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Die Rache. Thriller.

Die Rache. Thriller.

Titel: Die Rache. Thriller. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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nicht bevor wir sie wiederhaben.«
    »Aber Duncan«, hörte Megan ihre Stimme, als ob sie von jemand anderem käme, »wenn du die Bank ausraubst, um an das Geld zu kommen, wird die Polizei in Schwärmen über Greenfield herfallen. Wie können wir damit durchkommen?«
    »Müssen wir ja nicht.«
    »Ich versteh’ nicht.«
    »Hör zu«, sagte Duncan. »Alles, was wir brauchen, ist das Geld und ein bißchen Zeit. Wenn ich das, sagen wir, Freitag abend mache, wird es erst montags entdeckt. Wir können die Tommys über das Wochenende zurückbekommen. Dann, am Montag, kann ich zu Phillips gehen und ihm die Wahrheit sagen - oder genug, um ihm zu erklären, warum ich das getan habe, was ich getan habe. Wir können der Bank den Schaden ersetzen - wir verkaufen alles, wenn es sein muß. Dein Vater wird uns helfen. Aber unter diesen Umständen glaube ich nicht, daß man mich unter Anklage stellen wird.«
    »Das klingt lächerlich.«
    »Hast du eine bessere Idee?«
    »Ich meine, es ist voll von -«
    »Klar, Glück gehört dazu. Guter Wille. Das weiß ich doch selbst! Aber was können wir sonst tun?«
    »Wir könnten …«
    »Was? Morgen rufe ich unseren Makler an, er soll all unsere Aktien verkaufen. Ich rufe den Grundstücksmakler oben in Vermont an und bringe den Besitz da auf den Markt. Wir können alles zu Geld machen, aber es wird Zeit brauchen. Mehr als zwei Tage, und soviel Zeit gibt sie uns nur.«
    »Glaubst du wirklich, du schaffst es?«
    Duncan lachte bitter. »Es ist wahrscheinlich eine häufiger vorkommende Phantasievorstellung, als ein Banker zugeben würde. Und gewöhnlich unterschlagen korrupte Bankleute das Geld. Aber was ich tun werde, ist, die verdammte Bank auszurauben. Genau wie so ’n gottverdammter Jesse James oder wie Bonnie und Clyde.«
    »Sie wurden alle geschnappt«, sagte Megan abrupt.
    »Und umgelegt.« Sie überging Duncans blasphemischen Ruch, denn sie hatte das Gefühl, er gehöre irgendwie zur Stimmung ihres Gespräches.
    Duncan runzelte die Stirn.
    »Zwei Tage. Mehr haben wir nicht. Und überhaupt, worum geht’s bei diesem Glücksspiel? Unser Einsatz ist das Leben unseres Sohnes. Und das des Richters. Wir müssen tun, was sie verlangt, selbst wenn es falsch scheint oder wenn es künftig üble Folgen haben wird. Wir müssen jetzt sofort mit diesen Dingen fertigwerden! Und Megan, du mußt sehen, worum es hier wirklich geht: Sie ist nicht an dem Geld interessiert. Geld zählt vielleicht für die anderen, für Leute wie Bill Lewis und wer ihr sonst noch helfen mag, aber für Olivia, da bin ich sicher, ist es nicht das Geld …«
    Er sah sich die Gesichter seiner Familie an.
    Langsam holte er den Umschlag mit der Todesanzeige und dem Foto der beiden Tommys aus der Tasche. Er ließ ihn auf den Kaffeetisch vor seine Frau und die Töchter fallen.
    »…sie will uns.«

KAPITEL 7
Donnerstag
    Den Rest des Tages über war Megan heftigen Empfindun-gen ausgesetzt, sie brachte die Bilder, die in ihr aufstiegen, kaum unter Kontrolle. Ihr war, als treibe sie in einem wilden Fluß, einmal wurde sie fast vom grünweißen Schaum erstickt, dann wurde sie wieder nach oben gestoßen und rang über der Wasseroberfläche nach Luft.
    Sie sah Tommy vor sich, wie er im Reifen an der großen Eiche im Vorgarten schaukelte, sie schrie vor Freude, wollte aufspringen, hinauslaufen und ihn in die Arme nehmen, dann aber sah sie, daß der Reifen leer war, und hielt inne. Sekunden später nur drehte sie sich um, spitzte die Ohren und glaubte, den vertrauten, unverkennbaren Schritt ihres Vaters zu hören, draußen auf der Eingangstreppe. Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, in die Diele zu laufen, um ein Phantom zu begrüßen; sie mußte sich dazu zwingen einzusehen, daß er nur in ihrer Einbildung zurückgekehrt war.
    Megan dachte über den Gang ihres Vaters nach. Die Leichtheit des Alters lag für sie darin. Es war ganz falsch zu glauben, daß ältere Menschen immer schwerfällig gingen, so als ob sie die Last ihrer Jahre trügen. Im Gegenteil, viele hatten einen leichteren Schritt, so als ob die Sprödigkeit ihres Alters plötzlich verschwunden sei, da sie von der Bürde alltäglicher Pflichten befreit waren.
    Wenn man die beiden Tommys zusammen gehen sah, wirkte es immer, als schwebten sie eine Handbreit über dem Boden. Sie selbst und ihre, die mittlere Generation, waren es, die sich mit sturer, dumpfer Bestimmtheit vorwärtsbewegten, befangen in der Routine und dem Dickicht des Lebens.
    Megan sah hinaus in den

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