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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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steht im Eingang zum Haus des Mannes, geduldig wartet sie, daß er die Tür öffnet und sie hereinläßt. Sie weiß, daß er es tun wird: Wer könnte einer nett aussehenden, gut angezogenen Frau mittleren Alters den Eintritt verweigern, selbst wenn es mitten in der Nacht war, selbst wenn man sie nicht kannte? Man sieht durch das Guckloch, und dann öffnet man die Tür, verwundert, was sie zur Schwelle des Hauses bringt. Man würde ohne zu zögern öffnen.
    Aber er sah immer noch nicht, warum sie dort gewesen sein sollte.
    Er hörte die Stimme des Reporters durchs Telefon reden.
    »… Es ist jammerschade. Stellen Sie sich vor. Schafft mehrere Jahre in Vietnam, kommt nach Hause, wird bei einem Banküberfall angeschossen, schließlich bringt er es bis zum Abteilungsleiter und endet dann so, nur weil er es sich wegen seiner Sicherungsanlage angewöhnt hat, zu Hause Bargeld herumliegen zu lassen. Ich will Ihnen sagen, die Leute hatten ziemliche Angst, als das passiert war, denn wenn es einen Burschen wie Miller erwischen konnte, dann konnte jeder …«
    »Entschuldigung«, sagte Duncan abrupt, »was haben Sie gesagt?«
    »Ich sagte, es ist jammerschade.«
    »Danach.«
    »Der Bursche leistet seinen Wehrdienst in Nam, wird dann bei einem Bankraub angeschossen -«
    Duncan unterbrach ihn: »Bei einem Bankraub?«
    »Ja - damals 1968. Stand tagelang in den Schlagzeilen.
    Paar verrückte Hippies haben eine Bank zu berauben versucht, ein paar Sicherheitsbeamte sind dabei draufgegangen, und Miller kriegte einen Schuß ins Bein. Ein paar von den Verrückten hat’s auch erwischt. Miller bekam die Gouverneursmedaille wegen Tapferkeit.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Duncan.
    »Klar. War in dem Jahr ungefähr zehn Minuten lang eine große Story. Eine spannende Story folgte in diesem achtundsechziger Jahr auf die nächste. Es war so ein Jahr.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Duncan.
    Seine Schultern sackten vorwärts, und der Ekel kam ihm hoch. Einen Augenblick wußte er nicht, ob er verhindern konnte, daß er sich vor Angst übergab.
    Ich weiß, sagte er zu sich selbst. Ich weiß es jetzt. Er schluckte die Galle hinunter, die ihm hochgekommen war, und fragte: »Hat die Polizei irgend jemanden verdächtigt?«
    »Eine Menge Theorien. Hauptsächlich glauben sie, daß es diese Gang war, die von San Francisco aus operiert.
    Offenbar hat’s hier in den letzten Monaten auch noch ein paar andere Einbrüche dieser Art gegeben. Aber er war im Sicherheitsgeschäft, und wer weiß, was für Leuten er da in all den Jahren übern Weg gelaufen ist. Vergessen Sie nicht: Das hier ist Kalifornien. Hier gibt es alles.«
    »Danke«, sagte Duncan, seine Stimme war nur noch ein Flüstern.
    »He, wissen Sie irgendwas über den Fall, was den Schnüfflern weiterhelfen könnte? Seine Firma hat zwanzigtausend Dollar Belohnung ausgesetzt.«
    Duncan hängte ein.
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und dachte darüber nach, wer Robert Miller war: der Mann, der 1968 auf der Straße in Lodi Emily Lewis erschossen hatte.
    Und Duncan wußte, warum er gestorben war. Aus Rache.
     
    Richter Thomas Pearson beobachtete seinen Enkel.
    Der Junge schien etwas von seiner Nervosität zu verlieren, während die Vertrautheit mit seiner Umgebung zunahm. Aber Tommy fuhr immer noch sichtbar hoch, wenn irgendein Geräusch von unten in die Enge des Raums herauf drang. Er konnte sehen, wie diese Mischung aus Angst und Langeweile den Jungen allmählich zur Verzweiflung brachte. Er ging einen Augenblick auf und ab, rollte sich dann auf dem Bett in Fötusposition zusammen, nur um sich ein paar Minuten später wieder aufzurichten und wieder mit dem Auf- und Abgehen anzufangen. Tommy hatte alle Versuche seines Großvaters, ihn abzulenken, abgewehrt. Sie hatten die Morgenstunden allein zusammen verbracht und sich gefragt, was als nächstes geschehen würde; dann, nachdem Olivia sie fotografiert hatte, verging der Nachmittag ohne Nachricht, es herrschte völliges Schweigen. Der Richter hatte sich mehrmals gefragt, ob sie wohl allein im Haus waren; aber selbst dann hätte er nicht gewußt, was er hätte tun können.
    Er starrte in der Kammer umher. Was für eine teuflische Falle das ist, eingesperrt zwischen Wänden und Verantwortung, dachte er. Wenn ich Tommy verliere, könnte ich Duncan und Megan nie mehr vor die Augen treten. So ein Leben würde mich umbringen.
    Er sah auf die Armbanduhr und stellte fest, daß es schon über die Dinnerzeit hinaus war. Es ist Abend, dachte

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