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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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Worten erfasste. »Um Viertel nach elf haben wir das Restaurant verlassen und uns direkt vor der Tür verabschiedet. Ich bin anschließend sofort nach Hause.«
    »Also sind Sie gegen halb zwölf hier angekommen?«
    »Genau.«
    Sie wollte wissen, ob ihm Julia von jemandem erzählt habe, der sie belästige oder ihr Angst einjage. Brandt verneinte dies und beantwortete auch ihre letzten Fragen, als habe er keine Geheimnisse. Anja nahm sich vor, morgen die Nachbarn zu befragen, ob ihn jemand bei seiner Rückkehr beobachtet hatte. Der heutige Tag eignete sich nicht dafür, da er es möglicherweise mitbekommen würde. Ihr war wichtig, ihm das Gefühl zu vermitteln, alles geklärt zu haben. Leichtsinn war oft ihr größter Verbündeter.
    Der Gerichtsmediziner hatte ihr auf dem Anrufbeantworter angeboten, die Obduktionsberichte im Fall Julia Volk durchzusprechen. Außerdem lag das nach Fingerabdrücken untersuchte Amulett auf ihrem Schreibtisch, auf dem keine verwertbaren Spuren gefunden worden waren.
    Anja wählte die Nummer des Gerichtsmediziners und erfuhr in dem kurzen Gespräch unter anderem den Todeszeitpunkt, der zwischen elf Uhr abends und halb drei morgens lag. Nachdem sie aufgelegt hatte, dachte sie an Oliver Brandt. Sollte ein Zeuge den Zeitpunkt der Heimkehr bestätigen, schied er als Verdächtiger aus, da seine Wohnung zu weit vom Tatort entfernt lag.
    Sie schaltete den Computer ein und las eine in ihrem elektronischen Postfach eingegangene Mitteilung: Zu den von ihr ins System eingegebenen Daten lagen keine offenen Vermisstenfälle vor.
    Damit kam sie bei den Recherchen um Torben Zander einen kleinen Schritt vorwärts. Entweder war dieser Altermann ein Wichtigtuer, der sich mit nicht begangenen Taten brüstete, oder er hatte sich Frauen ausgesucht, die niemand schnell vermisste: Obdachlose, Prostituierte, Mädchen aus der Drogenszene. Doch davon hatte er in seinen Mails nicht gesprochen. Anja vermutete, dass Altermann ein Schwätzer war, der vermutlich auch Picassos Berichte für erfunden hielt. Zwei Männer, die sich Einblicke in ihre Fantasien verschafften. Nur dass einer von ihnen diese blutig in die Tat umgesetzt hatte. Trotzdem musste sie unbedingt herausfinden, wer die Identität des Altenheimbewohners für seine Zwecke missbrauchte. Denn dieser Unbekannte hatte Zander ein Versteck empfohlen und würde sie mit seinem Wissen zu den Leichen führen. Sofern Altermann allerdings kein Mörder war, endete dieser Ermittlungsansatz im Mordfall Volk in einer Sackgasse.
    Das Geschäftslokal entsprach nicht Anjas Erwartung. Sie hatte mit einem esoterisch angehauchten Laden gerechnet, in dem hinter der Kasse eine Frau in einem schwarzen, langen Kleid arbeiten würde. Stattdessen betrat sie einen Geschenkartikelladen und wurde von einem Mann Mitte fünfzig im bunten Hawaiihemd begrüßt. Nachdem sich Anja als Polizeibeamtin ausgewiesen hatte, zeigte sie ihm das Amulett und erklärte die Umstände, unter denen es gefunden worden war.
    »Ja, das stammt definitiv von uns«, bestätigte er mit einer kräftigen Bassstimme. »Das Symbol wird jedoch nicht häufig bestellt. Die meisten unserer Kunden wünschen sich ein Tier, ein Fabelwesen oder ein Werkzeug wie eine Axt.«
    »Was versprechen sich die Käufer von diesen Anhängern?«
    »Sie haben die Macht, Träume zu beeinflussen. Nehmen wir beispielsweise den in hohen Lüften schwebenden Adler, der in der Traumdeutung allgemein als Ankündigung einer freudigen Überraschung interpretiert wird. Legen Sie sich das Adleramulett unter Ihr Kopfkissen, steigert es die Chance, von dem Raubvogel zu träumen. Was bedeuten würde, dass Ihnen ein willkommenes Ereignis bevorsteht.« Der Mann zwinkerte ihr zu. Offensichtlich wusste er, was für einen Unsinn er gerade geredet hatte. »Und dann gibt es noch Kunden, die das Schmuckstück schön finden und es deswegen erwerben. Immerhin wird jedes Amulett handgefertigt und ist somit ein Unikat.«
    »Haben Sie eine Liste der Käufer, die dieses Bergsymbol innerhalb der letzten zwei Jahre gekauft haben?«
    »Nein.«
    Wegen seiner prompten Antwort zog sie überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Wir stellen diesen speziellen Schmuck erst seit neun Monaten her«, fuhr er grinsend fort. »Und darüber führe ich natürlich Buch.«
    »Können Sie mir die Kundennamen nennen?«
    »Momentan nicht. Ich erledige den Bürokram immer zu Hause. Wenn Sie möchten, lasse ich Ihnen per Fax oder E-Mail die Käuferliste zukommen. Aber mehr als drei- oder viermal

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