Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
Vom Netzwerk:
Zeuge, da er in der Mordnacht Kontakt zu Julia gehabt hatte.
    Maria entschuldigte sich, während sie ihre Tränen wegwischte. Dann nannte sie der Kommissarin die Einzelheiten der Verabredung, die ihr im Gedächtnis geblieben waren.
    »Gab es andere Männer im Leben Ihrer Freundin, die wir unter die Lupe nehmen sollten?«, fragte Anja. »Zum Beispiel einen Ex-Freund, der die Trennung nicht verwunden hat? Oder einen Mann, der abgeblitzt ist?«
    »Nicht dass ich wüsste. Julia war seit zwei Jahren Single. Und mit ihrem letzten Freund verband sie noch immer ein kameradschaftliches Verhältnis. Sicher gab es Typen, die ihr ohne Erfolg Avancen gemacht haben, aber sie hätte mir davon erzählt, falls sie bedroht worden wäre. Nein. Versuchen Sie es bei ihm.« Mit einem Finger zeigte sie auf den Notizzettel.
    Bevor Anja Oliver Brandt aufsuchen würde, wollte sie Hintergrundmaterial über ihn finden. Einer der Antwortbriefe auf Julias Kontaktanzeige war von ihm, der Inhalt des Schreibens wirkte allerdings keineswegs auffälliger als die anderen. Abends verpasste sie im Restaurant den Kellner, der am Donnerstag bis zur Lokalschließung dort gewesen war.
    Am Sonntag traf sie ihn an und erfuhr, dass er sich tatsächlich an die beiden Gäste erinnerte, weil ihm bei Julia nach anfänglichen Flirtsignalen später eine deutliche Reserviertheit in ihrer Körperhaltung gegenüber ihrem Begleiter aufgefallen war.
    Beim Verlassen der Gaststätte beschloss Anja, ihre Wochenendschicht zu beenden und Brandt am folgenden Nachmittag einen Besuch abzustatten.
    Am Montagmorgen hatte sie bei Dienstbeginn zwei Berichte in ihrem Postfach. Im Büro verriet ein Blinken, dass jemand auf den integrierten Anrufbeantworter gesprochen hatte. Nach dem Drücken des Wiedergabeknopfes hallte ihr die krächzende Stimme ihrer Partnerin entgegen, die ihr erklärte, für drei Tage krankgeschrieben zu sein. Ihr Zustand hatte sich übers Wochenende verschlechtert.
    Frustriert wegen der Aussicht, die anfallende Arbeit allein bewältigen zu müssen, überflog Anja die Auswertung der Spurensicherung. Die Plastikfolie in Zanders Wohnung entsprach derjenigen, die bei der ersten Toten verwendet worden war. Außerdem war unter einem von Zanders Stiefeln mit Schwermetallen versetzte Erde gefunden worden, die jedoch nicht ohne Weiteres Rückschlüsse auf einen bestimmten Ort zuließ. War das ein Anhaltspunkt auf das Versteck der Leichen? Anja notierte sich im Geiste, einen Geologen zurate zu ziehen.
    Weitere Indizien hatten sich nicht ergeben, daher nahm sie das zweite Papier zur Hand. Den Nachforschungen der EDV-Abteilung zufolge war die E-Mail-Adresse mit dem Nickname Altermann auf einen 83-Jährigen registriert, der in einem Altenheim am Rande der Stadt lebte.
    Da Anja es für unwahrscheinlich hielt, dass ein Rentner solche Gewaltfantasien entwickelt hatte, ergänzte sie die Liste der zu erledigenden Aufgaben. Sie musste herausfinden, wer für den E-Mail-Account die persönlichen Daten eines Altenheimbewohners missbrauchte.

13
    »Oberkommissarin Hübner vom Kriminalkommissariat elf. Haben Sie etwas Zeit für mich, Herr Brandt?«
    Anja steckte ihren Dienstausweis wieder ein und musterte den erschrocken wirkenden Mann. Obwohl Maria nur das Postfach gekannt hatte, war es ein Leichtes gewesen, seine wirkliche Anschrift zu ermitteln.
    »Kriminalkommissariat?«
    Oliver Brandt war überdurchschnittlich groß, schlank und hatte kurze, dunkelbraune Haare. Ein ausgeprägtes Kinn verlieh seinem ansonsten unauffälligen Gesicht einen charakteristischen Zug. Er trug ein dunkelblaues Kapuzenshirt und eine verwaschene, hellblaue Jeanshose.
    Anja bejahte seine Frage, woraufhin Brandt einen Blick über seine Schulter warf, als müsse er sich vergewissern, ob er einen Besucher hereinbitten konnte. Dann trat er einen Schritt nach hinten.
    »Kommen Sie herein.«
    Im Präsidium hatte Anja mit dem Gedanken gespielt, aufgrund Nadines Erkrankung einen Streifenpolizisten zur Verstärkung mitzunehmen. Da sie Brandt vorläufig jedoch nur als Zeugen einstufte, bestand für diese Vorsichtsmaßnahme kein Anlass. Sie hatte lediglich ihren Chef informiert, wo sie hinfahren wollte.
    Beim Betreten der Diele schaute sich Anja neugierig um. An der linken Wand hing ein Poster aus Kubricks Film Shining : Jack Nicholsons wohl berühmteste Mimik.
    »Hier entlang«, wies ihr der Mann den Weg. Seine Stimme brach bei der letzten Silbe und er räusperte sich. »Worum geht es denn?« Er führte sie ins

Weitere Kostenlose Bücher