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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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konnten. Sie spürten keine Gefahr, nur das berauschende Gefühl, im Zentrum der Dinge zu stehen.
    Megan sah zu Duncan und den Mädchen hinüber, die still geworden waren, und sie begriff, daß alle denken würden, sie hätten in dieser Auseinandersetzung gewonnen. So funktionierte eine Familie: Jeder sagte seine Meinung und glaubte, da er selbst ja zweifellos recht hatte, daß alle anderen mitmachen würden - was natürlich nie jemand wirklich tat. Alle Familienbeziehungen waren auf dieselbe Illusion gegründet, dachte sie. Jeder zimmerte sich dieselbe Art funktionierender Beziehung. Sogar Tommy wußte das.
    Sie hörte Duncan sagen: »Laßt uns vorsichtig sein. Ich glaube sowieso nicht, daß Bill Lewis unser größtes Problem darstellt. Unser größtes Problem ist Olivia.«
    »Aber was verlangt sie?« fragte Megan.
    »Das ist ja gerade so schwierig«, sagte Duncan. »Sie sagt nicht, wieviel Geld. Ich glaube nicht, daß es ihr auf die Höhe der Zahlung ankommt. Es geht darum, wie ich es besorgen soll.«
    »Wie denn?«
    »Sie möchte, daß ich meine eigene Bank beraube.«
    Im Zimmer herrschte Schweigen. Megans Kopf drehte sich, und sie versuchte eines einzigen Gedankens habhaft zu werden, ihn in Worte fassen und aussprechen zu können, aber es gelang ihr nicht. Sie hörte die Stimmen der Mädchen, sie hallten wie aus weiter Entfernung.
    »Was?«
    »Aber wie?«
    »Ich kann es tun«, sagte Duncan. »Ich müßte die Details ausarbeiten, aber ich kann es tun.«
    »Aber Dad! Wenn du geschnappt wirst -«
    »Könntest du im Gefängnis landen. Was würde es uns nützen, wenn wir Tommy und Großvater wieder hätten, wenn du ins Gefängnis gehst? Und wieso will sie denn überhaupt -«
    »Von ihr aus gesehen ist es völlig vernünftig. Sie meint, ich hätte bei dem einen Banküberfall versagt. Jetzt möchte sie, daß ich den Job zu Ende bringe. So hat sie gesagt. Es ist schon irgendwie logisch.«
    »Duncan!«
    »Nun, es stimmt doch. Olivia ist nicht dumm.«
    »Aber nimm an -«
    »Nimm was an? Karen, Lauren, was nehmt ihr an? Welche anderen Möglichkeiten haben wir?«
    »Ich finde immer noch, wir sollten zur Polizei gehen. Dann würden die dir das Geld geben.«
    »Wir können das nicht tun, wir können das einfach nicht tun. Seht mal, laßt uns das ein für allemal klären: Erstens: Wenn wir zu den Polypen gehen und Olivia kriegt’s heraus, dann sagt sie vielleicht, was soll’s, und bringt sie beide um. Laßt mich euch eins sagen: Sie ist fähig dazu.
    Glaubt nicht einen Augenblick, daß sie so etwas nicht fertigbekäme. Im Augenblick ist sie ziemlich selbstsicher und hat die Sache im Griff, aber wir dürfen nichts tun, wodurch sie irgendwie mißtrauisch werden könnte, denn dann weiß man nicht, was sie alles anstellt …«
    Duncan zögerte und dachte an den Brief in seiner Tasche und an das, was er an jenem Nachmittag erfahren hatte.
    »Sie ist ein Killer, daran müssen wir denken.«
    Er machte eine Pause und wartete auf die Reaktion im Raum. Er sah, was für eine Wirkung das Wort auf die drei Frauen hatte. Er redete weiter: 
    »…Zweitens, wenn wir zur Polizei gehen, werden eure Mutter und ich wegen der Sache in Kalifornien angeklagt, und wäre euch das recht? Drittens, selbst wenn wir zur Polizei gehen, gibt es keine Garantie, daß sie die beiden Tommys besser zurückbekommen können als wir, wenn wir mitspielen. Denkt mal darüber nach!«
    »Was meinst du?« fragte Megan.
    »Die Mädchen werden sich nicht daran erinnern, aber wir kennen uns aus: Das Lindbergh-Baby zum Beispiel: Die Polizei wurde angerufen, und das Baby starb. Was ist mit Patty Hearst? Jeder verdammte FBI-Agent im ganzen Land suchte sie, und erst nachdem sie selbst eine Revolutionärin geworden war und ihre eigene gottverdammte Bank ausgeraubt hatte, fanden sie sie. Sie nannte sich sogar Tanya.«
    »Ich erinnere mich«, sagte Megan leise. »So nannte sich Olivia damals, lange vor Patty Hearst.«
    Duncan lächelte halb. »Sie verlor sogar ihren Spitznamen, als sie ins Gefängnis ging.«
    Er fuhr fort: »Jedenfalls glaube ich nicht, daß die Polizei hier viel helfen würde. Meint ihr?«
    Megan schüttelte den Kopf.
    »Lauren? Karen? Erinnert ihr euch, irgend etwas in der Zeitung gelesen zu haben, das die Polizei von Greenfield empfehlenswert erscheinen lassen könnte?«
    Es war eine unfaire Frage, aber er stellte sie trotzdem.
    Sie blieben still.
    »All right also. Nun, vielleicht, nachdem wir sie zurückbekommen haben, werden wir die Polypen rufen. Aber

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