Die Rache ist Dein
Dex hatte das Kapital aus dem Pipelinegeschäft. Wenn Sie weiter nach Nordosten fahren, stoßen Sie auf die Steinbrüche. Nun sind wir in Belfleur nicht nachtragend, also werfen wir ihm nichts vor. Außerdem hat er hier einige Arbeitsplätze geschaffen. Dex hat seinen Reibach gemacht, weiß Gott.«
»Und alle haben an ihn verkauft?«
»Fast alle.« Harper grinste breit. »Schauen Sie, ich glaube nicht an Landverkauf zu Niedrigpreisen , wenn es um mein Geld geht. Ich behalt's lieber.«
»Sie waren einer der Erstkäufer von Desert Bloom, Mr. Harper?«
Harper ließ den Kopf in vorgetäuschter Beschämung hängen. »Leider muß ich zugeben, daß ich mich hab mitreißen lassen. Manchmal bin ich eben ein verrückter alter Narr.«
Eher ein schlauer alter Fuchs, dachte Cindy. »Sehr betrübt wirken Sie nicht.«
»Bin ich auch nicht. Mein kleines Grundstück liegt mitten in Dex' Steinbruch. Macht es ihm schwer, ohne unbefugtes Betreten von Punkt A nach Punkt B zu kommen.«
»Daraufhin hat er Ihnen den Höchstpreis geboten.«
»Mehr als einmal, Cindy, mehr als einmal. Aber ich will den Mann ja nicht ausnehmen. Ich berechne ihm nur eine winzige Summe für jede Durchfahrt.«
»Nur eine winzige Summe?«
»Eine ganz winzige.«
»Wie oft fährt er über Ihr Grundstück?«
»So an die zweihundertmal pro Tag.« Harper rülpste. »Das läppert sich zusammen.«
»Nehmen Ihnen die anderen das nicht übel?«
»Manche vielleicht. Die meisten sind beeindruckt.« Er nahm die Füße vom Tisch. »Sind Sie beeindruckt?«
»Allerdings.« Cindy schaute zur Decke. »Sie haben nicht zufällig eine Liste von Craytons Investoren?«
»Wenn ich eine hätte, wäre die vertraulich, junge Dame.« Cindy sah Harper schweigend an.
»Natürlich könnten wir über einen Preis verhandeln.« Harpers Lächeln wurde breiter. »Und es muß kein Geld sein.«
»Was schwebt Ihnen vor?«
»Ich könnte meine untadeligen Maßstäbe senken ... wenn Sie mir rasch einen blasen.«
Cindy zog ihre Dienstmarke heraus. »Sie haben gerade einer Polizistin einen unsittlichen Antrag gemacht.«
Harper grinste weiter, aber nicht mehr so lüstern. »Ach, kommen Sie, Cindy Decker. Wir wissen beide, daß Ihnen die Marke hier nicht viel nützt.«
»Ich könnte Sie trotzdem in Schwierigkeiten bringen, Elgin.«
»Nee, Sie wissen nicht, wie das läuft.« Harper stand auf. »Ich hab Freunde bei der Polizei.« Cindy glaubte ihm. Sie gab ihm einen Kuß auf die Wange, flüsterte: »Bitte.«
»Geben Sie mir einen Zungenkuß, dann könnte ich meine Meinung ändern.«
»Ich möchte nicht für Ihren Herzinfarkt verantwortlich sein, Elgin.« Sie strahlte ihn an. »Seien Sie ein Schatz und helfen Sie mir.«
Harper schnaubte. »Na gut. Meinetwegen können Sie einen kurzen Blick darauf werfen.«
»Danke, Sir.«
»Wir sind also wieder beim >Sir Elgin hat mir besser gefallen. Wissen Sie, warum ich das tue? Sie haben Ihre Nase nicht wegen meiner Zigarre gerümpft. Die Stadtleute stopfen sich pfundweise Kokain in die Nase, aber ein bißchen Tabakrauch macht sie hysterisch. Sie sind in Ordnung, Cindy Decker. Sie wissen, wie man die Leute rumkriegt.«
»Danke, Elgin. Nett, daß Sie das sagen.«
Quietschend zog Harper eine Schublade des uralten Aktenschranks auf. »Eines Tages muß ich hier Ordnung machen.«
»Wozu denn?« fragte Cindy. »Sie scheinen doch auch so alles zu finden.«
»Mehr oder weniger.« Harper blätterte die vielfarbigen Papiere durch — gelb, weiß, blau liniert, Millimeterpapier, sogar Zeitungspapier. Ein totales Durcheinander. Aber eine Minute später hatte er das Gesuchte gefunden. »Hier.« Er reichte ihr die Liste, sah auf die Wanduhr. »Ich geb Ihnen dreißig Sekunden, junge Dame. Okay?«
»Okay, Elgin.« Rasch überflog Cindy die Liste. Sie brauchte die dreißig Sekunden nicht. Da die Namen alphabetisch geordnet waren, stand Rick Bederman fast am Anfang.
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Jetzt hatte sie die Information, wußte aber nicht, was sie damit anfangen sollte. Ja, Rick Bederman war einer der Investoren des unglücklichen Desert Bloom Projekts, aber Cindy hatte nichts in der Hand, was ihn mit dem Verbrechen in Verbindung brachte. Und warum sollte ausgerechnet Bederman als einziger auf der Liste Rache an Crayton und Bartholomew genommen haben? Und was hatte das alles mit ihren eigenen Problemen zu tun?
Erst nach sieben, als es bereits dunkel war, kam sie nach Hause. Sie bog auf den Parkplatz, sah in den Rückspiegel, bevor sie die Tür entriegelte. Alles war ruhig.
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