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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ihr in der Kehle. »Dann irre ich mich also in der Annahme, daß deine harmlos hingeworfene Bemerkung über meinen Vater nicht böse gemeint war?« Schweigen senkte sich über den Raum. Hielt ein paar Minuten an.
    »Wir machen einen Deal, ja?« Oliver drehte sich um, sah sie an. »Ich erzähle deinem Vater nichts von heute abend, wenn du vergißt, was ich gesagt habe.«
    »Daß mein Dad ein Einschleimer ist?«
    »Genau das.«
    »Einverstanden.«
    Oliver fuhr sich durch die Haare. »Dein Dad ist ein guter Mann, Cindy. Ein guter Mann und ein mehr als anständiger Boß.«
    »Du brauchst ihn mir nicht anzupreisen.« Wieder Schweigen. Dann fragte sie: »Was wolltest du von Osmondson?«
    »Wir haben Fälle verglichen.«
    »Hat das was mit den Carjackings in Devonshire zu tun?«
    Oliver antwortete nicht gleich. Ach, zum Teufel, dachte er dann, sie redet wahrscheinlich sowieso mit ihrem Vater darüber. »Kann sein.«
    »Inwiefern?«
    »Das weiß ich noch nicht, Cindy. Ich hab mir nur die Unterlagen geben lassen.«
    »Entschuldige. Ich wollte nicht neugierig sein.« Sie trank den Orangensaft aus. »Eigentlich bin ich stinkneugierig, aber ich merke schon, daß ich aus dir nichts rauskriege.« Sie hob den Finger. »Doch das wird mich nicht abhalten. Mir bleibt immer noch Marge.«
    »Dir geht's offensichtlich besser.«
    »Ein bißchen. Obwohl mein Kopf immer noch dröhnt und ich wie eine ganze Brauerei stinke.«
    »Leg dich schlafen.«
    Draußen hupte es, gleichzeitig läutete das Telefon laut und schrill. Oliver nahm ab. »Ja ... danke.« Er legte auf. »Mein Taxi ist da.«
    »Warte!« Cindy lief ins Schlafzimmer, zog einen Zwanziger aus ihrem Geldbeutel. Nach dem Zehner, den sie Jasmine gegeben hatte, und diesen zwanzig blieben ihr gerade noch fünf Dollar plus Kleingeld. Zumindest konnte sie dann kein Geld mehr für Bier verschwenden. Den Schein in der Hand, ging sie ins Wohnzimmer zurück und hielt ihn Oliver hin »Für deine Bemühungen ... und die Taxifahrt.«
    Oliver betrachtete den zerknitterten Schein, feucht von ihrem Schweiß. Dann sah er ihr ins Gesicht. »Du spinnst wohl.« Er lachte leise, zerzauste ihr das Haar, schloß die Wohnungstür hinter sich.
    Cindy blieb stehen, sah ins Leere. Sie hörte seine Schritte auf der Treppe, hörte, wie die Autotür zufiel. Ein Motor sprang an, brummte laut und verlor sich allmählich, bis nur noch Stille blieb. Die totale Stille ihrer Wohnung.
    Doch nach wenigen Augenblicken nahm sie wieder die üblichen Hintergrundgeräusche wahr — das Surren des Kühlschranks, das Summen der batteriebetriebenen Wanduhr. Sie schaute sich im Wohnzimmer um. Ihre Möbel kamen ihr fremd vor, große, unfreundliche Kleckse mit cremefarbenen Bezügen. Sogar die Kissen. Statt dekorativ zu sein, wirkten sie wie böse rote Augen, starrten sie feindselig an. In der Glasplatte ihres Couchtisches spiegelte sich das unheimliche grüne Licht ihres Videorecorders.
    Ein lautes Rumsen von draußen ließ sie zusammenschrecken. Beruhige dich.
    Nur ein Autoradio, dessen Bässe auf Maximum eingestellt sind. Warum stand sie hier? Was sollte das? Nichts, entschied sie. Sie blinzelte mehrmals. Dann verriegelte sie die Tür und ging ins Bett.

6
    »In Hollywood gab es in den letzten zwei Jahren sechs ähnliche Fälle«, erklärte Oliver. »Alle ungelöst. Zwei sind anders gelagert, aber bei den vier, die ich markiert habe, gibt es Übereinstimmungen.«
    Sie waren in Deckers Büro, eigentlich nicht mehr als ein Kabuff, aber zumindest mit einer Tür, die man schließen konnte, um ein wenig Ruhe zu haben. Decker saß hinter seinem Schreibtisch, Oliver und Marge davor. Deckers Telefonanlage blinkte, war aber stumm geschaltet.
    Decker blätterte eine der rot markierten Mappen durch, überflog den Inhalt - Art des Verbrechens, Ort, Zeitpunkt, äußere Umstände. »Die Frau hatte kein Kind dabei. Oder ist mir was entgangen?« Decker gab Oliver die Mappe zurück.
    »Nein, sie hatte kein Kind. Aber sie trug schwere Einkaufstaschen, hatte also die Hände voll. Der Täter benutzte dieselbe Methode. Schlich sich von hinten an, drückte ihr eine Waffe in den Rücken. Befahl ihr zu fahren. Nicht in allen Fällen waten Kinder dabei.«
    »Nur in einem nicht«, verbesserte Marge.
    »Dann war der in Hollywood vielleicht eine Ausnahme«, meinte Oliver. »Ich wollte ja nur eure Aufmerksamkeit darauf lenken. Wenn ihr ihn für irrelevant haltet, okay.«
    »Wir haben es registriert.«
    »Übrigens, wie geht es deinem Kind?« fragte Oliver.

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