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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Clementina.«
    »Meine Cousine hat nichts dagegen. Wir erwarten Sie.«
    Bevor er das Haus verließ, stopfte er sich Watte in die Ohren.
    Nachdem Signora Ciccina eine Stunde lang geredet hatte, klopften die oberen Nachbarn an die Decke. Dann kamen die unteren Nachbarn dazu und klopften an den Boden. Und die anderen Nachbarn klopften an die Wände. Da setzte Signora Clementina den Commissario und die Cousine in eine Abstellkammer.
    Montalbano verließ das Haus nach drei Stunden, sechs Tassen Espresso und zwanzig Zigaretten. Trotz der Wattestöpsel taten ihm die Ohren weh. Diese Welle hatte
    nicht vereinzelte Wrackteile angespült, sondern eine komplette Galeone.
Kapitel 4
    Am ersten Januar 1950 setzte sich Avvocato Emanuele Ferlito, Nene für die Freunde, pünktlich um neun Uhr abends zu >Meine Tante deine Tante< in den Club Patria, von dem ganz Fela wusste, dass er in Wirklichkeit eine Spielhölle war. Und wenn das an den so genannten Werktagen der Fall war, was war dann erst an Sonn- und Feiertagen los, speziell zwischen Weihnachten und dem Dreikönigsfest, wenn die Leute, wie es in den Dörfern Tradition ist, sogar die letzte Unterhose verspielen. Avvocato Nene Ferlito, der reich und im Wesentlichen ein Nichtstuer war, denn er arbeitete nur selten und wenn, um Freunden einen Gefallen zu tun, war fünfzig Jahre alt und hatte Glück im Spiel und Glück in der Liebe. Er war nicht nur imstande, achtundvierzig Stunden lang am Spieltisch zu sitzen, ohne jemals aufs Klo zu gehen, sondern hatte auch Frauen in Fela und in den benachbarten Ortschaften, und man wusste, dass er in Palermo (wohin er, zumindest sagte er das seiner Gattin, oft zu Gerichtsverhandlungen fuhr) gleich zwei Frauen hatte, eine Tänzerin und eine Schneiderin. Pro Abend trank er gut eine halbe Flasche französischen Cognac. Tägliche Dosis filterlose Zigaretten: hundertzehn bis hundertzwanzig. Gegen elf Uhr an diesem Neujahrsabend kippte er plötzlich um. Was ein paar Jahre vorher schon mal passiert war. Der Anwalt war, mit Verlaub, steif wie ein Stockfisch, wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt, übergab sich und bekam kaum mehr Luft. »Ist es wieder so weit!«, rief Dottor Jacopo Friscia, der ebenfalls im Club war.
    Friscia hatte ihn schon bei der ersten Ohnmacht behandelt und ihm vor allem das Rauchen verboten, aber das war Ferlito bei einem Ohr rein- und beim anderen wieder rausgegangen. Eine neuerliche Krise durch Nikotinvergiftung war unausweichlich.
    Doch diesmal ist es viel ernster als das letzte Mal, Nene Ferlito droht zu ersticken, und um ihm die Kinnladen zu öffnen, müssen der Arzt und die anderen aus dem Club auf einen Schuhlöffel zurückgreifen. Als der Anwalt endlich wieder zu sich kommt, wird er nach Hause getragen, während Dottor Friscia schnell Medikamente holt. Signora Cristina, die Frau des Anwalts (das Ehepaar schläft getrennt), lässt ihren Mann ins Bett bringen und ruft dann ganz aufgeregt ihre achtzehnjährige Tochter Agata an, die die Feiertage bei Verwandten in Catania verbringt. Die Helfer gehen, als Dottor Friscia kommt; der Zustand des Patienten ist unverändert. Der Doktor erklärt der Signora mit deutlichen Worten, dass der Patient in Lebensgefahr schwebt, und schreibt ihr auf einen Zettel, welche Arzneien sie wann verabreichen muss. Signora Cristina ist verständlicherweise durcheinander und unkonzentriert, und so wiederholt er, das Leben ihres Mannes hänge davon ab, dass die korrekte Gabe strikt eingehalten werde. Sie werde die ganze Nacht wach bleiben müssen. Cristina sagt, sie schaffe es. Der Arzt hat seine Zweifel und fragt sie, ob sie eine Krankenschwester brauche, die sich um alles kümmere. Cristina lehnt ab. Der Arzt geht. Am folgenden Morgen klingelt Dottor Friscia kurz nach acht bei den Ferlitos. Das Hausmädchen Maria, das gerade erst angekommen ist, öffnet ihm und sagt, Signora Cristina habe sich im Zimmer ihres Mannes eingeschlossen und lasse niemanden hinein. Doch der Arzt kann sie überreden, die Tür aufzumachen. In dem Zimmer stinkt es unerträglich nach Kotze, Pisse und Scheiße. Starr und mit großen Augen sitzt Cristina neben dem Bett auf einem Stuhl. Der Anwalt liegt tot im Bett. Der Doktor bringt die
    Frau, die einen Schock hat, wieder zu sich und stellt fest, dass die Arzneischachteln, die er gebracht hat, noch verschlossen sind.
    »Aber warum haben Sie ihm denn die Medikamente nicht gegeben?«
    »Es kam nicht mehr dazu. Eine halbe Stunde nachdem Sie weg waren, ist er gestorben.«
    Der

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