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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Wohnzimmer, dessen Wände ebenfalls mit Kinoplakaten behängt waren: Nightmare on Elm Street, Saw, Das Schweigen der Lämmer und Sieben .
    Offensichtlich besaß Brandt eine Vorliebe für gruselige Kinostreifen, in denen viele Menschen starben.
    Der Raum war spärlich möbliert: eine Zweisitzercouch, der man das Alter an dem abgewetzten Stoff ansah, ein 70-Zentimeter-Flachbildfernseher samt DVD-Player, eine Ministereoanlage. Über dem Fernseher befand sich ein Regalbrett mit zahlreichen DVDs, die Musikanlage stand in einem Schrank, der hauptsächlich zur Bücheraufbewahrung diente. Vom Wohnzimmer gingen zwei weitere Räume ab; zudem war ihr in der Diele noch eine geschlossene Tür aufgefallen.
    »Kennen Sie Frau Julia Volk?«, erkundigte sich Anja und beobachtete Brandt genau. Für ein paar Sekunden schien er mit »Nein« antworten zu wollen, was sie begrüßt hätte, um ihn mit dem Nachweis einer Lüge unter Druck setzen zu können. Doch er überlegte es sich anders.
    »Wir haben uns vergangene Woche einmal getroffen. Wieso?«
    »Darf ich?« Sie deutete auf die Couch.
    Brandt nickte. »Ich hole mir eben einen Stuhl.«
    Während sich Anja auf das durchgesessene Möbelstück setzte, lief Brandt in eines der anderen Zimmer und kam mit einem Bürostuhl zurück. Unterdessen holte sie seinen Brief aus der Jacke.
    »Stammt der von Ihnen?«
    Der Mann begutachtete ihn flüchtig. »Ja, den habe ich ihr geschrieben. Julia hatte eine Kontaktanzeige in der Kooltur aufgegeben. Weshalb fragen Sie mich nach ihr?«
    »Frau Volk ist in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ermordet worden. Und soweit wir wissen, war sie Donnerstagabend mit Ihnen verabredet.«
    »Ermordet?«, raunte er schockiert.
    Seine Reaktion entlastete ihn in Anjas Augen nicht. Es gehörte kein großes, schauspielerisches Talent dazu, jemandem Entsetzen vorzuspielen. Schon gar nicht, wenn man dies lange genug geübt hatte.
    »Sie waren eventuell der Letzte, der sie lebend gesehen hat, und werden damit für uns zu einem wichtigen Zeugen.«
    »Ich kann’s nicht glauben«, murmelte er.
    Anjas Aufmerksamkeit richtete sich auf den Bücherschrank, der zwei Meter vom Sofa entfernt stand. Sie meinte, ein Buch zu erkennen, das in ihrer Ausbildung als Standardwerk gegolten hatte. Interessierte sich Brandt für Polizeiarbeit?
    »Könnten Sie mir einen Kaffee machen?«, bat sie ihn unschuldig lächelnd.
    »Ja klar. Dauert nur eine Minute.« Offenbar kam es ihm sehr gelegen, seine Gedanken ordnen zu können. Anja wartete, bis sie Geräusche aus der Küche hörte, ehe sie an den Bücherschrank trat und seine Lektüre betrachtete. Aus dem Nebenraum drangen die unverkennbaren Töne einer Kaffeepadmaschine zu ihr. Neben dem Werk mit dem schlichten Titel Kriminalistik fand sie vier weitere Bücher, die ihr im Laufe der Ausbildung begegnet waren. Außerdem eine Reihe von Serienmörderromanen und Tatsachenberichte über diese Art von Verbrechen.
    Sie hatte genug gesehen und setzte sich wieder auf die Couch. Bedeuteten seine cineastischen und literarischen Vorlieben etwas? Anja versuchte vergebens, sich davon nicht in ihrem Urteil beeinflussen zu lassen. Eine solche Neigung passte perfekt zu einem potenziellen Verdächtigen.
    Brandt kam mit einer großen Tasse zurück. »Ich habe weder Milch noch Zucker.«
    »Das macht nichts. Danke.« Sie nahm ihm den Becher ab, pustete und probierte vorsichtig den Kaffee, der erstaunlich gut schmeckte. »Erzählen Sie mir von Ihrer Verabredung.«
    Brandt schürzte die Lippen, bevor er stockend mit der Erwähnung des ersten Telefonates begann. Danach leitete er zu dem Rendezvous über, welches vielversprechend begonnen habe. Doch je weiter der Abend fortgeschritten sei, desto reservierter sei ihm Julia vorgekommen.
    »Haben Sie dafür eine Erklärung?«
    »Das kann passieren, wenn man sich auf ein Blind Date einlässt. Man macht sich vorher ein Bild von demjenigen, und sofern die Erwartung nicht erfüllt wird, nimmt der Abend einen enttäuschenden Verlauf.«
    »Und Sie entsprachen nicht Julias Bild?«
    »Anscheinend nicht.«
    »Entsprach Julia denn Ihrer Vorstellung?«, bohrte Anja nach.
    »Ich hätte mich gern ein zweites Mal mit ihr getroffen.« Brandt zuckte mit den Achseln, als habe er Ähnliches bereits zuvor erlebt.
    »Waren Sie enttäuscht über die Entwicklung des Treffens? Vielleicht sogar wütend?«
    »Nein. Wie schon gesagt, ein Blind Date kann so enden.« Nichts in seinem Verhalten wies darauf hin, dass er die Unterstellung in ihren

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