommissariat sein? Das war ein Kindergarten, in dem Trotz und kleine Bosheiten den Ton angaben. Ich geb dir meine Muschel nicht, weil du mich von deinem Pausenbrot nicht hast abbeißen lassen. »Willst du von mir hören, dass du das gut gemacht hast?«
    »Ja.«
    »Mimi, du hast das ganz nett gemacht.«
    »Du bist echt gemein, Salvo! Aber ich will mal nicht so sein und sag dir, was ich weiß. Heute Morgen war Rechtsanwalt Colajanni beim Friseur und hat die Todesanzeigen gelesen, wie alte Leute das so machen.«
    Montalbano fuhr wütend hoch.
    »Was heißt hier, wie alte Leute das machen? Bin ich etwa alt? Ich lese auch als Erstes die Todesanzeigen! Und dann das Vermischte.«
    »Ja, ist ja gut. Plötzlich hat Colajanni laut gesagt: >Sieh mal einer an! Maria Carmela Spagnolo! Ich dachte, die wäre längst tot!< Das ist alles.«
    »Ja und?«
    »Salvo, das bedeutet, dass es jemand gibt, der sich noch an sie erinnert. Und dass diese Giftgeschichte Wirbel gemacht haben muss. Es gibt also eine Möglichkeit für dich: Du gehst zu Avvocato Colajanni und fragst ihn, was er weiß.«
    »Hast du die Anzeige gelesen?«
    »Ja, sie war ganz schlicht, der schmerzerfüllte Neffe Michele teilt das Ableben seiner über alles geliebten und so weiter und so fort. Was ist, gehst du hin?«
    »Du kennst Colajanni doch! Der ist im Alter tobsüchtig geworden! Wenn du nur ein Wort falsch sagst, zieht er dir einen Stuhl über die Rübe. Reden kann man mit dem nur im Einsatzanzug. Außerdem steht meine Entscheidung: Ich will mich mit dieser Geschichte nicht befassen.«
    »Dottor Montalbano? Hier ist Clementina Vasile Cozzo. Was ist eigentlich los, haben wir etwa gestritten, dass wir uns nicht mehr sehen? Wie geht es Ihnen?«
    Montalbano wurde rot. Er hatte sich schon lange nicht mehr bei der gelähmten alten Lehrerin gemeldet, die er so gern mochte.
    »Mir geht's gut, Signora. Wie schön, Ihre Stimme zu hören!«
    »Ich rufe aus purem Eigennutz an, Commissario. Meine Cousine aus Fela hat sich angemeldet, sie kommt morgen nach Vigata. Sie liegt mir schon so lange in den Ohren, dass sie Sie kennen lernen will, würden Sie mir also den Gefallen tun und morgen, wenn es bei Ihnen geht, zum

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