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Die Rache des stolzen Griechen

Die Rache des stolzen Griechen

Titel: Die Rache des stolzen Griechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Steele
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jemand ‚Hallo‘. Es war ein Mann. Ich grüßte zurück.“ Vor Erregung knetete sie mit ihren Fingern Lazars Hand. Sekunden vergingen, bis er sie erneut zum Weiterreden aufforderte.
    „Du hast also zurückgegrüßt. Und dann?“
    „Und dann …“ Clare ließ seine Hand los und klammerte sich stattdessen an seinen Arm. Ihr war ganz schwindlig geworden, doch jetzt drängte es sie selbst danach, alles loszuwerden. „Dann … dann hat dieser Mann mich zu Boden geworfen und mit seinen Fäusten auf mich eingeschlagen.“
    Sie warf einen Blick auf Lazar und sah, dass alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen war. Ihr wurde schwarz vor Augen. Verzweifelt klammerte sie sich an ihn. Es war zu viel für sie gewesen, ihren Albtraum wieder aufleben zu lassen.
    Sie musste wohl einen kleinen Blackout gehabt haben, denn als sie wieder zu sich kam, lag sie auf dem Sofa, und Lazar kniete vor ihr auf dem Teppich. Mit sanfter Hand strich er ihr das Haar aus dem Gesicht.
    „Deshalb also hat dein Bruder sich am Telefon so aufgeregt“, sagte er mehr zu sich selbst. „Und deshalb macht er Aeneas das Leben zur Hölle.“ Doch eines musste er noch wissen. „Hat er dich vergewaltigt, Clare?“
    Sie fühlte sich so elend, dass sie nur noch in ihr Zimmer wollte. Aber sie musste ihm diese Frage beantworten.
    „Nein.“ Sie lockerte den Griff ihrer Finger ein wenig. „Da ich mich so verspätet hatte, kam mein Vater, um nach mir zu sehen. Er musste meine Schreie schon gehört haben, noch bevor er die Gasse erreichte. Zum Glück, denn einen Moment später konnte ich nicht mehr schreien, sosehr ich es auch versuchte. Plötzlich brachte ich keinen Ton mehr heraus. Auch nicht, als ich den Lichtstrahl einer Taschenlampe auf mich gerichtet sah. Dann war mein Vater schon da und riss den Mann von mir weg. Ich rappelte mich auf. Mein Vater … er hat den Kerl halb umgebracht.“
    „Nur halb?“ Der Tonfall in Lazars Stimme ließ keinen Zweifel daran, dass er sich mit Halbheiten nicht zufriedengegeben hätte. „Er hat seine Strafe hoffentlich bekommen, dieser … nothos ?“
    Nothos war vermutlich der richtige Ausdruck, auch wenn Clare nicht wusste, was das Wort bedeutete. „Nein“, erwiderte sie zittrig. „Mir ist es für eine Weile ziemlich schlecht gegangen. Meine Tante ist Ärztin, sie hat sich um mich gekümmert. Meine Eltern hatten darauf verzichtet, die Polizei zu rufen, weil sie befürchteten, die Sache für mich noch zu verschlimmern, mit den ganzen Verhören und so. Sie hatten Angst, dass ich mich dann erst recht nicht erholen würde. Außerdem wäre ich gar nicht in der Lage gewesen, eine Aussage zu machen.“
    „Verständlich, bei dem Schock, den du erlitten hast“, meinte Lazar mitfühlend.
    „Über ein Jahr lang konnte ich nicht mehr sprechen“, sagte sie leise. „Es war furchtbar.“
    Lazar machte eine Bewegung, als wollte er sie tröstend in die Arme nehmen, ließ es dann aber bleiben. Dabei hätte Clare sich das jetzt so gewünscht. Doch er konnte nicht wissen, dass sie inzwischen keine Angst mehr vor ihm hatte.
    „Dann ist dieser Kerl also mit einer Tracht Prügel davongekommen?“
    „Ja“, flüsterte sie. „Ich hörte, wie meine Eltern sich darüber unterhielten. Sie befürchteten, er könnte bald ein nächstes Opfer finden. Der Mann arbeitete auf einer der Farmen, und jeder kannte ihn. Ein Jahr später las ich in der Zeitung, dass er mit seinem Traktor umgekippt war und dabei getötet wurde. Danach bekam ich meine Stimme wieder.“
    Clare setzte sich auf. Sie fühlte sich wie ausgelaugt. Es gab auch nichts mehr hinzuzufügen. „Ich möchte in mein Zimmer gehen, Lazar“, bat sie.
    Sein Lächeln wärmte ihr Herz. „Natürlich“, erwiderte er verständnisvoll. „Am besten versuchst du, bis zum Abendessen zu schlafen.“
    Er stand auf, half ihr beim Aufstehen und stützte sie, da sie leicht schwankte. Als ihre die Beine wegzuknicken drohten, hob er sie kurzerhand auf seine Arme .
    „Du hast von mir nichts zu befürchten, Clare.“ Beruhigend lächelte er sie an. „Aber es geht schneller, wenn ich dich trage.“
    Lazar trug sie in ihr Zimmer, wo er sie behutsam auf dem Bett niederließ. Fürsorglich streifte er ihr die Sandalen von den Füßen und breitete die Decke über sie.
    „Schlaf ein wenig, pethi “, sagte er leise und ging hinaus.
    An Schlaf war nicht zu denken, dazu war die Erinnerung an ihr schreckliches Erlebnis zu lebendig geworden. Clare spürte jedoch, wie ihre Kräfte allmählich zurückkehrten,

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