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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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hier schaff ich es allein.«
    »Ich muß von dir aus telefonieren.«
    Cindy öffnete und schloß den Mund, betrachtete ihn aus mißtrauisch zusammengekniffenen Augen.
    »Ich muß mir ein Taxi rufen, Cindy. Mein Auto steht noch bei Bellini's.«
    »Oh.« Cindy dachte nach, verarbeitete die Worte. Er muß sich ein Taxi rufen. »Ich kann das für dich machen.«
    Oliver ließ sie nicht aus den Augen, lachte leise. »Wahrscheinlich kriegst du das hin. Aber ich würde lieber drinnen warten, als mir hier draußen den Arsch abzufrieren.«
    »Oh.« Wieder dachte Cindy nach. Ja, das ergab einen Sinn. »Klar. Komm rein.« Sie nickte, bewegte sich aber nicht.
    Oliver nahm sie am Ellbogen, schob sie sanft vorwärts. »Welche Nummer?«
    »Dreihundertzwei. Es gibt einen Aufzug ... «
    »Wir nehmen die Treppe. Das Laufen wird dir guttun.«
    »Mir geht's gut.« Sie blinzelte. »Wirklich.«
    Er reagierte nicht, schob sie weiter, die Hand um ihren Oberarm. Sie kam sich vor wie ein ungezogenes Kind, das in sein Zimmer gebracht wird. Vor ihrer Wohnung zog Oliver die Schlüssel heraus und hielt sie hoch. »Welcher ist es?«
    »Der aus Metall.«
    »Cindy!«
    »Gold ...«, sagte Cindy. »Der goldene. Ein Sicherheitsschlüssel. Genauer krieg ich das im Moment nicht hin.«
    Nach mehreren Versuchen gelang es ihm aufzuschließen. Er stieß die Tür weit auf. »Nach dir.«
    »Ein echter Gentleman.« Cindy lächelte. »Das Telefon steht irgendwo. Du entschuldigst mich?« Sie wartete nicht auf eine Antwort, verschwand schnurstracks im Schlafzimmer, schälte sich aus ihrem verschwitzten, nach Bier und Rauch stinkenden Hosenanzug, fluchte, weil die Reinigung ein Vermögen kosten würde. Dann warf sie sich in der Unterwäsche aufs Bett, starrte zur Deckenlampe hinauf, die sich drehte und drehte und drehte ... « Oliver rief aus dem anderen Zimmer. »Was?« brüllte sie.
    »Die Taxifirma will die Telefonnummer wissen«, rief er zurück.
    »Acht, fünf ... «
    »Was?«
    »Warte mal eben.« Langsam erhob sie sich vom Bett, öffnete die Tür einen Spalt breit und nannte ihm die Nummer. Sie hörte, wie er sie wiederholte, vermutlich für die Taxifirma. Fast hatte sie das Bett erreicht, da revoltierte ihr Magen. Sie versuchte gar nicht erst, ihn zu beruhigen, rannte ins Badezimmer, hoffte, leise zu würgen. Doch nach dem ersten Mal war ihr auch das egal. Als sie fertig war, kroch sie zum Waschbecken und wusch sich, immer noch kniend, Mund und Gesicht.
    Schließlich konnte sie aufstehen, ohne daß ihr gleich wieder schwindelig wurde. Rasch schaute sie sich im Spiegel an. Sie sah genau so aus, wie sie sich fühlte — wie aufgewärmte Scheiße.
    Cindy überlegte, ob sie sich in der Küche eine Tasse Kaffee machen sollte, aber er war da draußen.
    Tja, sein Pech! Wessen Wohnung war das denn? Sie warf sich ihren rosa Bademantel über, schaute noch ein letztes Mal in den Spiegel. Nichts hatte sich verändert - rote Nase, fahle Haut, wässerige Augen und, dank des Nebels, knallrote, gekräuselte Haare. Sie sah aus, als stände sie in Flammen.
    Trotzdem, mit einem Mann zu reden (selbst mit Scott Oliver, der im Alter ihres Vaters war), wenn man wie der letzte Dreck aussah, hatte was. Das zeigte Selbstvertrauen.
    Sie öffnete die Schlafzimmertür und kam heraus, ein stolzes, rosafarbenes, bleichgesichtiges Bündel. Oliver schaute aus dem Fenster. Er drehte sich um, Hände in den Hosentaschen, und unterdrückte ein Lächeln, als er sie sah. »Schwerer Tag, Decker?«
    »Ich würd nicht im Traum dran denken, dich mit meiner jämmerlichen kleine Geschichte zu langweilen.« Sie ging in die Küche, ließ Wasser in die Kaffeekanne laufen. »Ich mach Koffeinfreien. Willst du welchen?«
    »Nein danke.« Er schaute durch die Jalousie. »Ein guter Rat. Versuch's mit Orangensaft. Vitamin C ist gut gegen Kater.«
    Cindy betrachtete die Kaffeekanne. »Okay.« Sie goß das Wasser weg, nahm eine Tüte Orangensaft aus dem Kühlschrank, schenkte sich ein Glas voll ein. »Auf ex.«
    »Was ist passiert, Cindy?«
    »Die Sache ist wirklich nicht interessant, Scott.«
    Er zuckte die Schultern. »Erzähl schon.«
    ,SI
    »Ich hab jemand gegen den Strich gebürstet. Keine große Sache. Das krieg ich schon wieder hin.«
    »Man kann nicht früh genug lernen.« Er nickte. »Das wird dir nur guttun.«
    »Danke«, sagte Cindy. »Aber warum so herablassend?«
    Oliver trat wieder ans Fenster, spielte an der Jalousie herum. »War nicht herablassend gemeint.« Sie trank den Orangensaft. Er brannte

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