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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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ausgehen. Sieh mal, das ist mehr eine Demonstration. Und auf jeden Fall wird keiner dabei verletzt, du brauchst also nicht nervös zu sein.«
    Megan wußte, daß es nicht die Nerven waren. Es lag an dem neuen Leben, das in ihr heranwuchs. Einen Moment überlegte sie, ob es nicht an der Zeit wäre, es ihm zu sagen. Nein, dachte sie schließlich, nicht hier und nicht jetzt. Aber wann? Die Zeit war knapp.
    Megan streichelte ihm übers Gesicht. »Und du, geht es dir gut?«
    »Sicher, warum denn nicht?«
    »Ich wollte es nur wissen.«
    »Aber warum? Ich meine, was sollte nicht in Ordnung sein?«
    Sie sah ihn einfach nur an.
    »Verdammt«, sagte er schließlich zornig, »nun fang nicht wieder von vorne an. Wir werden durchkommen, wir haben oft genug darüber diskutiert, und jetzt ist Schluß.
    Ich will nicht mehr nur protestieren. Das hat uns nicht weitergebracht. Damit sind wir endgültig fertig. Das einzige, was die Leute verstehen, die in unserer Gesellschaft an der Macht sind, ist, auf gleiche Weise zurückzuschlagen. Triff sie ins Herz, vielleicht ändert das den Lauf der Welt. Das ist der einzige Weg!« Nach einigem Zögern fügte er hinzu : »Das ist die Sprache, die sie verstehen. Das wird sie aufmerksam machen, und das ist dringend nötig.«
    Sie antwortete zunächst nichts. Dann sagte sie ruhig:
    »Na gut, an Veränderungen zu glauben ist eine Sache.
    Aber hör auf so zu reden wie Tanya, das paßt nicht zu dir.« Sie seufzte leise.
    »Wir waren uns doch darüber im klaren.«
    Sie nickte.
    »Also, dann laß es doch jetzt.«
    Er faßte sie an den Schultern, um sie auf Abstand zu halten, sie klammerte sich an ihn.
    »Jetzt nicht«, flüsterte er. »Ich hätte dich wirklich nie hierher bringen sollen. Das ist nicht deine Welt. Ich habe das gewußt.«
    »Meine Welt ist deine Welt«, antwortete sie und lächelte ihn an. »Klingt ganz schön kitschig, was?« fügte sie dann lachend hinzu.
    Sein Blick war angestrengt, und sie hoffte, daß er an der Richtigkeit der Unternehmung zweifelte. Ich muß einen Weg finden, Duncan und mich hier herauszubringen, dachte sie. Wir müssen beide hier weg.
    Nach einer Weile löste er sich aus ihrer Umarmung.
    »Komm, laß uns etwas essen gehen«, sagte er in normalem Ton und faßte sie am Kinn.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe überhaupt keinen Appetit«, sagte sie, fügte aber nach kurzem Nachdenken hinzu: »Komisch, wenn ich so daran denke, ich könnte ein ganzes Pferd verspeisen. Mit Schlagsahne.«
    »Zum Frühstück?« fragte er lachend.
    »Komm«, sagte sie und nahm seine Hand. Eigentlich müßte ich es ihm sagen. Alles ist jetzt anders, es geht nicht mehr nur um uns beide. Verzweifelt suchte sie nach den passenden Worten und nahm sich vor, die nächste Gelegenheit wahrzunehmen..
    Olivia Barrow stand vor dem kleinen Frisiertisch in ihrem engen Schlafzimmer und betrachtete sich im Spiegel. Ihr Haar war kurz geschnitten, wodurch ihr Gesicht ein wenig kantig wirkte. Sie prüfte ihr Aussehen: die gerade Nase, die hohen Wangenknochen und die hohe Stirn. Ihre Mutter hatte ihr früher immer über den Kopf gestreichelt, wenn sie vor dem Spiegel standen, und ihr gesagt, daß sie später auf jeder Party sicher das hübscheste Mädchen sein würde. Bei dieser Erinnerung mußte sie lächeln. Ihre Mutter hatte wohl kaum an die Art von Party gedacht, zu der sie heute gehen würde. Sie schnaubte verächtlich, als sie an die Modellagentur dachte, die sie unter Vertrag nehmen wollte, als sie gerade ins College kam. Ich brauchte eine Narbe, dachte sie. Irgendein rotes Mal, das sich mitten durch diese hübsche Fassade zieht wie ein Riß durch das Gemälde eines Künstlers. Ich würde lieber etwas plumper sein, ein bißchen unscheinbarer. Ich wäre besser ein Hippie-Mädchen mit Hängebusen und schlaffem Hintern, das Lieder über den Frieden singt, über Liebe und Blumen und sich in Wirklichkeit für nichts anderes interessiert als den nächsten LSD-Trip. Man würde mich dann schwerer wiedererkennen. Zugleich war sie sich jedoch bewußt, daß ihre Schönheit sie auch stark machte. Sie beugte sich plötzlich nach vorn, berührte ihre Zehen und legte dann die Handflächen auf den Fußboden.
    Es war wichtig, körperlich fit zu sein.
    Ihre Mutter war Tänzerin gewesen. Olivia erinnerte sich, wie sie ihr im Studio bei Sprüngen und Drehungen zugeschaut hatte. Immer war ihre Mutter stark. Aber warum hatte sie zum Schluß nicht gekämpft? Warum hatte sie sich so wenig gegen ihre Krankheit

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