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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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sich um und versetzte ihr einen Hieb gegen das Kinn. Als ihr der Schmerz durch den Kopf zuckte, explodierten tausend winzige Sterne vor Cindys Augen. Sie und ihr großes Maul. Ach, zum Teufel damit! Wie Tropper gesagt hatte, sie war ja sowieso tot.

37
    Dickköpfigkeit hatte auch ihre guten Seiten. Vor allem, wenn einem jeder Zentimeter des Körpers weh tat und es am vernünftigsten gewesen wäre, ohnmächtig zu werden. Aber Cindy weigerte sich, dem nachzugeben, genauso, wie sie ihren Mund nicht halten konnte — aus schierer, störrischer Willenskraft. Tropper brüllte sie an, doch das war nur ein einziges Gedröhne, weil in ihrem Kopf Glocken hallten. Endlich hörte er auf zu reden. Kurz darauf hörte das Geläute auf, und sie spürte ihren zerschlagenen Körper wieder. Ihr Darm krampfte sich zusammen und ihre Blase tropfte, aber sie riß sich zusammen. Laß sie nie sehen, daß du schwitzt!
    Nachdem seine Wut verraucht war, blieb er still. Cindy schwieg, weil sie nicht reden konnte. Erstaunlicherweise konnte sie immer noch hören, und sogar gut. Sie kurvten nun schon seit Ewigkeiten über die Bergstraßen, und sie hörte Eulenschreie, Geflatter, Pfeifen und manchmal ein durchdringendes Heulen, bei dem ihr Schauder über den Rücken liefen. Dazu das Brummen des Motors als Hintergrundgeräusch. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, daß sie aufschreckte, als sie meinte, auch in der Ferne Motorengeräusch zu hören. Konnte es sein, daß hier oben noch ein Auto fuhr?
    Die Phantasie ging mit ihr durch. Vielleicht war Hayley Marx ihr wieder gefolgt! Der Gedanke versetzte sie in Hochstimmung, obwohl die Vernunft sie warnte, sich allzu große Hoffnungen zu machen.
    Was hätte sie nicht dafür gegeben, den Mustang wiederzusehen!
    Vielleicht war es nur Einbildung, und sie verlor den Bezug zur Realität. Aber plötzlich wurde Tropper unruhig. Cindy erkannte es an der Lehne des Fahrersitzes, auf den sie die ganze Zeit starrte und der sich jetzt stärker bewegte.
    Und dann wurde das Geräusch allmählich lauter.
    »Scheiße!« knurrte Tropper.
    Also harre er auch was gehört! Okay, dachte Cindy. Jemand war da draußen. Na und? Warum sollte sich Tropper Sorgen machen? Welche Gefahr drohte ihm von einem anderen Auto, und welche Hilfe konnte sie erwarten? Sie konnte nicht schreien, konnte sich nicht bewegen. Ein anderes Auto würde ihr nichts nützen. Der Gedanke war total deprimierend! Aber dann überlegte sie.
    Daß Tropper »Scheiße« gesagt hatte, bedeutete, daß er beunruhigt war. Vielleicht hatte er etwas gesehen, was ihm nicht gefiel. Zum Beispiel einen weiteren ... Streifenwagen? Wieder flammte ihre Hoffnung auf.
    Hatte sie Rina nicht um neun angerufen und gesagt, sie sei in etwa einer Stunde bei ihr? Und als Cindy nicht kam, hätte Rina da nicht was unternommen? Natürlich hatte sie das!
    Rina blieb doch nicht untätig! Sie hatte Cindys Vater angerufen! Sie hatte die Polizei angerufen! Sie war vielleicht sogar mit dem eigenen Auto unterwegs und suchte nach ihr!
    O Gott! Endlich hatte Cindy kapiert. Vielleicht suchte tatsächlich jemand nach ihr!
    Durch die geschwollenen Lippen nuschelte sie: »Sir, können Sie mir sagen, wie spät es ist?«
    »Halt die Klappe!« blaffte Tropper.
    Leck mich doch! Sie würde es selbst rausfinden. Gegen halb zehn hatte sie die Panne auf dem Freeway gehabt. Dann war Tropper aufgetaucht, hatte ihr befohlen, in sein Auto zu steigen ... sie war über die Leitplanke gesprungen und weggerannt. Das hatte mindestens fünfzehn, zwanzig Minuten gedauert. Dann hatten sie miteinander gekämpft. Vielleicht weitere zwanzig Minuten.
    Schließlich hatte er sie zu Boden geworfen, sie gefesselt und in sein Auto geschleppt. Noch mal eine halbe Stunde. Das hieß, Tropper wäre gegen elf, halb zwölf weitergefahren. Jetzt waren sie seit mindestens einer Stunde unterwegs, wenn nicht länger. Also mußte es vermutlich gegen ein Uhr sein.
    Ja, Rina hätte inzwischen etwas unternommen. Und man suchte bestimmt nach ihr.
    Aber wieso in dieser Gegend? Wenn man ihr Auto unten auf der gefunden hatte, warum suchten sie dann hier in den Bergen nach ihr?
    Cindy dachte weiter nach, verband Gründe mit umständlicher Logik, um den Mut nicht zu verlieren. War nicht hier in der Nähe der Camry abgestürzt? War es nicht sinnvoll, das Gebiet noch mal abzusuchen?
    Sie hoffte, daß es so war.
    Sie betete darum!
    Die Geräusche wurden deutlicher. Autos, und mehr als eins. Ein schiefes Lächeln breitete sich über Cindys Gesicht.

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