Die Rache des stolzen Griechen
schlecht.“
„Vielen Dank“, erwiderte Clare. Sie fand es riesig nett von ihm, denn natürlich machte sie sich große Sorgen um Kit.
„Auch für Sie steht ein Zimmer bereit“, redete Lazar weiter. „Ich denke, Sie sollten sich ebenfalls für ein paar Stunden hinlegen.“
Clare schwieg. Waren alle Griechen so umsichtig wie er? Er musste in seiner Villa sofort Bescheid gegeben haben, sobald er von Kits Unfall erfahren hatte. Oder hatte sein Bruder das übernommen?
Sie fragte sich, ob sie sich mit ihm ein wenig unterhalten sollte, damit er am Steuer nicht einschlief. Doch ihr fiel einfach nichts ein, worüber sie mit ihm hätte plaudern können. Sie war es auch nicht gewohnt, mit Fremden zu reden. So schwieg sie weiterhin, bis ihr die Frage in den Sinn kam, was er von Beruf sein mochte.
„Sie arbeiten ziemlich hart, nicht wahr?“, begann sie und hoffte, dass er ihre Bemerkung nicht als aufdringlich empfand. „Ich meine nur, weil Sie im Flugzeug Unterlagen studiert haben.“ Himmel, hätte sie nur nicht davon angefangen! Clare spürte, wie sie rot wurde. Er hatte ihr doch bereits erklärt, dass er arbeiten musste, weil er wegen Kits Unfall ein paar Tage freinahm! „Darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?“, fuhr sie dennoch tapfer fort.
Einen Moment lang hatte sie das peinliche Gefühl, die Grenzen der Höflichkeit überschritten zu haben, auch wenn es eine ziemlich übliche Frage gewesen war.
„Reeder“, antwortete er knapp. „Wir sind am Ziel angelangt.“
Damit bog er von der Straße ab und fuhr einen kurvenreichen Weg entlang. Zu beiden Seiten standen Olivenbäume, zwischen denen leuchtend rote Sträucher blühten. Am Ende der Zufahrt erstreckten sich sattgrüne Rasenflächen, dahinter glitzerte das blaue Meer.
Vor einer imposanten Villa brachte Lazar den Wagen zum Stehen. Er war Clare beim Aussteigen behilflich und begrüßte dann einen Diener namens Lukas, der herausgeeilt kam. Nachdem er ein paar Worte auf Griechisch mit ihm gewechselt hatte, führte er Clare ins Haus. Dort stellte er ihr Phoebe vor, die Wirtschafterin und Lukas’ Frau.
„Möchten Sie etwas essen oder trinken?“, erkundigte Lazar sich.
Clare fand, dass sie schon genug Umstände gemacht hatte. „Nein, danke“, lehnte sie ab und lächelte Phoebe schüchtern an.
Die Wirtschafterin zog sich zurück. Lazar nahm Clare am Arm. „Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer“, sagte er. Seine Fürsorge tat ihr gut, denn sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Dankbar erwiderte sie sein Lächeln.
Einen Moment später betraten sie einen geräumigen, geschmackvoll eingerichteten Raum. Lukas hatte ihren Koffer bereits gebracht.
„Ich hoffe, Sie fühlen sich hier wohl“, bemerkte Lazar, und Clare versicherte ihm, das würde sie gewiss tun.
„Ruhen Sie sich aus. Ich telefoniere jetzt mit Niakos“, sagte er noch. Damit ließ er sie allein.
Clare wollte sich nicht ausziehen für den Fall, dass Lazar zurückkam, um ihr zu sagen, wie es Kit ging. So wanderte sie im Zimmer umher und ließ den Blick über die Einrichtung gleiten. Die Möbel besaßen ein modernes Design und sahen sehr teuer aus. Die Tapeten waren in freundlichen Farben gehalten, und den Boden bedeckte ein schöner handgewebter Teppich.
Sie trat an die gläserne Schiebetür, die ins Freie führte. Eine fantastische Aussicht bot sich ihr: Hinter einem herrlichen weißen Sandstrand erstreckte sich das Ägäische Meer. Clare konnte sich an dem Anblick gar nicht sattsehen. Als sie sich dann wieder dem Zimmer zuwandte, bemerkte sie, dass es außer der Tür, durch die sie hereingekommen war, noch zwei weitere Türen gab.
Neugierig öffnete sie die erste. Dahinter befand sich ein luxuriös ausgestattetes Badezimmer mit Dusche und einer im Boden eingelassenen Badewanne. Sie schloss diese Tür und öffnete die nächste.
Sie führte ebenfalls in ein Schlafzimmer. Zwar gab es ein Türschloss, doch der Schlüssel fehlte. Sofort stellte sich das gewohnte ängstliche Herzklopfen wieder ein, als sie auf das Doppelbett blickte. Wer mochte hier schlafen? Sie wusste, sie würde kein Auge zutun, bis sie es in Erfahrung gebracht hatte.
Ein Geräusch an der Zimmertür ließ sie herumfahren. Dort stand Lazar und lächelte höflich. Clares Herzschlag normalisierte sich wieder. Natürlich! Er hatte ja damit gerechnet, dass ihr Vater und eventuell auch Bruce mit ihm hierherkommen würden. Sicher waren die beiden Zimmer für sie bestimmt gewesen. Rasch schloss sie die Verbindungstür und
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