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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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»Der knappe Kilometer ist um.«
    »Da sind die Platanen.« Decker deutete nach links.
    »Und dazwischen soll ein Weg sein?« Marge kroch nur noch, , schlug das Steuer vorsichtig nach links ein. »Tja, wenn du das sagst.«
    »Kriegt der Wagen Kratzer ab?« fragte Decker.
    »Kann schon sein.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Willst du lieber fahren?«
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, unterbrach Cindy. »Was ergibt keinen Sinn?« fragte Decker. »Wie kann ein mit Höchstgeschwindigkeit fahrendes Auto so scharf abbiegen, und das an einer unmarkierten Abzweigung?«
    »Offensichtlich kannte er sich in der Gegend besser aus als du.«
    »Trotzdem, Daddy, er mußte ja fast rechtwinklig abbiegen, und das bei dem Tempo. Nach meiner unmaßgeblichen und oft falschen Meinung müßte ein Auto dabei gegen die Bäume prallen.«
    »Möglich«, meinte Decker.
    Er gab tatsächlich in einem Punkt nach. Halleluja!
    Der Wagen holperte und rumpelte über den unebenen Weg. Der helle Strahl des Fernlichts wanderte über dichtes Laubwerk, Ranken und Schatten.
    »Das ist ja der reinste Urwald«, bemerkte Cindy. »Wer hat den Unfall gemeldet? Trapper John?«
    »Vielleicht hat ihn ein Verkehrshubschrauber bemerkt.«
    »Ja doch, hier herrscht ja auch dichter Verkehr. Ich wette, es gibt überall Stauwarnungen.«
    »Dein Sarkasmus hilft dir hier auch nicht weiter, Cindy.«
    »Was nicht gegen meine Frage spricht. Wer hat ihn gemeldet?«
    Plötzlich machte der Wagen einen Satz, und Decker prallte mit dem Kopf gegen das Autodach.
    Aus Achtung vor dem Feiertag fluchte er nur leise.
    »Alles in Ordnung?« fragte Cindy.
    Decker rieb sich den Kopf. »Bestens, danke.«
    »Das muß richtig weh getan haben«, sagte Cindy. »Ich hab es krachen gehört.«
    »Gott straft mich, weil ich den Sabbat mißachte.« Marge lachte leise. »Wenn das Leben so einfach wäre.«
    »Weißt du, wer den Unfall gemeldet hat?« fragte Decker.
    »Nein, aber es muß jemand mit Adleraugen gewesen sein. Ich sehe nichts. Das ist, als könnte ich jeden Moment in einen Abgrund stürzen ... «
    »Ich fahre, wenn du willst«, bot Cindy an. »Meine Augen sind ausgezeichnet.«
    »Nein, ich schaff das schon.« Marge schnupperte plötzlich. »Hier riecht's nach Benzin.«
    »Stimmt.«
    »Atzend«, sagte Cindy.
    Eine passende Bezeichnung, fand Decker. Dieser widerliche Gestank nach brennendem Petroleum, das alles und jeden vernichtete. Während seines Einsatzes in Vietnam hatte er das täglich gerochen. Marge kniff die Augen zusammen. »Da vorne ist ein Licht.« Der Wagen wurde hochgeschleudert und landete mit einem dumpfen Aufschlag auf den Rädern. »O je. Ich hoffe, Rina ist gut gepolstert, weil von den Stoßdämpfern nicht mehr viel übrig sein wird.«
    Das schwache Licht wurde schnell größer und heller. In der Luft hing der Gestank von verbranntem Laub und Benzin. Cindy hielt sich die Nase zu. Gleich darauf sah sie die Umrisse geparkter Autos.
    »Mann, stinkt das«, bemerkte Decker. »Park, wo du willst. Du hast freie Wahl, Marge.« Cindy kicherte, aber es klang nicht fröhlich. »Was ist los?« fragte Decker. »Ach, die ganze Situation. Wir steuern das Licht an wie Motten eine Flamme. Hoffentlich verbrennen wir nicht.«
    Marge verzog das Gesicht. »Du bist zu jung, um so abgebrüht und zynisch zu sein.«
    »Biologisches Alter zählt nicht«, gab Cindy zurück. »Nur die Zeit, die ich auf der Straße verbringe. Ich bin erst fünfundzwanzig, aber in Polizeijahren bin ich reif für die Rente.« Sie parkten hinter einem Abschleppwagen. Autos vom Sheriffbüro standen da, von der Highway Patrol, ein Krankenwagen und mehrere kleine Feuerwehrautos für unwegsames Gelände, wo die großen Löschzüge nicht rankamen. Im Gänsemarsch rutschten die drei langsam den Abhang hinunter, benutzten einen schmalen Trampelpfad mit provisorischen Handläufen, angelegt von den Feuerwehrleuten, den Sherpas der Expedition, wie Cindy witzelte. Aber selbst mit den Handläufen war der Abstieg steil und schwierig wegen der freigelegten Baumwurzeln. Außerdem konnte Cindy nicht ihr gewohntes Tempo anschlagen. Sie war eingeklemmt zwischen ihrem Vater vor sich und Marge, die hinter ihr her schlitterte und über ihre rutschigen Schuhe maulte. Sie brauchten einige Zeit, bis sie heil unten ankamen.
    Am Rande der zerklüfteten Schlucht wischte sich Cindy den Schweiß von der Stirn. Grelles weißes Licht beleuchtete verbranntes Laub und die verkohlte Karosserie. Verstreute Metallteile blitzten im Licht auf, lagen bis zu sechzig

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