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Die Rache ist Dein

Die Rache ist Dein

Titel: Die Rache ist Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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eklig.«
    Decker lächelte. »Etwas Eindeutiges, das auf ein bestimmtes Verbrechen hindeutet. Etwas, das den Besitzer glauben läßt, ihm bliebe keine andere Wahl, als das Auto zu zerstören.«
    »Ein Auto zu verbrennen, ist doch viel auffälliger als Ausschlachten«, hielt Marge dagegen. »Das finde ich auch«, sagte Cindy. »Und wenn man Beweise vernichten will, warum dann die gestohlenen Kennzeichen dran lassen?«
    Decker lachte leise. »Weil jemand Mist gebaut hat. Oder nicht an die Kennzeichen gedacht hat. Wir Amerikaner sind von der Brillanz des kriminellen Verstandes wie besessen. In Wirklichkeit sind die meisten Verbrecher einfach nur dumm.«

20
    Erhitzt, verschwitzt, müde, dreckig, angewidert, unzufrieden mit sich, unfähig und mehr als verängstigt. Und das war nur ein Teil der Adjektive, die sie zur Beschreibung ihrer Gefühle verwenden würde. Am allermeisten brauchte Cindy eine Schulter, an der sie sich ausweinen konnte, aber da sie die nicht hatte, mußten ein heißes Bad und ihr Bett reichen.
    Erst lange nach der Geisterstunde waren sie von ihrem Waldausflug zurückgekommen, aber außer Hannah hatte niemand geschlafen. Die erschöpfte Marge hatte Vega, die immer noch voller Fragen war, bei der Hand genommen und sich bei Rina entschuldigt, weil sie deren Mann am Sabbat entführt hatte. Als sich Cindy verabschieden wollte, hatten sowohl Rina wie auch Decker sie inständig gebeten, bis zum nächsten Morgen zu bleiben. Besonders ihr Vater wollte sie nur ungern so spät fahren lassen. Es stimmte, Cindy war total ausgelaugt, und es stimmte auch, daß ihr Auto am frühen Abend gequalmt hatte. Aber sie hatte sich dickköpfig geweigert, über Nacht zu bleiben. Sie brauchte ihre eigene Dusche, ihr eigenes Bett und ihre eigene Umgebung. Ruf an, wenn du zu Hause bist, hatte Decker gebeten. Bitte.
    Du machst dir zu viel Sorgen. Außerdem kannst du sowieso nicht ans Telefon, weil Sabbat ist.
    Ich bleibe wach, bis ich deine Stimme höre. Dad, bitte nicht.
    Okay, ich bleib nicht wach. Aber ruf trotzdem an.
    Widerwillig hatte sie zugestimmt. Er war besorgt, weil er spürte, das etwas nicht stimmte. Wenn er doch nur nicht so scharfsichtig wäre.
    Auf dem Heimweg war ihre Paranoia kaum noch zu bändigen. Äußerst wachsam schaute sie dauernd über die Schulter, ließ den Blick ständig wandern, zum Rückspiegel, zu den Außenspiegeln. Immer wieder wechselte sie die Spur, wurde schneller, dann wieder langsamer. Hätte sie jemanden so fahren sehen, hätte sie ihn sofort zum Alkoholtest rausgewunken. Aber sie hatte gute Gründe, wollte wissen, ob sie beschattet wurde. Doch es gab keinen Beschatter. Zumindest konnte sie niemanden entdecken. An der National bog sie vom Freeway ab. Noch — oder schon, denn es war bereits früher Samstag morgen — waren Autos unterwegs, aus einem Autoradio dröhnte ohrenbetäubender Rap. Cindy fiel sofort der Paragraph für Ruhestörung ein.
    Sie bog in den Parkplatz vor ihrem Haus, stellte den Motor ab, ließ den Blick schweifen. Alles wirkte ruhig ... verlassen. Ganz vorsichtig öffnete sie die Autotür und stieg aus — Schlüssel in der linken Hand, die Rechte um den Griff ihrer Waffe geklammert. Niemand sprang sie aus dem Schatten heraus an, niemand tauchte aus dem Nichts auf. Alles total friedlich, und so hatte sie es gern. Trotzdem wurde ihr Atem schneller. Die Nacht war so lang gewesen ... Zur Haustür, dann die Treppe hinauf. Ständiger Blick über die Schulter. Klappernde Schlüssel, die andere Hand um die Waffe geklammert. Inzwischen keuchte sie, schwitzte ... Reiß dich zusammen, Decker.
    Ein Blick nach links ... nach rechts ... über die Schulter. Den Schlüssel ins Schloß.
    Da stimmte was ganz und gar nicht. Als sie den Schlüssel ins Schloß steckte, schwang die Tür ein Stück auf, kein Sicherheitsriegel versperrte sie von innen. Cindy spürte, wie ihr das Blut aus dem Kopf wich und ihr Herz zu trommeln begann. Dann nahm sie sich zusammen. Stand ganz still , versuchte die Situation einzuschätzen, ohne in Panik zu geraten.
    Cindy ließ den Schlüssel halb im Schloß stecken, zog die Waffe heraus.
    Tür nicht abgeschlossen. War jemand drinnen? Ist noch drinnen? Alles dunkel. Hörst du was?
    Aber sie hörte nur ihren keuchenden Atem.
    Denk nach. Reingehen oder nicht? Jemanden anrufen? Aber wen? Die Polizei? WS
    Sie war die Polizei.
    Treib 's nicht zu weit! Verschwinde, verschwinde! Verschwinde! Oder vielleicht... vielleicht nur ein kurzer Blick. Faß nichts an ... hau lieber

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