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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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das Kennzeichen nicht durchgegeben?«
    »Läßt du mich bitte ausreden?«
    »Weiter.«
    »Ich wollte das Kennzeichen durchgeben, aber der Wagen schoß davon, hatte mich offenbar bemerkt. Als ich aufs Gas ging, konnte ich nicht mehr anrufen. Ich hatte kein Funkgerät, nur mein Handy, und wer tippt schon Nummern in ein Handy ein, wenn er hundertdreißig fährt?«
    »Du hast den Camry aus den Augen verloren.«
    »Ja.«
    »Wo war das?«
    »Im North Valley, nicht weit von deinem alten Haus.«
    »Wo es noch flach ist?«
    »Nein, in den Bergen, in der Nähe von Angeles Crest. Es war mir zu unheimlich, da allein hoch zu fahren.«
    »Also hast du aufgegeben. Das war klug von dir. Warum hast du dann nicht das Kennzeichen durchgegeben?«
    »Weil es mir peinlich war, wenn du's wissen willst. Außerdem war ich entnervt, mein Motor war überhitzt, und ich war allein. Vor allem wollte ich es ohne Panne bis hierher schaffen. Sobald ich hier war, hab ich die Sache gemeldet. Da hab ich von den gestohlenen Kennzeichen und dieser Roseanne Barkley erfahren. Jetzt weißt du alles. Ich hab nichts hinzuzufügen, und mich anzufunkeln, wird dir auch nichts nützen.« Decker stieß einen langen Seufzer aus. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht's gut.« Cindys Stimme war immer noch ausdruckslos. »Ich fühl mich nur beschissen, weil ich so ungeschickt war. Über das Auto erzähl ich dir alles, was ich weiß. Aber ich will nicht über mich reden.«
    »In Ordnung.« Decker versuchte es mit einem versöhnlichen Blick. »Freunde?«
    »Immer, Dad.«
    »Wir sollten rausfinden, ob jemand den Camry gesehen hat.«
    »Marge ruft gerade an. Tut mir leid, daß ich dich angelogen habe. Aber selbst wenn ich das nicht getan hätte, ist das kein Versprechen, dir alles zu erzählen, was in meinem Leben vorgeht.«
    »Dein Privatleben geht mich nichts an.«
    »Kann ich das schriftlich haben?«
    »Ich will nur, daß du in Sicherheit bist. Wie damals, als du sechzehn warst und angefangen hast, Auto zu fahren ... du kamst immer spät nach Hause. Ich wollte, daß du mich anrufst ... «
    »Ich bin nicht mehr sechzehn, Dad.«
    »Okay, das war ein schlechtes Beispiel.«
    »Es war ein bezeichnendes Beispiel. Du liebst mich und willst, daß es mir immer gutgeht ...«
    »Nur, daß du in Sicherheit bist.«
    »Das ist unmöglich. Vor allem bei dem Beruf, den ich mir ausgesucht habe.«
    Marge kam aus der Küche, schaute ernst. »Glaubst du, Rina kann auf Vega aufpassen?«
    »Was ist los?«
    »Der Camry ist gefunden worden«, erwiderte Marge. »Die Kennzeichen, sollte ich wohl eher sagen. Der Wagen ist völlig ausgebrannt.«

19
    Cindy hatte erwartet, daß ihr gemeinsamer Beruf sie einander näherbringen würde, aber er schien einen Keil zwischen sie zu treiben. Sie starrte aus dem Fenster von Rinas weißem Volvo Kombi. Marge fuhr, Dad saß auf dem Beifahrersitz. Der Wagen war neu und sicher nicht billig gewesen. Bei all den Kosten für das neue Haus und den Umbau mußte auf Dads Bankkonto Ebbe herrschen. Zu den Geldsorgen jetzt auch noch die Carjackings — Dad mußte völlig fertig sein. Etwas schien ihn zwanghaft vorwärtszutreiben; daß er mit ihnen fuhr, am Sabbat arbeitete, obwohl es auch ohne ihn gegangen wäre, war ein Beispiel dafür. Cindy drückte die Nase gegen die Scheibe. Wenn Rina dagegen war, daß Dad am Feiertag arbeitete, hatte sie es nicht gezeigt. Vermutlich gab es ein ungeschriebenes Gesetz zwischen ihnen: Dads Arbeit war ausschließlich seine Domäne, und seine Entscheidungen, was seinen Job anbetraf, waren unverrückbar. Als Rina ihm zum Abschied einen Kuß gegeben hatte, wirkte sie nicht wütend. Andererseits hielt sich Dad möglichst streng an die jüdischen Gesetze. Nach ihrem Glauben entweihte elektrisches Licht den Sabbat. Also hatte Marge statt seiner die Autotür geöffnet, wodurch sich das Innenlicht automatisch anschaltete. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum sie fuhr.
    Sie hatten jetzt die Berge erreicht, waren auf dem Weg zum Angeles Crest National Park. Decker drehte sich um, wirkte wach und aufmerksam. »Bist du dem Camry auf dieser Straße gefolgt?«
    »Ja.« Aber Cindy war sich nicht sicher. Es gab so viele Wege in die Berge, und nachts sahen die Straßen anders aus, einsamer und unheimlicher. Dunkelheit in bewaldeten Gebieten war mehr als das Fehlen von Licht; eher etwas Greifbares. Sie hüllte ein und erdrückte. »Ich hab ihn weiter oben verloren.«
    »Wie weit oben?«
    »Zwei Kilometer, vielleicht drei. Als die Straße

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